Endlich ist der Sommer da. Anfang Juni gab es die ersten Hitzetage des Jahres. Doch bereits am Donnerstag sollen die Temperaturen laut den Wettervorhersagen wieder massiv fallen – um dann am Freitag erneut anzusteigen. Manchen Leuten bereitet diese meteorologische Achterbahnfahrt Kopfschmerzen, und zwar im Wortsinn.
Wetterbedingte Kopfschmerzen gehören zum Phänomen Wetterfühligkeit (Meteoropathie). Dabei handelt es sich um ein Bündel von Symptomen, die meist subjektiv empfunden und auf den Einfluss des Wetters zurückgeführt werden. Neben Kopfschmerzen treten oft Abgeschlagenheit, Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche sowie Gereiztheit auf. Bei bestehenden Krankheiten wie Migräne, Rheuma, Asthma oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen verschlimmern sich bestehende Symptome. In diesen Fällen spricht man von Wetterempfindlichkeit.
Etwa die Hälfte der Bevölkerung – Frauen etwas häufiger als Männer – bezeichnet sich als wetterfühlig. Obwohl also viele Menschen davon betroffen sind, ist die wissenschaftliche Faktenlage dazu bisher erstaunlich dünn. Sicher ist, dass Kälte, Hitze, schwüle Luft und intensive Sonnenstrahlung das Herz-Kreislauf-System belasten. Sicher ist auch, dass die subjektive Wetterfühligkeit belegt ist – eine Studie der Universität München in Zusammenarbeit mit dem Allensbach Institut aus dem Jahr 2002 zeigte, dass zwischen den empfundenen Beschwerden und der Wetterlage ein Zusammenhang besteht.
Allerdings gibt es bislang keinen objektiven Beweis dafür: Möglicherweise war es bei der erwähnten Studie mehr die – durchaus auch wetterbedingte – persönliche Stimmung, die jeweils das Wohlbefinden mit beeinflusste. Verkürzt ausgedrückt: Bei angenehmem Wetter ist die Laune tendenziell besser und die Beschwerden sind geringer.
Zahlreiche Wissenschaftler gehen denn auch davon aus, dass Wetterfühligkeit oft eher von psychologischen Effekten abhängt als vom Wetter. Man spricht hier von einem sogenannten Nocebo-Effekt, also einem negativen Placebo-Effekt. Die Erwartung, dass eine bestimmte Wetterlage bestimmte Beschwerden verursacht oder verstärkt, kann dazu führen, dass diese tatsächlich auftreten.
Versuche in Japan, die in Druckkammern durchgeführt wurden, konnten immerhin belegen, dass Druckveränderungen zu Kopfschmerzen führen können. Das Problem dabei: Die empfundenen Schmerzen wurden von den Testpersonen individuell sehr unterschiedlich beschrieben; sie unterschieden sich in der Stärke und in ihrer Art so sehr, dass sich keine allgemeingültige Regel daraus ableiten liess.
Überdies können Menschen leichte Druckunterschiede gar nicht wahrnehmen. Und der Druckunterschied zwischen einem Hoch- und einem Tiefdruckgebiet – das sollte man sich vor Augen halten – entspricht etwa jenem zwischen dem Parterre und dem 10. Stock eines Hochhauses.
Neben den Luftdruckschwankungen, wie sie beim Wechsel von einem Hoch- zu einem Tiefdruckgebiet auftreten, gibt es noch periodische niederfrequente Schwankungen, bei denen der Luftdruck im Rhythmus von einigen Minuten minimal schwankt – ähnlich wie beim Wellengang im Meer. Sie entstehen zum Beispiel bei Föhnlage, wenn die warme Luft von den Bergen über die Kaltluft im Mittelland streicht.
Diese sogenannten Schwerewellen, die sich mit Schallgeschwindigkeit fortbewegen, beeinflussten laut einer Studie aus den 70er Jahren das Wohlbefinden der Testpersonen. Je stärker die Schwingungen waren, desto schlechter fühlten sich die Testpersonen.
Womöglich reagieren Wetterfühlige auf solche Schwingungen empfindlicher und leiden deshalb mehr unter Kopfschmerzen. Da die Schwerewellen aber vornehmlich bei schlechtem Wetter auftreten, könnte auch hier eine Scheinkausalität vorliegen – vielleicht fühlten sich die Testpersonen schlicht aufgrund des schlechten Wetters schlechter.
Eine weitere mögliche Ursache für Wetterbeschwerden sehen manche Wissenschaftler in den sogenannten Sferics. Es handelt sich um elektromagnetische Wellen, die bei Gewittern entstehen. Es ist daher sicher, dass sie mit dem Wetter in Zusammenhang stehen – ob sie indes tatsächlich das Wohlbefinden von Menschen beeinträchtigen, ist eher fraglich. Die Annahme, dass die Sferics die elektrischen Nervenreize stören, ist nämlich einigermassen kühn. Da ihre Wellenlänge mehrere Kilometer beträgt, kann ein Mensch als rund zwei Meter lange Antenne lediglich einen Bruchteil der Spannung aus dem elektrischen Feld aufnehmen. Die Störung durch Sferics ist mindestens 10'000 Mal geringer als die Feldstärke in eine Nervenzelle.
Die Wissenschaft tut sich also schwer damit, mögliche Auswirkungen des Wetters auf Wetterfühlige nachzuweisen oder im Gegenteil als Einbildung zu entlarven. Das liegt nicht zuletzt daran, dass «Wetter» ein äusserst komplexes Geschehen ist, bei dem zu einem gegebenen Zeitpunkt jeweils eine Reihe von verschiedenen Variablen wie Luftdruck, Temperatur, Luftfeuchtigkeit eine Rolle spielen.
Dies machte auch dem Atmosphärenphysiker Hans Richner von der ETH Zürich zu schaffen, der sich über Jahre hinweg mit dem Thema Wetterfühligkeit befasst. Unter anderem glich er mit einem Team 39'000 Fälle von Herzinfarkten in vier Regionen der Schweiz mit Wetterdaten ab und suchte nach einem Einfluss der Witterung. Tatsächlich zeigten sich in den Daten zum Teil deutliche Korrelationen – nur widersprachen sich die Befunde in den verschiedenen Regionen. Schien Tiefdruck an einem Ort Infarkte zu begünstigen, war es an einem anderen Ort ein Hoch. Richner kam denn auch zum Schluss, dass «diese Resultate mit hoher Wahrscheinlichkeit zufällig zustande» kamen.
(dhr)
Ob es nun an Druckunterschieden, Winden oder an meiner Vorliebe für Gewitter liegt - ist auch egal.
Ich bin Taucher und merke die Druck Unterschiede bis 55m (das wären dann 5.5 bar) auch nicht. Trotzdem ist der Effekt gegenüber dem Körper real. Auch geringe Druck Unterschiede haben eine Wirkung auf den Gas Haushalt des Organismus.