Heutzutage wird die Papstwahl nach einem strengen Prozedere und klaren Regeln abgehalten. Das war aber nicht immer so: In der Frühzeit war die Wahl des Papstes in der Regel eine unstrukturierte und oft chaotische Angelegenheit, die immer wieder von weltlichen Interessen beeinflusst wurde. Korruption und Bestechungen waren keine Seltenheit, und die Wahl war oft politisch motiviert.
Ab 1059 wurden deshalb in mehreren Schritten Verhaltensregeln für die Papstwahl eingeführt. Zunächst wurde festgelegt, dass nur Kardinäle und Kleriker den Papst wählen können, später kamen die Zweidrittelmehrheit für die Wahl und die Anwesenheitspflicht der Kardinäle hinzu. 1241 wurden die Wahlberechtigten schliesslich erstmals isoliert.
Doch die Regeln waren zu unklar formuliert und wurden auch nicht wirklich eingehalten, was ab 1268 zur längsten Papstwahl der Geschichte führte. Nach dem Tod von Papst Clemens IV. dauerte es sage und schreibe 1006 Tage (fast 3 Jahre), bis ein neuer Papst gewählt war.
Der Grund: Das Kardinalskollegium war in zwei Lager – ein französisch-neapolitanisches und ein italienisches – gespalten. Beide versuchten, mit allen möglichen Tricks einen Kardinal aus ihren Reihen auf den Heiligen Stuhl zu setzen, was zu Streitigkeiten, Beeinflussungen von aussen und schliesslich zu einer kompletten Blockade der Wahl führte.
Erst nach jahrelangem Stillstand, grossem Druck von aussen und als die Kardinäle nur noch Wasser und Brot bekamen und das Dach über dem Wahlpalast entfernt wurde, wurde Gregor X. 1271 nach einem Kompromiss schliesslich zum Papst gewählt – und das, obwohl sich dieser zum Wahlzeitpunkt im Heiligen Land aufhielt. Drei Jahre später legte dieser dann mit der Apostolischen Konstitution «Ubi periculum» (Deutsch: «Wo Gefahr ist») genaue Regeln für die Papstwahl fest.
Ziel der päpstlichen Bulle war es, langwieriges Taktieren und Verzögerungen während der Wahl zu reduzieren und die Wahl endgültig vor äusseren Einflüssen zu schützen. Neben zahlreichen weiteren Regelungen schrieb Gregor X. vor, dass sich die Kardinäle bis zum Abschluss der Wahl strikt von der Aussenwelt zu isolieren hätten. Das war der Beginn des Konklaves (von «cum clave»; «mit dem Schlüssel» – hinter verschlossener Tür) als verpflichtende Form der Papstwahl.
Das erste Konklave nach Einführung des «Ubi periculum» dauerte prompt nur zwei Tage. Am 20. Januar 1276 – zehn Tage nach dem Tod Gregors X. – versammelten sich 15 Kardinäle im bischöflichen Palast von Arezzo und bereits am folgenden Tag wählten sie Innozenz V. im ersten Wahlgang einstimmig zum Papst. Damit war er im VierPäpste-Jahr der zweite Heilige Vater des Jahres.
Noch im selben Jahr wurde das «Ubi periculum» von Papst Hadrian V. wieder aufgehoben, nach der 822-tägigen Papstwahl von Coelestin V. wurde es aber 1294 bereits wieder eingeführt. Dennoch gab es in der Folge erneut extrem lange Konklaven: Nach dem Tod von Clemens V. dauerte es 830 Tage oder 2 Jahre und 2 Monate, bis dessen Nachfolger bestimmt war.
Die französischen Könige hatten den Papst gezwungen, nicht mehr in Rom, sondern in Avignon zu residieren, weshalb es erneut zu Spannungen zwischen den Kardinälen kam. Die französischen Kardinäle hatten gegenüber den italienischen ein grosses Gewicht und versuchten, die Wahl zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Mit Erfolg: 1316 wurde Johannes XXII. – ein enger Verbündeter der französischen Krone – zum Papst gewählt. Dies setzte das Avignonesische Papsttum fort, das bis 1377 andauerte. Erst dann kehrte der Papstsitz nach Rom zurück.
Friedlich lief das allerdings nicht ab: «Wir wollen einen römischen Papst, oder wenigstens einen italienischen, sonst werdet ihr sterben», skandierten bis zu 20'000 Menschen 1378 vor dem Vatikanpalast. Während draussen der Mob tobte, einigten sich die Kardinäle auf Urban VI. – nicht aus Überzeugung, sondern weil viele um ihr Leben fürchteten.
Kaum war das Konklave vorbei, erklärten die französischen Kardinäle die Wahl für ungültig, kamen in der italienischen Stadt Fondi erneut zusammen und wählten einen neuen Papst: Clemens VII. zog nach Avignon, das Abendländische Schisma war geboren. Bis zum Konzil von Konstanz 1417 blieb das Papsttum gespalten.
Dank schnelleren Reisezeiten und der Verbesserung der Hygiene haben sich die Konklaven ab Mitte des 19. Jahrhunderts immer mehr verkürzt. Hatte es bei der Wahl Gregors XVI. im Jahr 1831 noch 54 Tage gedauert, brauchten die Kardinäle seitdem 1–4 Tage, um einen neuen Papst zu präsentieren.
Das schnellste Konklave der Kirchengeschichte fand aber bereits im Jahr 1503 statt. Nach dem schnellen Tod des erst 26 Tage zuvor gewählten Pius III. dauerte es weniger als 24 Stunden, bis dessen Nachfolger bestimmt war. Im ersten Wahlgang wählten die Kardinäle Julius II. einstimmig zum neuen Kirchenvater.
Für die Papstwahl 1903 gab es eigentlich einen klaren Favoriten: Kardinal Mariano Rampolla. Während des Konklaves legte der Bischof von Krakau im Namen des österreichischen Kaisers Franz Joseph I. allerdings ein Veto gegen den Italiener ein. Damit machte der Kaiser, der in Rampolla einen Freund Frankreichs und Spaniens sah, von einem alten, nie schriftlich festgehaltenen Recht Gebrauch, das die katholischen Herrscher der europäischen Grossmächte für sich beanspruchten: Sie konnten die Wahl ungewünschter Kandidaten blockieren.
Zwar konnte Rampolla seine Stimmenanzahl am nächsten Wahltag noch einmal erhöhen, doch dann schwenkten die Kardinäle um und ernannten im siebten Wahlgang stattdessen Giuseppe Melchiorre Sarto, der sich später Pius X. nannte, zum neuen Papst.
Die beiden Konklaven im 21. Jahrhundert verliefen rasch und ohne Skandale: 2005 wurde Benedikt XVI. bereits im vierten Wahlgang zum Papst gewählt, Franziskus I. 2013 im fünften. Benedikt XVI. war schon im Vorfeld der grosse Favorit und hatte am Ende eine klare Mehrheit der Kardinäle auf seiner Seite, Franziskus hingegen galt vor seiner Wahl eher als Kompromisskandidat.
Wann genau das nächste Konklave beginnt, wurde noch nicht festgelegt. Experten vermuten aber, dass es nach den zuletzt kurzen Papstwahlen wieder etwas länger dauern könnte. Es wird allerdings höchstens 34 Wahlgänge geben, danach kommt es zu einer Stichwahl zwischen den beiden Kandidaten, welche die meisten Stimmen auf sich vereinigt haben. Im 20. und 21. Jahrhundert hat es jedoch nie mehr als 15 Wahlgänge gegeben.