Eine Kuh grast friedlich auf einer Weide in Argentinien. Es ist eine Vollweidekuh – sie frisst nur, was die Weide hergibt. So wie es Mutter Natur wollte. Wenn ein solches Tier später zu Burgern verarbeitet wird, kann das ja nicht so schlimm sein. Schliesslich wurde es artgerecht gehalten und nicht mit Kraftfutter vollgestopft.
Weit gefehlt, sagt der britische Zoologe, Hochschuldozent und Journalist George Monbiot. Milch und Fleisch von Rindern und Schafen aus Vollweide ist fürs Klima am schädlichsten. «Ich weiss, dass diese Aussage schockiert», schreibt er im «Guardian». «Aber ich will damit nicht einfach provozieren. Ich versuche nur, bei den Fakten zu bleiben.»
Das eigentliche Problem von Rindern und Schafen auf der Vollweide ist der Platz, den sie benötigen: das Weideland. Die Gewinnung davon ist mit Abstand der grösste Treiber der weltweiten Abholzung.
Weideland ist im Vergleich zu Wäldern, Steppen und Sümpfen ökologisch weniger wertvoll, die Biodiversität ist geringer, die Speicherung von CO2 weitaus kleiner. Die Tiere fressen nicht nur Gräser und Kräuter, sie machen sich auch über Baumsprösslinge her.
Monbiot schätzt, dass in Grossbritannien allein die Schafe für vier Millionen Hektar baumlose Weiden verantwortlich sind. Eigentlich würde dort üppiger, gemässigter Regenwald wachsen.
Vier Millionen Hektar entsprechen der Fläche für die gesamte Getreideproduktion auf der Insel und rund einem Viertel der gesamten Agrarfläche. Der Früchte- und Gemüseanbau Grossbritanniens benötigt 23 Mal weniger Platz. Der daraus gezogene Nutzen steht dazu allerdings in keinem Verhältnis. Schaf- und Lammfleisch liefern gerade mal ein Prozent der in Grossbritannien konsumierten Kalorien.
Eindrücklich sehen die Zahlen auch auf globaler Ebene aus. 50 Prozent der weltweit habitablen Zone wird für die Landwirtschaft verwendet. 77 Prozent davon (38,5 Prozent der Gesamtfläche) für die Fleisch- und Milchwirtschaft. Das entspricht knapp der Landfläche des gesamten nord- und südamerikanischen Kontinents. Ein Grossteil davon (67 Prozent) wird als Weidefläche (26 Prozent der Gesamtfläche) genutzt.
Die gesamte Fleisch- und Milchwirtschaft deckt aber nur gerade 37 Prozent des Protein- und 18 Prozent des Kalorienkonsums der Menschheit. Monbiot zitiert eine Studie, die für ein durchschnittliches Kilo Protein aus Rindfleisch einen Fussabdruck von 1250 Kilogramm CO2 berechnet. Dieselbe Proteinmenge aus Sojabohnen kommt auf 17 Kilogramm. Das entspricht einem Faktor von 73.
Bleibt noch die Frage offen, was wäre, wenn sich die gesamte Menschheit komplett pflanzenbasiert ernähren würde. Damit könnten laut Our World in Data drei Viertel des aktuell genutzten Agrarlandes wieder der Natur übergeben werden.
(tog)
Das macht die CO2 Bilanz von Fleisch definitiv (noch) schlechter.
Wir essen auch zuviel Fleisch.
Wir haben es selber in der Hand: Weniger Fleisch, mehr regional und saisonal.
Was man aber auch nicht vergessen darf, das was mit dem Urwald in Südamerika passiert, haben wir in Europa mit unserem Urwald genau so gemacht, weil wir Platz brauchten. Das soll aber keine Entschuldigung sein, für das was heute immer noch passiert aus ganz anderen Gründen.