Pünktlich zur in dieser Woche beginnenden Passionszeit haben wir uns die neusten Trends in Sachen Fasten angesehen. Denn neben den in den letzten Jahren verstärkt aufgekommenen Detox-Kuren, dem Heilfasten, Wanderfasten oder Saftfasten, schwören heute viele auf intermittierendes Fasten.
Dieser Begriff kommt ursprünglich aus der Tierforschung. Dabei wurde gezeigt, dass Nagetiere im Versuch länger lebten und weniger altersbedingte Erkrankungen zeigten, wenn die Nahrungszufuhr zeitweise eingestellt wurde. Der Effekt beruht aber nicht wie lange geglaubt nur auf die Verringerung der Kalorienzufuhr, sondern hängt direkt mit den Auswirkungen des Hungerns zusammen.
Wenn ein Mensch Hunger hat, werden im Körper spezielle Reaktionen ausgelöst: Einerseits werden vermehrt Ketokörper gebildet, die wiederum an die Stelle der Glukose als Energielieferant treten. Eine andere ist die Ausschüttung des als Hungerhormon bekannten Ghrelins.
Ghrelin steuert die Bildung der Wachstumshormone und ist auch für Erwachsene essentiell wichtig. Denn zum einen führt ein Mangel an Wachstumshormonen zu einer erhöhten Einlagerung von Energie in der Körperfettmasse, da mehr Viszeralfett gebildet wird. Zum anderen lenken die Hormone einen weiteren wichtigen Effekt bei der Zellenneubildung.
All das zusammen genommen wirkt auf die in unseren Genen angelegte Fähigkeit zur Zellregenerierung ein. In den Medien tauchen dabei immer wieder die Sirtuine auf, die als Anti-Aging-Enzyme Schlagzeilen machen. Die Sirtuine beeinflussen dabei die Zellerneuerung und den Abbau von Schäden ebenso wie die Fettverbrennung und die Aufnahme von Glukose aus dem Blut.
Mit dem intermittierenden Fasten schlägt man quasi zwei Fliegen mit einer Klappe: Man regt alle wichtigen Hormone und Gene an, um die positiven Effekte zu unterstützen. Ganz nebenbei geht das Ganze in Windeseile – man muss sich also nicht über Wochen quälen und Hunger leiden.
Entwickelt wurde daraus das EOD-Prinzip: «every other day diet» = «jeden zweiten Tag Diät». Dabei schränkt man sich jeden zweiten Tag ein, um den Stoffwechsel jederzeit auf Hochtouren zu bringen. Wie zuträglich das aber ist, ist sehr umstritten.
Apropos umstritten. Bei den Medizinern ist schon vor Jahren ein öffentlicher Streit über den Sinn von Fastenkuren entbrannt. Die Meinungen könnten nicht weiter auseinander liegen: Die einen halten das Fasten für schädlich, die anderen propagieren es als eine Art Wundermittel für jegliche Wehwehchen.
Einige Ernährungswissenschaftler schwören nun auf das regelmässige «Abendfasten», mit dem die wichtige Hormonproduktion auch durch die kurzen Hungerphasen ausgelöst werden. Dazu gehört zum Beispiel der Verzicht auf das Nachtmahl und das Auslassen des Morgenessens am folgenden Tag. Es gibt aber auch Fastenkuren über 24 Stunden, wobei man nicht immer vollständig auf die Nahrungszufuhr verzichtet. Ein ständiger Wechsel zwischen Hunger und Ausgleich oder gar Überfluss ist aber nicht sinnvoll.
Empfohlen werden Hungerkuren aber generell nur gesunden Menschen. Dazu ist es sinnvoll, diese Unterbrechungen im Speiseplan vorher einzuplanen. Wer mit dem intermittierenden Fasten beginnt, muss erst einmal schauen, wie sein Körper darauf reagiert. Normalerweise bleibt ein Gesunder voll leistungsfähig in dieser Zeit. Zur Sicherheit sollte man aber vielleicht auf Sport verzichten und seinen Blutdruck im Auge behalten – denn nicht jeder reagiert auf diese Hungerkur gleich.