Heute mag mein Name wohl unpopulär sein, aber zwischen 300 v. Chr. bis 200 n. Chr. war Salome der jüdische Trendname. Nebst Maria. Gemäss einer Untersuchung soll zu dieser Zeit jede zweite Frau entweder Maria oder Salome geheissen haben. So sollte es eigentlich wenig überraschend sein, dass beide Namen in der Geburtsgeschichte Jesu auftauchen.
Kennen tut man in dieser Geschichte aber vor allem Maria, während viele gar nicht wissen, dass auch eine Salome daran beteiligt war – zumindest laut gewissen Schriften. Nun wurde ihre Grabstätte weiter freigelegt und neu entdeckte Objekte weisen darauf hin, dass sie in der Vergangenheit gar keine so Unbekannte war.
Vermögen diese Entdeckungen meinen bisher berüchtigten biblischen Ruf reinzuwaschen?
Ihr wisst, wovon ich spreche: Es gibt ja die andere, weitaus bekanntere Salome. Die Tochter Herodias’ und Stieftochter des Herodes Antipas, des damaligen Herrschers von Galiläa. Nein? Salome, die so schön für ihren Stiefvater getanzt hat, dass dieser bereit war, ihr sein halbes Reich zu schenken, sie sich aber den Kopf von Johannes dem Täufer auf einem Tablett gewünscht hat. Genau, diese.
Auch wenn ihr Name in der Bibel gar nicht explizit erwähnt wird, wurde sie mit dieser Geschichte zur Legende. Dass der grausige Wunsch eigentlich der Idee ihrer Mutter Herodias entsprang, tat dem ebenfalls keinen Abbruch. Der Mutter war Johannes der Täufer ein Dorn im Auge, da dieser ihre Ehe öffentlich kritisierte. Grund: Herodias liess sich für Herodes Antipas von ihrem ersten Ehemann scheiden – Herodes Boethos, der zugleich Herodes Antipas’ Halbbruder war.
Salome, die in dieser biblischen Geschichte bloss als «Herodias Tochter» bezeichnet wird, nahm also gar keine so grosse Rolle ein. Trotzdem schoss sie ganze 1500 Jahre später zur Popularität, als Künstler und Maler Gefallen an ihrer Geschichte und ihrer Persönlichkeit fanden. Es waren dann auch diese Bilder, die ihr ihren berühmt-berüchtigten Ruf verliehen.
Ich lasse die Bilder für sich selbst sprechen:
Wie bereits erwähnt, gab es zwischen 300 v. Chr. bis 200 n. Chr. aufgrund der Beliebtheit des Namens unzählige Salomes. Im Neuen Testament tauchen im Umfeld Jesu mindestens drei Frauen mit dem Namen Salome auf. Um diesen ranken sich viele Rätsel. Experten sind sich unschlüssig, ob es sich bei den drei erwähnten Salomes um verschiedene oder um ein und dieselbe Person handelt. Fest steht eigentlich nur, dass es sich bei diesen Salomes nicht um Herodias Tochter handelt, auch wenn diese etwa zur selben Zeit gelebt haben soll – die Enthauptung des Johannes soll etwa 30 n. Chr. stattgefunden haben.
Die Geschichte, die uns interessiert, steht allerdings gar nicht in der Bibel, sondern in den Apokryphen. Dabei handelt es sich um religiöse Schriften, die zwischen 200 vor bis ca. 400 nach Christus entstanden sind. Sie enthalten Jesusüberlieferungen, die zweifelhaften Ursprungs oder Inhalts gelten und deswegen nicht in die Bibel aufgenommen wurden. In einer solchen Überlieferung taucht eine Salome als Zeugin der jungfräulichen Geburt Marias auf. Zu ihrer Person gibt es in dieser Schrift keine Anhaltspunkte. Expertinnen und Experten vermuten deshalb, dass der Autor davon ausging, dass die Lesenden diese Salome kennen – vermutlich weil er sich auf eine Salome aus Jesu Umfeld bezog.
Nun soll scheinbar das Grab der Salome, Zeugin der Geburt Jesu, entdeckt worden sein. Wobei: Das Grab, 35 Kilometer südwestlich von Betlehem gelegen, wurde bereits 1982 von Grabräubern ausfindig gemacht und geplündert. Hinweise auf die ursprünglich darin zur Ruhe gebettete Person wurden bereits zwei Jahre später gefunden. Doch erst die jüngsten Ausgrabungen bestätigten die damalige Vermutung, wie am Dienstag bekannt gegeben wurde. Dazu gehört die in den Stein geritzte Inschrift: «Salome, welche Marias Hebamme war.» Laut der israelischen Altertumsbehörde (IAA) reichen diese Schriften in altgriechischer und arabischer Sprache aus, um zu beweisen, dass es sich um die Höhle der heiligen Salome handle.
