Ist der neue Papst erst einmal gewählt, steht dieser bereits vor einer weiteren Wahl. Denn üblicherweise legen Päpste ihre gebürtigen Namen ab und nehmen einen neuen an. Die meisten entscheiden sich für einen Namen, den bereits Vorgänger getragen haben. Am häufigsten gab es bereits einen Papst Johannes (23), gefolgt von Gregor und Benedikt (16), Clemens (14), Innozenz und Leo (13) sowie Pius (12).
Der neue Papst darf aber auch einen neuen Namen bestimmen, wie es auch Papst Franziskus getan hat. Er hat sich nach dem heiligen Franz von Assisi benannt. Vor ihm hatte es noch nie einen Papst Franziskus gegeben.
Gleichzeitig gibt es auch Papstnamen, die als Tabu gelten. Etwa jener des ersten Papstes überhaupt: Petrus. Zumindest gibt es bis heute keinen Petrus II. Und Petrus war es auch, der den Brauch, als Papst einen neuen Namen anzunehmen, ausgelöst hat. Das ist nämlich erst seit dem 11. Jahrhundert Usus, als Petrus Canepanova den heiligen Stuhl bestieg und aus Respekt vor dem ersten Papst seinen Namen änderte.
Das ist aber nicht der einzige Grund, warum seither niemand Petrus II. wählte. Später tauchte nämlich eine Prophezeiung auf, die während Petrus' Regentschaft das Ende der Welt weissagt. Die Malachias-Prophezeiungen werden zwar als Fälschung angesehen, dennoch möchte wohl kein Papst mit dem Ende der Welt in Verbindung gebracht werden.
Auch andere Päpste machten ihrem Namen wenig Ehre, weshalb Nachfolger es unterliessen, sich gleich zu nennen. Denn die bisherigen Namensträger prägten die Regentschaft. So gab es nach Alexander VI., der gerne ausgelassene Orgien gefeiert haben soll, nur noch zwei Namensvettern. Sixtus der V. führte im 16. Jahrhundert extreme Reformen ein und liess laut Spiegel Sünder hinrichten – heutzutage auch nicht gerade Werbung für einen gütigen Papst.
Umstritten ist auch ein Name, der gleichzeitig zu den beliebtesten gehört. Dies, weil er erst im 20. Jahrhundert in Verruf geriet. Pius XII. war von 1939 bis 1958 im Amt und soll vom Holocaust gewusst, jedoch nicht vehement öffentlich dagegen protestiert haben. Das sorgt bis heute für Kritik.
Seit bald 1000 Jahren hat es auch keinen Papst Stephan mehr gegeben. Dies wohl wegen Stephan VI., der seinen Vorvorgänger Formosus nach dessen Tod zum Eidbrecher und damit zum Häretiker verdammte. Seine Leiche wurde exhumiert, vor Gericht gestellt und wegen Meineids und Usurpation verurteilt. Der Leichnam wurde in den Tiber geworfen, kurz darauf aber von Anhängern wieder herausgefischt. Stephan VI. wurde später eingesperrt und getötet. Es gab zwar noch drei weitere Päpste, die sich Stephan nannten, bald war jedoch Schluss. Ob die Reputation des Namens in Papstkreisen mittlerweile wieder hergestellt ist, ist fraglich.
Generell hatten die Stephans wenig Glück. So gäbe es eigentlich zehn davon, weil aber Stephan II. im 8. Jahrhundert nur vier Tage nach der Wahl und vor der Weihe starb, wird er häufig nicht gezählt. Inoffiziell hatte er damit übrigens die kürzeste Amtszeit als Papst, offiziell ist dies Urban VII., der im 16. Jahrhundert nach 12 Tagen an Malaria starb. In der jüngeren Papst-Geschichte war es Johannes Paul I., der 1978 nach 33 Tagen im Amt starb.
Eine Prognose, wie der neue Papst heissen wird, ist schwierig. Das zeigte nicht zuletzt Papst Franziskus, dessen Wahl völlig überraschend kam. Auch wenn ein Papst seine Namenswahl nicht begründen muss, deutet sie trotzdem meist die Richtung der Regentschaft an.
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