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Globale Erwärmung: Seit 12 Monaten knackt jeder Monat die 1,5-Grad-Marke

FILE - Tourists with an umbrella walk in front of the Parthenon at the ancient Acropolis in central Athens, June 12, 2024. June 2024 was the hottest June on record, according to Europe's Copernic ...
Vor allem Südosteuropa ist im Juni von erhöhten Temperaturen betroffen. Mittel- und Westeuropa ist deutlich feuchter als im Durchschnitt, aber nicht wärmer.Bild: keystone

Globale Erwärmung: Seit 12 Monaten knackt jeder Monat die 1,5-Grad-Marke

08.07.2024, 07:5008.07.2024, 16:17
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Es ist eine unheilvolle Serie – und sie bedroht jenes Ziel, das die Staatengemeinschaft mit dem Pariser Klimaschutzabkommen anvisiert: Auch der Juni 2024 war der wärmste Juni seit Beginn der Datenaufzeichnungen.

Er lag 1,5 Grad über dem geschätzten Juni-Durchschnitt für 1850 bis 1900, der vorindustriellen Referenzperiode, wie der EU-Klimawandeldienst Copernicus mitteilt. Damit war es der zwölfte Monat in Folge, der die 1,5-Grad-Schwelle erreichte oder überschritt.

Im Pariser Klimaschutzabkommen hatten sich die Schweiz und viele andere Staaten Ende 2015 das Ziel gesetzt, die Erderwärmung deutlich unter zwei Grad zu halten, möglichst aber auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Dabei geht es allerdings um die Durchschnittstemperatur über längere Zeiträume, nicht einzelne Monate oder Jahre.

Eine formell vereinbarte Definition, was eigentlich genau als Überschreiten des 1,5-Grad-Ziels gewertet wird, gibt es bisher nicht. Viele Klimaexperten gehen davon aus, dass die 1,5-Grad-Schwelle ohnehin längst nicht mehr zu halten ist.

Im Gesamtzeitraum von Juli 2023 bis Juni 2024 lag die globale Temperatur den Copernicus-Daten zufolge 1,64 Grad über dem vorindustriellen Durchschnitt. Seit 13 Monaten ist jeder einzelne Monat der weltweit wärmste seit Aufzeichnungsbeginn. Eine solche Rekordserie sei «zwar ungewöhnlich, aber eine ähnliche Serie an monatlichen globalen Temperaturrekorden gab es bereits in den Jahren 2015/2016», teilte Copernicus mit.

Die durchschnittliche Oberflächen-Lufttemperatur im Juni betrug demnach 16,66 Grad. Damit lag sie 0,67 Grad über dem Juni-Durchschnitt von 1991 bis 2020 und 0,14 Grad über dem bisherigen Höchstwert vom Juni 2023.

Europa: Vor allem im Südosten warm

Die europäische Durchschnittstemperatur im Juni 2024 überschritt den Durchschnittswert für die Juni-Monate von 1991 bis 2020 um 1,57 Grad. Damit sei es der zweitwärmste Juni seit Beginn der Aufzeichnungen in Europa gewesen, hiess es. Besonders heiss war es demnach im Südosten des Kontinents und in der Türkei, während die Temperaturen in Westeuropa, Island und Nordwestrussland nahe am oder unter dem Durchschnitt lagen.

In Island, Mitteleuropa und grossen Teilen Südwesteuropas sei der Juni feuchter gewesen als der Durchschnitt, heisst es weiter, «wobei starke Niederschläge zu Überschwemmungen in mehreren Regionen Deutschlands, Italiens, Frankreichs und der Schweiz führten».

Ausserhalb Europas waren die Temperaturen im östlichen Kanada, im Westen der USA und in Mexiko, Brasilien, Nordsibirien, im Nahen Osten, Nordafrika und in der westlichen Antarktis überdurchschnittlich hoch.

Weitere Rekorde durch Klimaerwärmung

«Dies ist mehr als nur eine statistische Kuriosität, sondern verdeutlicht einen grossen und anhaltenden Klimawandel», erklärte Copernicus-Direktor Carlo Buontempo. «Selbst wenn diese besondere Serie von Extremen irgendwann endet, werden wir zwangsläufig neue Rekorde erleben, wenn sich das Klima weiter erwärmt. Dies ist unvermeidlich, wenn wir nicht aufhören, Treibhausgase in die Atmosphäre und die Ozeane zu leiten.»

Zu den Temperaturrekorden könnte unter anderem das natürliche Wetterphänomen El Niño beigetragen haben. Es sorgt alle paar Jahre für einen Anstieg der Wassertemperaturen in Teilen des Pazifiks und höhere Lufttemperaturen.

Der Klimawandeldienst Copernicus der Europäischen Union veröffentlicht regelmässig Daten zur Temperatur an der Erdoberfläche, zur Meereisdecke und zu Niederschlägen. Die Erkenntnisse beruhen auf computergenerierten Analysen, in die Milliarden Messungen von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen auf der ganzen Welt einfliessen. Die genutzten Daten gehen zurück bis auf das Jahr 1950, teilweise sind auch frühere Daten verfügbar. (sda/dpa)

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114 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Laborant
08.07.2024 08:02registriert November 2019
Es ist nun nicht so, dass man überrascht sein muss. Die Wissenschaft warnt schon seit Jahrzehnten. Aber die nächste Wahl war für Politiker halt immer wichtiger, als das was in 20 Jahren sein wird. Der Shareholdervalue muss für das nächste Quartal stimmen, was in 20 Jahren sein wird, interessiert den Manager doch nicht.
Jetzt geht es halt mal ein bisschen schneller - aber die verantwortlichen können sich ja eine Klimaanlage leisten.
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Okay, Boomer
08.07.2024 08:45registriert Juli 2022
Ich hatte gerade letzte Woche wieder eine Diskussion mit einem guten Freund und Sünneliwähler. Er weiss, dass der Klimawandel eine Erfindung der Grünen ist, damit die Schweiz noch mehr Geld ins Ausland schickt, statt den Armen hier zu helfen. Diskutieren zwecklos.
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Leuchtfeuer
08.07.2024 08:13registriert August 2018
Dies ist eine traurige tatsache. Mir tun die menschen leid welche bisher, nicht über ihr verhältniss gelebt haben und sich mühe gaben die natur nicht zu stark zu belasten. Diese ziehen wir gnadenlos mit in den abgrund.
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