Auch der kunstvolle Vorhof des Grabes wurde erst jetzt entdeckt. Dieser erstreckt sich über fast 3800 Quadratmeter und ist von einer Steinmauer umgeben. Bei den Ausgrabungen im Vorhof wurde auch eine Reihe von Verkaufsständen freigelegt. In deren Ruinen wurden Hunderte von teils kaputten, teils noch intakten Tonlampen gefunden. Diese wurden wohl verkauft oder vermietet, um den Weg zur Höhle und ihre Räume zu erhellen. Für den IAA-Archäologen Zvi Firer ein Anhaltspunkt darauf, dass die Höhle ein Ort der Anbetung und ein beliebter Pilgerort gewesen war. Laut den Schätzungen seines Teams stammen die Ruinen aus der Zeit zwischen dem 8. und 9. Jahrhundert.
Firer geht davon aus, dass sie bereits ab dem 5. Jahrhundert geheiligt worden war:
Während hunderter von Jahren war Salome also eine Person, die als verehrungswürdig erachtet wurde. Dass sie in Vergessenheit geraten ist, liegt wohl unter anderem daran, dass es ihre Geschichte nicht in die Bibel «geschafft» hat. Ihre Geschichte steht stattdessen im Protoevangelium des Jakobus, welches Teil der Apokryphen ist.
Und nun ist es Zeit, diese Geschichte zu erzählen.
Laut des Protoevangeliums des Jakobus war Salome die zweite Person, die den neugeborenen Jesus zu Gesicht bekam. Einzig die im Protoevangelium nicht genauer benannte Hebamme sah ihn vor ihr. Diese war während der Geburt anwesend und trat direkt im Anschluss voller Freude aus der Höhle, in der Maria das Kind geboren hatte. Dort traf sie auf Salome und erzählte ihr:
Salome – von der man nicht weiss, wer sie ist, woher sie kam oder was sie genau vor dieser Höhle machte – nahm diese Neuigkeit mit grosser Skepsis entgegen:
Die Hebamme, überzeugt von der Jungfräulichkeit Marias, befahl Maria, sich für eine Überprüfung bereitzulegen – ein «nicht geringer Streit» bestünde um sie. Maria tat so, wie ihr geheissen wurde. Daraufhin legte Salome zur Untersuchung von Marias Zustand wie angekündigt ihren Finger hin. Das war genug, um sie ihren Irrtum erkennen zu lassen. Sie schrie auf:
Sie flehte Gott um Erbarmen an, worauf ein Engel vor ihr erschien und ihr Heilung versprach:
Voller Freude trat Salome zum Kind, nahm es auf den Arm und wurde geheilt. Für ihre Beteiligung bei Jesu Geburt.
Für diese Beteiligung bei Jesu Geburt galt sie als verehrungswürdig.
Wurde die heilige Salome während einer langen Zeit noch geheiligt, geriet ihre Geschichte irgendwann doch in Vergessenheit. Mit der «bösen» Salome verhielt es sich genau umgekehrt: Wurde ihr früher nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt, mauserte sie sich vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer der beliebtesten christlich-mythologischen Musen.
Auch heutzutage bleibt sie noch in bester Erinnerung, was hauptsächlich Oscar Wilde und Richard Strauss geschuldet ist. Richard Strauss komponierte auf der Basis von Oscar Wildes Drama Salome (1891) eine Oper, die 1905 zum ersten Mal aufgeführt wurde. Während sich die Audienz ab des erotischen Tanzes der Salome zunächst schockiert zeigte, etablierte sich das Stück zu einem festen Bestandteil des Opernrepertoires. So wird sie unter anderem ab Januar im Opernhaus Zürich aufgeführt.
Doch auch die andere, heilige Salome soll der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Ausgrabungen rund um ihre Höhle fanden nämlich genau mit diesem Ziel statt: Sie soll am 100 Kilometer langen «Judean Kings Trail» liegen, bei dem Besuchende bald diverse bedeutende archäologische Stätten bewundern können.
Ob sie ihrer Namensvetterin in Bezug auf Popularität damit Konkurrenz machen kann, bleibt abzuwarten.
Ich bin überzeugt.
Die Bibel wie auch der christliche Glaube wurde während der Zeit Kaiser Konstantins angepasst, in dem die Rolle vieler Frauen komplett entfernt wurden.
Ich habe auch von einem Evangelium Marias mal gelesen. Es wird sich wohl um Maria Magdalena gehandelt haben. Gilt als Satanisten Bibel.
Ich bin mir sicher, unter den Aposteln waren auch Frauen. Aber ihre Geschichten sind komplett getilgt worden.
Wenn es die Schriften gibt, sollte man die veröffentlichen