Die Elster (Pica pica) geniesst einen zweifelhaften Ruf: Die Germanen wiesen sie der Todesgöttin Hel zu; darum galt sie als Unheilbote. Und der Volksmund «weiss», dass Elstern notorisch stehlen. Doch wie so oft: Wissenschaftlich haltbar ist der Vorwurf nicht. Britische Forscher rehabilitieren die Vögel.
In der Zeitschrift «Animal Cognition» berichten Wissenschaftler um Toni Shephard von der englischen Universität Exeter, dass Elstern nicht auf glänzende Gegenstände fixiert sind. Dazu machten sie Versuche sowohl mit Elstern in Gefangenschaft als auch mit Tieren, die zwar in Freiheit leben, aber auf dem Campus der Universität die Nähe zu Menschen gewohnt waren.
Die Vögel bekamen zunächst regelmässig an festen Orten Futter. Dann stellten die Forscher etwa 30 Zentimeter entfernt von den Futternäpfen zwei Schälchen mit Schrauben und Ringen auf. Diese waren in einer Schale im glänzenden Originalzustand, in der anderen dagegen mit matter Farbe angemalt.
Die Vögel zeigten kein grösseres Interesse an den Gegenständen, unabhängig von ihrem Aussehen. «Wir haben bei den Elstern keine Beweise für eine besondere Vorliebe für glänzende Objekte gefunden», wird Shephard in einer Mitteilung seiner Universität zitiert.
Teilweise reagierten die Vögel sogar ängstlich. Diese Furcht legten sie erst nach mehreren Versuchsdurchgängen ab. Die Vorsicht zeigte sich unter anderem darin, dass es länger dauerte, bis die Elstern überhaupt zum Futternapf kamen.
«Wir vermuten, dass es Menschen auffällt, wenn Elstern zufällig blinkende Objekte mitnehmen, weil sie glauben, dass die Vögel sie schön finden», sagt Shephard. Diese Ausnahmefälle bestätigen also nur scheinbar eine Regel.
Bei anderen Vögeln wie dem Schwarzmilan (Milvus migrans) ist dagegen die Vorliebe für glänzende Gegenstände belegt. Die Wissenschafter wundern sich deshalb, dass es dazu ausgerechnet bei Elstern bisher kaum Untersuchungen gab. (dhr/sda/dpa)