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Genanalyse: Pharmgenetix untersucht, wer welche Medikamente verträgt

Persönliche Genanalyse: So wird klar, welche Medikamente wir individuell wie gut vertragen

Wirkt ein Medikament nicht oder treten Nebenwirkungen auf, kann dies an den Genen liegen. Ein österreichisches Unternehmen bietet Analysen an, die zeigen sollen, welche Wirkstoffe von welcher Person ideal verarbeitet werden.
28.12.2023, 06:43
Felix Ott / ch media
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Die Pharmakogenetik befasst sich mit dem Einfluss der Gene auf die Wirkung von Arzneimitteln.
Die Pharmakogenetik befasst sich mit dem Einfluss der Gene auf die Wirkung von Arzneimitteln.Bild: zvg / Pharmgenetix

Medikamente wirken nicht bei allen gleich gut. Im schlimmsten Fall treten Nebenwirkungen oder bei der gleichzeitigen Einnahme mehrerer Medikamente Wechselwirkungen auf. Der Grund liegt in der Pharmakogenetik: Also in der Art und Weise, wie die Gene eines Menschen beeinflussen, wie er auf Arzneimittel reagiert.

Zum Beispiel werden in der Leber rund 90 Prozent der Medikamente von verschiedenen Enzymen abgebaut. Doch nicht bei allen Menschen funktionieren diese Enzyme gleich gut: Manche Personen können Wirkstoffe gar nicht, zu schnell oder zu langsam abbauen. Ist ein Enzym beispielsweise hyperaktiv, werden die Wirkstoffe zu schnell abgebaut, so dass sie ihre Wirkung nicht entfalten können. Ist ein Enzym hingegen zu langsam, können sich die Wirkstoffe im Körper anreichern und zu Nebenwirkungen führen.

Wolfgang Schnitzel, CEO Pharmgenetix
Wolfgang Schnitzel, CEO PharmgenetixBild: zvg

«Wenn eine Kopfwehtablette einmal nicht wirkt, fällt dies nicht gross auf. Bei chronischen Krankheiten, wie Herzerkrankungen ist es problematischer, wenn Medikamente nicht wirken oder langfristig Nebenwirkungen verursachen», sagt Wolfgang Schnitzel. Er ist Geschäftsführer von Pharmgenetix. Das österreichische Unternehmen nutzt die Pharmakogenetik, um herauszufinden, welche Medikamente bei einer Person optimal funktionieren.

Wenn man wisse, wie gut die verschiedenen Enzyme funktionieren, können Dosierungen einfacher angepasst oder alternative Präparate eingesetzt werden, so Schnitzel.

Analysebox beinhaltet alles für den Test

Die Genanalyse dazu ist kein Schnelltest für zu Hause. Patienten besprechen mit ihrem Arzt, ob es Sinn ergibt, eine solche Analyse durchzuführen. Der Arzt bestellt daraufhin die Analysebox.

Die Resultate zeigen mittels eines Kalkulationsprogramms, welche Medikamentenwahl und Dosierung am besten ist. Dabei werden auch Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Medikamenten berücksichtigt. Die Datenbank wird laut Pharmgenetix laufend aktualisiert und beinhaltet alle gängigen Wirkstoffe von Medikamenten.

Das Kalkulationsprogramm von Pharmgenetix visualisiert, wie gut oder schlecht Medikamente zum genetischen Profil passen.
Das Kalkulationsprogramm von Pharmgenetix visualisiert, wie gut oder schlecht Medikamente zum genetischen Profil passen.Bild: zvg / Pharmgenetix

Pharmgenetix ist nicht das einzige Unternehmen, das diese Genanalyse anbietet. Verschiedene Labors im deutschsprachigen Raum bieten einen ähnlichen Service, wie zum Beispiel Stratipharm oder das Schweizer Unternehmen Unilabs. Was Pharmgenetix einzigartig macht, ist das anschauliche Kalkulationsprogramm, womit auch Laien ihr genetisches Profil verstehen können.

Gene sind nicht alleine eine Rolle

Die Hinweise, welche die Pharmakogenetik auf die Wirkung von Medikamenten gibt, seien gut und wertvoll, findet auch Henriette Meyer zu Schwabedissen, Professorin für Biopharmazie an der Universität Basel. Es sei zu erwarten, dass mit der Anwendung pharmakogenetischer Analysen auch langfristig Kosten im Gesundheitswesen gesenkt werden könnten.

Jedoch betont sie, es wäre falsch, so zu tun, als wäre die Genetik der einzige Grund, ob ein Medikament wirkt oder nicht vertragen wird. Verschiedene Einflüsse, wie die Ernährung, gleichzeitig eingenommene Medikamente, die Grundkrankheit oder die allgemeine Konstitution des Patienten spielten bei der Wirksamkeit auch eine Rolle.

Dass die Gene nicht der einzig ausschlaggebende Aspekt bei der Verstoffwechselung von Medikamenten sind, bestätigt auch Schnitzel. Deshalb müssen die Ergebnisse mit einem Arzt besprochen werden. Dieser wisse von der Krankengeschichte des Patienten und könne entsprechend handeln. Schnitzel betont, dass die Patienten nicht selbstständig mit ihrer Medikation herumprobieren sollen.

Ärztliche Begleitung ist unverzichtbar

Das Unternehmen arbeitet nur mit Ärztinnen und Ärzten zusammen, die das System verstehen. «Wir schulen jeden Arzt, der mit uns zusammenarbeiten möchte», so Schnitzel. In der Schweiz ist die Privatklinik Hohenegg in Meilen bei Zürich Kunde bei Pharmgenetix. Bei 5 bis 10 Prozent der rund 650 Patienten pro Jahr werde eine Genanalyse erwogen, sagt Sebastian Haas, der stellvertretende ärztliche Direktor der Spezialklinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Jedoch nicht alle wollen die 900 Euro dafür bezahlen – denn die Krankenkassen in der Schweiz decken diese Analyse nicht ab.

Für die Mediziner in der Klinik sei insbesondere die anschauliche und bedienerfreundliche Datenbank eine wertvolle Hilfe in der Beratung bei komplexen medikamentösen Fragestellungen. Haas hält die Analyse für erwiesenermassen wirkungsvoll. Hinzu komme ein weiterer positiver Effekt: «Die Placebo-Forschung zeigt: Wenn die Patienten und deren ambulante Nachbehandler verstehen, wie das System funktioniert und überzeugt von einer Medikation sind, schlägt die Therapie auch besser an», sagt Haas.

Die Pharmakogenetik ist nicht das einzige Mittel, um herauszufinden, wie gut ein Medikament anschlägt. Zumindest zu einem gewissen Grad können Ärzte dies anhand des Blutspiegels ermitteln – aber erst nach der Medikamenteneinnahme – und daher nicht, um Nebenwirkungen vorauszusehen. Danach ist im Blut ersichtlich, wie hoch die Konzentration eines Wirkstoffes ist, und daraus lässt sich ableiten, wie gut ein Medikament verstoffwechselt wird. (aargauerzeitung.ch)

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