Auch Tiere ohne Gehirn sind konditionierbar. Das belegt eine neue Studie der Universität Freiburg in der Fachzeitschrift «Pnas». Dazu hat ein Forschungsteam einer hirnlosen Seeanemone beigebracht, ihr Verhalten aufgrund von Erfahrungen aus der Vergangenheit anzupassen.
Die Seeanemone Nematostella vectensis hat demnach eine einfache Form eines Gedächtnisses, wie die Universität Freiburg in einer Mitteilung vom Dienstag schrieb.
Die Forschenden haben an den Tieren Tests mit Stimuli aus Licht und elektrischem Strom durchgeführt. Einige Seeanemonen wurden Licht und Strom gleichzeitig ausgesetzt, bei anderen wurden die Impulse zeitversetzt eingesetzt, sodass kein Zusammenhang zwischen den beiden Reizen erkennbar war.
Und tatsächlich reagierten die Tiere auf das Training. Mit der Zeit zogen die Anemonen, bei denen die beiden Impulse gleichzeitig eingesetzt worden waren, ihren Körper allein schon beim Einsatz des Lichtimpulses zusammen. Sie hatten gelernt, dass das Auftreten von Licht mit einem elektrischen Stimulus einhergeht – klassische Konditionierung.
Wie genau die Tiere ohne Gehirn konditioniert werden können, geht aus der Studie nicht hervor. «Es ist sehr wenig bekannt darüber, wie der Lernprozess bei Tieren mit scheinbar einfachem Nervennetz organisiert ist. Wir gehen davon aus, dass sich auch bei ihnen gewisse Synapsen verstärken», sagte Studienleiter Simon Sprecher in der Mitteilung der Hochschule.
Die Erkenntnisse werfen laut Sprecher auch die Frage auf, wie und wann das Lernen während der Evolution entstanden ist. «Die ersten Vorfahren aller Tiere, die ein Gehirn haben, lebten vor rund 560 Millionen Jahren. Solche mit einem Nervennetz gab es schon 100 bis 150 Millionen Jahre früher», sagte Sprecher. Vielleicht gibt es also schon länger lernfähige Tiere als bisher angenommen.
(sda)