Bald könnte ein weiteres Präparat in der EU verfügbar sein: der Impfstoff mit dem Namen Ad26.COV2-S von Janssen Pharmaceuticals, einem Tochterunternehmen des US-Pharmariesen Johnson & Johnson. Die EU hat sich bereits 400 Millionen Dosen vertraglich gesichert. Die Schweiz verhandelt derzeit über einen Kauf. Bei Swissmedic wurde der Antrag auf Zulassung bereits eingereicht.
Und schon jetzt wird deutlich: Dieser Corona-Impfstoff scheint zwei grosse Vorteile gegenüber den bislang zugelassenen Mitteln von Biontech und Moderna zu haben.
Laut EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides will Johnson & Johnson noch im Februar den Zulassungsantrag bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA einreichen. Das berichtete der deutsche CDU-Politiker Peter Liese, Arzt und Mitglied des Europäischen Parlaments, auf Twitter. Er zeigte sich über dieses «Hoffnungszeichen» zuversichtlich.
EIL: Nächstes Hoffnungszeichen: Gesundheitskommissarin @SKyriakidesEU hat angekündigt, dass schon im Februar vom 4. #Impfstoffhersteller ein Zulassungsantrag für 🇪🇺 erwartet wird, nämlich von der Firma Johnson & Johnson. Hier wäre nur eine Impfung notwendig! @CDU_CSU_EP @WDR
— Peter Liese MEP (@peterliese) January 13, 2021
Natürlich müsse die EMA zunächst die Daten genau prüfen und es sei «noch nichts sicher», so Liese. Da aber der Impfstoff ähnlich funktioniere wie der von Astrazeneca, sei eine gute Wirksamkeit zu erwarten. Tatsächlich beruht Ad26.COV2-S von Johnson & Johnson genau wie der Astrazeneca-Wirkstoff auf der Vektorviren-Technologie.
In der Schweiz werden derzeit die beiden Corona-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna verimpft. Für den Immunschutz sind zwei Gaben im Abstand von drei bis vier Wochen nötig.
Bei dem Impfstoff von Johnson & Johnson zeichnet sich nun ab, dass möglicherweise eine einzige Dosis ausreicht, um eine ausreichende Immunantwort hervorzurufen. Das haben die Zwischenergebnisse der Erprobung gezeigt, die kürzlich im englischsprachigen Fachblatt «New England Journal of Medicine» veröffentlicht wurden.
Laut der Studie wurden bereits nach der ersten Dosis bei über 90 Prozent der Probanden neutralisierende Antikörper in höheren Konzentrationen erzeugt. Nach 57 Tagen zeigten sogar 100 Prozent der Teilnehmer Antikörper.
Es gibt allerdings eine Einschränkung: Die Daten beziehen sich auf Impfprobanden im Alter von 18 bis 55 Jahren und reichen bis zum Tag 71. Bis zu diesem Tag, «dem derzeit letzten verfügbaren Zeitpunkt in dieser laufenden Studie», blieb die Antikörperantwort demnach stabil. Für ältere Probanden gibt es dazu noch keine Erkenntnisse.
Eine weltweite Studie hat nach Angaben des Pharmakonzerns eine Wirksamkeit von 66 Prozent ergeben. In einer Studie in den USA habe das Vakzin sogar eine höhere Wirksamkeit von 72 Prozent gezeigt, teilte das Unternehmen am 29. Januar mit. Diese Studie umfasste rund 44'000 Teilnehmer auf drei Kontinenten.
Damit reicht der Impfstoff nicht an die Wirksamkeit der Konkurrenten heran: Biontech gibt 95 Prozent und Moderna 94,5 Prozent an. Aber womöglich könnte das Johnson & Johnson-Vakzin das erste Mittel sein, das für eine Einmalgabe bei jüngeren Probanden zugelassen wird.
Ein weiterer Vorteil des Johnson & Johnson-Impfstoffs: Er wird leichter aufzubewahren sein. Nach Angaben des Herstellers genügen normale Kühlschranktemperaturen für Transport und Lagerung – und das monatelang.
Das Mittel von Biontech muss hingegen bei hohen Minustemperaturen transportiert und gelagert werden, was seinen Einsatz erschwert. Modernas Impfstoffkandidat ist da robuster. Er benötigt keine ultrakalte Lagerung, ist aber nur bis zu 30 Tage bei Kühlschranktemperaturen haltbar.
Da ist die Schweiz ja mal wieder ganz vorn mit dabei und "Bern" erfüllt wieder sämtliche Vorurteile.