Der neue Papst muss die Ukraine unterstützen, nicht Putins Grossrussland-Pläne
Als überzeugter Atheist mische ich mich normalerweise nicht in religiöse Angelegenheiten ein. Doch es sind keine normalen Zeiten.
Nach dem Tod von Papst Franziskus erhält die katholische Kirche ein neues Oberhaupt. Und wir können hoffen, dass endlich Mut einkehrt in die heiligen Hallen in Rom. Der Mut, Dinge beim Namen zu nennen.
Zur Erinnerung: Im Februar 2024 gab Franziskus dem Schweizer Fernsehen RSI ein Interview, das für Unverständnis und Entsetzen sorgte. Darin liess der Papst durchblicken, dass die Ukraine besser die weisse Flagge schwenken solle, um unnötiges Blutvergiessen und weitere Tote und Verletzte zu vermeiden.
Was der Papst hingegen nicht machte, war denjenigen öffentlich zu kritisieren, der den verbrecherischen Krieg allein zu verantworten hat: Wladimir Putin.
Die deutsche Theologin Regina Elsner brachte es in einem lesenswerten Kommentar auf den Punkt:
Dass das Opfer sich mit allen Mitteln wehre, dass es seine Würde, seine Mitmenschen nicht aufgebe, mache die Lage kompliziert. Denn Menschen, die bis zum Letzten für sich einstehen, seien der Kirche suspekt.
Für viele von uns, die in Freiheit und Sicherheit leben, wäre es wohl tatsächlich bequemer, die Ukraine würde die Opferhaltung akzeptieren und uns nicht ständig an die Kriegsverbrechen und den Terror erinnern.
Die Lösung kann aber eben genau nicht sein, sich dem Aggressor zu beugen und einen ungerechten Diktatfrieden (und Schlimmeres) hinzunehmen.
Was auch drei Jahre nach der Invasion fehlt, ist eine klare Verurteilung durch den Vatikan. Eine klare Verurteilung der politischen und kirchlichen Führung Russlands, die für den Kriegskurs verantwortlich zeichnet. Eine klare Verurteilung der imperialistischen Ideologie Putins und ein eindeutiger Aufruf an den Aggressor, seinen Angriffskrieg unverzüglich zu beenden.
Tatsächlich widerspricht es auch der christlichen Moral, wenn man in einer Bedrohungssituation nicht an der Seite der Überfallenen und Schwachen steht und nicht bereit ist, den Aggressor scharf zu verurteilen und dessen Gewalt entschlossen entgegenzutreten.
Der neue Papst sollte sich deshalb unbedingt für einen gerechten Frieden einsetzen und zugunsten der Ukraine Position beziehen. Sonst ist es bald endgültig um die Glaubwürdigkeit des Vatikans geschehen.
Um dem Niedergang der einst so mächtigen katholischen Kirche entgegenzuwirken, habe der Papst fragwürdige politisch-religiöse Bündnisse unterstützt. So zum Beispiel das Bündnis zwischen Evangelikalen und rechten Katholiken in Trumps Amerika.
Franziskus habe auch die weltweiten Kampagnen gegen den Schwangerschaftsabbruch massiv unterstützt. Zudem habe das Kirchenoberhaupt wenig gegen die massiven Angriffe auf Schwule, Lesben, Transpersonen aus den eigenen Reihen unternommen.
Quellen
- herder.de: Papst und Ukraine – Vatikanische Lernresistenz (März 2024)
- hpd.de: Interview zum Tod von Papst Franziskus – "Ein Wolf im Schafspelz" (April 2025)
- ndr.de: Ukraine-Krieg: «Papst Franziskus widerspricht der christlichen Moral»
- srf.ch: Papst-Aussage zum Ukraine-Krieg löst scharfe Kritik aus
