Für Floristinnen und Floristen ist der Muttertag ein Geschenk: Die Verkäufe steigen stark an und können sich sogar bis zu verzehnfachen.
Der regionale Markt kann die hohe Nachfrage nicht decken – auch an normalen Tagen nicht: Rund 90 Prozent der in der Schweiz verkauften Schnittblumen stammen aus dem Ausland, hauptsächlich aus Kenia, Ecuador und den Niederlanden.
Doch europäische Blumen sind nicht unbedingt nachhaltiger als Blumen aus Übersee. Dies geht aus einer Studie hervor, die vom Migros-Genossenschaftsbund und Max Havelaar in Auftrag gegeben wurde.
Besonders in den Niederlanden, dem grössten Blumenproduzenten der Welt, werden viele Sorten in energieintensiven Gewächshäusern angebaut, die teilweise fossile Brennstoffe wie Erdgas nutzen.
Die Studie hat die Umweltauswirkungen von Fairtrade-Rosensträussen aus Kenia mit denen von Gewächshausrosen aus den Niederlanden verglichen. Das Ergebnis: Ein Rosenstrauss aus Ostafrika, der mit dem Flugzeug in die Schweiz transportiert wird, verursachen zwei Drittel weniger CO₂-Emissionen als ihre Pendants aus einem niederländischen Gewächshaus. Für die Untersuchung wurden verschiedene Faktoren analysiert, wie etwa die Produktion, Verpackung und der Transportweg.
Insgesamt verursacht ein Rosenstrauch aus einem niederländischen Gewächshaus von der Produktion bis zum Verkauf in der Schweiz 27 kg CO₂-Äquivalent. Ein Strauss aus Kenia kommt auf 9,3 kg CO₂-Äquivalent. Als Vergleich: Ein Kilogramm konventionell hergestellte Butter verursacht ungefähr gleich viel CO₂-Emissionen.
Doch wie wichtig ist Konsumentinnen und Konsumenten überhaupt der Nachhaltigkeitsaspekt von Blumen?
«Unsere Erfahrung und der Austausch mit Branchenvertreterinnen und Vertreter lassen vermuten, dass das Aussehen, der Preis und die Blumensorte besonders wichtige Faktoren für die Konsument:innen sind», sagt das Fairtrade-Label Max Havelaar gegenüber watson.
Nachhaltigkeit spielt offenbar eine untergeordnetere Rolle. Doch das Problem ist auch, dass bei Blumen – anders als etwa bei Lebensmitteln – das Herkunftsland nicht deklariert wird. Bei Fairtrade-Blumen ist das anders: Hier wird das Herkunftsland direkt am Preisetikett angegeben – und mithilfe eines Codes lässt sich sogar bis zur Farm zurückverfolgen, wo die Blumen angebaut wurden.
Selbst bei Blumen aus der Schweiz ist Vorsicht geboten: Obwohl saisonale und regionale Blumen im Vergleich zu importierten Blumen eine bessere ökologische Bilanz aufweisen, können auch diese in Gewächshäusern angebaut werden. Zudem kommen hierzulande beim konventionellen Blumenanbau oftmals Pestiziden oder chemischen Düngemitteln zum Einsatz, um die Pflanzen vor Schädlingen und Krankheiten zu schützen und das Wachstum zu fördern.
Ganz ohne Pestizide und chemischen Dünger wachsen Bio-Blumen. Diese sind allerdings noch immer ein Nischenprodukt.
Dennoch gedeiht die Slowflower-Bewegung in der Schweiz. Die Alternative zum konventionellen Blumenhandel setzt auf saisonale und regionale Blumen, die ohne Pestizide und synthetische Dünger auskommen.
Pestizidrückstände sind vor allem bei Rosen immer wieder ein Thema. Der Ökotest hat in einigen Sträussen Chemikalien nachgewiesen, die in der EU aufgrund ihrer Gefährlichkeit für Mensch und Umwelt verboten sind. Denn: Blumen gelten nicht als Lebensmittel und unterliegen deshalb nicht denselben Bestimmungen.
Das Fairtrade-Label Max Havelaar empfiehlt daher, konventionelle Blumen nur mit Handschuhen zu berühren oder sich nach dem Kontakt gründlich die Hände zu waschen.