Zweimal im Jahr steht die Sonne genau über dem Äquator – und es ist Tagundnachtgleiche. Am 23. September um 08:50 (MEZ) steht die diesjährige Herbst-Tagundnachtgleiche an. Dies nehmen wir zum Anlass, dir zu erklären, worum es dabei genau geht, was der Unterschied zwischen meteorologischem und astronomischem Herbstanfang ist, und welche Mythen alter Kulturen es rund um den Jahreszeitwechsel gibt.
Aus meteorologischer Sicht beginnen die vier Jahreszeiten immer am ersten Tag eines Monats – der Herbst beginnt demnach am 1. September und dauert bis am 30. November – am 1. Dezember beginnt dann schon der Winter. Wetterexperten teilen die zwölf Monate eines Jahres in die vier Jahreszeiten ein – unabhängig von der effektiven Wetterlage.
Der astronomische – auch kalendarisch genannte – Herbstbeginn fällt dieses Jahr auf den 23. September. Der Start des Frühlings sowie der Herbstbeginn wird hierbei festgemacht an den Daten, an welchen Tag und Nacht exakt gleich lange sind. Dieser Zeitpunkt fällt je nach Jahr auf den 22., 23. oder 24. September. Das, weil unser Kalenderjahr nicht gleich lange dauert wie die Umkreisung der Sonne durch die Erde – aus diesem Grund gibt es in Schaltjahren einen zusätzlichen Tag.
Das sogenannte Erntedankfest steht vielerorts symbolisch für den Herbstbeginn und die Tagundnachtgleiche. In Bayern beispielsweise erfand man aus diesem Grund das Oktoberfest, welches eigentlich in der letzten Septemberwoche startete. Und auch in China wird mit dem Mittherbstfest – auch Mondfest genannt – Einheit und Wohlstand der Familie gefeiert. In den USA wurde Thanksgiving früher bereits zu Beginn des Oktobers gefeiert, bis Abraham Lincoln das Fest 1863 auf den Folgemonat verschoben hat.
Zum Herbst-Äquinoktium feierten die Kelten traditionsgemäss das Ende der Ernte. Es ist eines der vier grossen Sonnenfeste und wird Mabon genannt. Die Feierlichkeiten standen damals im Zeichen der Dankbarkeit und der Wertschätzung der Natur – dafür wurde ein Teil der Ernte den Göttern geopfert. Man schaute zurück auf einen (hoffentlich) ertragreichen Sommer und blickte nach vorne auf die kalte, dunkle Jahreszeit. In Teilen von Schottland, Wales und Irland wirft man in Erinnerung an dieses Fest zu Mabon drei Getreidekörner über seine Schulter – und erweist der Natur damit seinen Dank.
Der Name Mabon geht zurück auf eine alte Legende der walisischen Kelten, die je nach Quelle unterschiedlich erzählt wird. «Mabon ap Modron» hiess der Sohn von Modron, der Muttergöttin. Drei Tage nach seiner Geburt wurde er entführt – daraufhin eilten ihr König Arthur und seine Ritter zur Hilfe. Um herauszufinden, wo das neugeborene Kind versteckt wird, fragten sie die ältesten Tiere nach seinem Aufenthaltsort. Der Legende nach sprachen sie mit den weisesten, ältesten Tieren der Welt: einer Amsel, einem Hirsch, einer Eule, einem Adler und schliesslich einem riesengrossen Lachs. Als sie herausfanden, dass Mabon auf der Burg Gloucester festgehalten wird, befreiten sie ihn.
Auch die Griechen verbanden mit dem Erntedank und der Einkehr des Herbstes einen Mythos, der der oben beschriebenen keltischen Legende stark ähnelt. Im Zentrum steht Demeter – ja, genau, wie der Schweizer Bio-Verein. Demeter ist eine griechische Muttergöttin, die für die Fruchtbarkeit der Erde, des Getreides und der Saat steht. Als ihr Hades, der Gott der Unterwelt, ihre Tochter Persephone raubte, wurde sie so wütend und voller Trauer, dass sie die Welt verdorren liess und machte, dass nichts mehr wächst.
Zwar liess Hades Persephone deshalb wieder gehen – sie musste jedoch jedes Jahr für eine Weile zu ihm zurückkehren, in die Unterwelt – und zwar immer während Herbst und Winter. Im Frühling durfte sie wieder zu ihrer Mutter. Demeter liess von da an aus Trauer um ihre Tochter alles sterben im Herbst und im Frühling, wenn diese wiederkehrte, blühte Demeters Herz und damit auch die Natur wieder auf, so der Mythos.