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Der Boden lebt – und zwar mehr als bisher angenommen

Der Boden lebt – und zwar mehr als bisher angenommen

08.08.2023, 08:0008.08.2023, 10:47
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Weder Korallenriffe noch Regenwälder: Kein Ökosystem beherbergt so viele Arten wie der Boden. Wie eine neue Übersichtsstudie eines Schweizer Forschungsteams zeigt, leben zwei Drittel aller bekannten Arten unter der Erde.

Regenwürmer im Boden
Mehr als nur Regenwürmer: Der Boden ist belebter als bisher gedacht.Bild: Shutterstock

Diese am Dienstag im Fachblatt «Pnas» veröffentlichte Zahl ist mehr als doppelt so hoch wie frühere Schätzungen des Artenreichtums im Boden, wie die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) am Dienstag mitteilte. Für die Studie haben Forschende der WSL, der Universität Zürich und der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Agroscope die Fachliteratur durchforstet und bestehende Datensätze neu ausgewertet.

«Unsere Studie zeigt, dass die Vielfalt in den Böden gross und entsprechend wichtig ist und sie somit im Naturschutz viel stärker berücksichtigt werden sollte», liess sich Erstautor Mark Anthony von der WSL in der Mitteilung zitieren. Der Anteil an Böden weltweit, die als beeinträchtigt oder zerstört gelten, wächst indes stetig. «Die Böden stehen enorm unter Druck, sei es durch landwirtschaftliche Intensivierung, den Klimawandel, invasive Arten und vieles mehr», betonte Anthony.

Pilze, Pflanzen und winzige Organismen

Am stärksten vertreten im Boden sind dabei Pilze. Ganze 90 Prozent aller Pilzarten leben laut der Studie im Boden. Mit einem Anteil von rund 86 Prozent folgen Pflanzen mit ihren Wurzeln. Bei den Weichtieren wie Schnecken und Regenwürmer leben 20 Prozent im Boden.

«Vor allem aber für die ganz kleinen Organismen wie Bakterien, Viren, Archaeen, Pilze und Einzeller hat noch niemand eine Schätzung der Vielfalt versucht», erklärte Anthony. Dabei seien gerade diese Organismen entscheidend für das Nährstoffrecycling im Boden, für die Kohlenstoffspeicherung und wichtig als Krankheitserreger und Partner der Bäume.

Die Forschenden stellten ausserdem fest, dass die Datenlage zur Bodenvielfalt lückenhaft ist. Insbesondere im globalen Süden. Ihre Analyse sei ein «erster, aber wichtiger» Versuch, den Anteil der globalen Artenvielfalt, die im Boden lebt, einzuschätzen. (sda)

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