Wissen
Gesundheit

Hirntumor bei Kindern: Forscher entschlüsseln «Teufelskreis»

Hirntumor bei Kindern: Forscher entschlüsseln «Teufelskreis»

03.06.2020, 14:2003.06.2020, 14:20
Mehr «Wissen»
British boy Ashya King arrives for first proton beam treatment of his brain tumor at Proton Therapy Center in Prague, Czech Republic, Monday, Sept. 15, 2014. Ashya’s parents have fought a protracted b ...
Der britische Junge Ashya litt unter einem Hirntumor, sein Fall wurde weltbekannt.Bild: AP/AP

Einen «Teufelskreis», der es dem häufigsten Gehirntumor bei Kindern - dem Medulloblastom - ermöglicht, sich nach ersten Behandlungserfolgen erneut breitzumachen, haben Forscher aus Wien und Linz entdeckt.

In der Fachzeitschrift «Cancers MDPI» stellten sie ihre Ergebnisse vor. Es zeigte sich etwa, dass der heimtückische Tumor Fresszellen (Makrophagen) dazu bringt, tumorfördernde Proteine zu bilden. Medulloblastome treten mit einer Häufigkeit von 2 pro einer Million Einwohner pro Jahr auf und betreffen Kinder zehn Mal häufiger als Erwachsene. 40 Prozent der betroffenen Patienten sind jünger als 5 Jahre.

Kommt es beim Medulloblastom zu einem Rückfall, ist die Erkrankung oft trotz intensiver Therapie nicht mehr in den Griff zu bekommen, hiess es am Mittwoch in einer Aussendung der Universität Wien.

Bild
https://www.mdpi.com/2072-6694/12/6/1350

Obwohl die Wissenschaft bereits sehr viel über diesen Tumor und seine Untergruppen auf Basis genetischer Untersuchungen herausgefunden hat, sei noch relativ wenig darüber bekannt, wie sich die Krebserkrankung in ihrer unmittelbaren Umgebung - sprich den umgebenden «normalen» Zellen - verhält. Chemiker und Mediziner um Christopher Gerner von der Uni Wien haben dies nun anhand von detaillierten Analysen der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Cerebrospinalflüssigkeit) untersucht.

Um herauszufinden, wie sich der Tumor verhält, analysierten die Wissenschaftler den Protein-, Stoffwechsel- und Blutfett- respektive Lipidhaushalt im ihn umgebenden Gewebe - also «das Tumormikromilieu», erklärte Gerner. Dass hier die Fresszellen eine Rolle spielen könnten, wurde bereits vermutet. Die neuen Daten zeigen nun, wie sich hier ein «molekularer Teufelskreis» entwickelt, mit dem das Bild der so häufig wiederkehrenden Erkrankung besser zu erklären ist, so die Forscher.

Das Team konnte zeigen, dass Makrophagen Proteine bilden, die den Tumor direkt unterstützen. Ausserdem ertappten die Wissenschaftler diese Tumor-assoziierten Fresszellen beim Erzeugen von Lipidhormonen, die den Stoffwechsel zusätzlich zugunsten des Medulloblastoms verändern.

Zusätzlich identifizierten sie charakteristische Tumor-Marker für die Erkrankung. Die neuen Erkenntnisse könnten bei der «Entwicklung ganz neuer therapeutischer Strategien» helfen, zeigte sich Gerner überzeugt.

(aeg/sda/apa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Nur in Unterhosen gegen Neurofibromatosen
1 / 10
Nur in Unterhosen gegen Neurofibromatosen
Neurofibromatose: So heisst nicht die die Krankheit, die sich diese knapp bekleideten Läufer in Philadelphia angesichts der winterlichen Temperaturen zu holen drohen...
quelle: ap/jamie kassa / jamie kassa
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Höchstens 42 Minuten Schlaf pro Nacht
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
3 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
3
    Attentat in Washington: Als die extreme Linke Juden angriff
    Der Doppelmord im Jüdischen Museum in Washington wurde von einem ehemaligen Mitglied einer linksextremen Partei begangen. Bisher wurden Anschläge auf Juden im Westen von Islamisten verübt. Jakob Tanner, Professor an der Universität Zürich, erinnert daran, wie der Terrorismus der Roten Armee Fraktion gegen den jüdischen Staat und gegen Juden aussah.

    Was wusste der 31-jährige Elias Rodriguez von dem jungen Mann und der jungen Frau, die er am Mittwochabend im Jüdischen Museum in Washington erschossen hat? Hatte er sie im Visier, weil er wusste, dass sie in der israelischen Botschaft arbeiteten – oder wegen ihrer mutmasslichen jüdischen Identität, da Juden vielleicht in seiner Vorstellung für die Massaker an den Palästinensern in Gaza mitverantwortlich sind? In jedem Fall ist seine Mordtat – deren Motiv sich in dem nach seiner Tat gerufenen Slogan «Free, free Palestine!» («Befreit, befreit Palästina!») zusammenfassen lässt – mit Terrorismus vergleichbar.

    Zur Story