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Schweizer, bleib bei deinen Kartoffeln: Importware ist schlecht für die Umwelt

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Bild: KEYSTONE
Ökobilanz

Schweizer, bleib bei deinen Kartoffeln: Importware ist schlecht für die Umwelt

Käse und Kartoffeln aus Schweizer Produktion belasten die Umwelt weniger als importierte Ware. Nicht so klar ist die Situation beim Brot aus Weizen, beim Rindfleisch und bei der Futtergerste. 
08.04.2014, 17:0608.04.2014, 17:20
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Wie wirkt sich die Produktion von Brot aus Weizen, von Futtergerste, Speisekartoffeln, Käse und Rindfleisch unterschiedlicher Herkunft auf die Umwelt aus? Die Forschungsanstalt Agroscope hat dies im Auftrag des Bundesamts für Landwirtschaft (BLW) in einer neuen Studie untersucht. 

Die Ökobilanz berücksichtigt die gesamte Wertschöpfungskette im In- und Ausland von der Produktion bis zur Verkaufsstelle. Die fünf Produkte stammten jeweils aus der Schweiz, Deutschland und Frankreich. Zusätzlich wurden niederländische Kartoffeln, italienischer Käse und brasilianisches Rindfleisch untersucht, wie die Agroscope am Dienstag mitteilte. 

Die Resultate: Käse und Kartoffeln aus dem Inland schnitten überwiegend günstiger als Import-Produkte ab. Beim Käse sei dies den guten Standortbedingungen für die Milchproduktion zu verdanken. Das gute Graswachstum erlaube es, mit wenig Kraftfutter ökologisch effizient Milch zu erzeugen, schreiben die Forscher.

Transportwege bedeutsam

Bei Schweizer Kartoffeln fällt die Ökobilanz günstiger aus, da die Transportwege kürzer sind als bei Importware. Diese fielen bei Kartoffeln stark ins Gewicht, da die Erträge pro Flächeneinheit hoch und die Umweltwirkungen pro Kilogramm verhältnismässig tief sind, hiess es im Bericht. Bei den übrigen Produkten fiel der Vergleich je nach Herkunftsland und Umweltwirkung unterschiedlich aus. Der Transport wirkte sich stark negativ aus, wenn er mit dem Flugzeug erfolgt wie beim Rindfleisch aus Brasilien. Ansonsten entschied vor allem die Art der landwirtschaftlichen Produktion über das Ergebnis.

Am besten schnitt die Schweiz bei allen Produkten dank hoher Regenfälle in puncto Wasserverbrauch ab. Hingegen ist in der Schweiz der Flächenbedarf wegen der allgemein tieferen Erträge etwas höher. Brotweizen und Futtergerste aus Frankreich haben Vorteile bei mehreren Umweltaspekten wie der Überdüngung von Gewässern und dem Flächenbedarf.

Tiefere Erträge – hoher Flächenbedarf

Auch bei den tierischen Produkten waren die Resultate uneindeutig. Schweizer Tierhalter verfüttern meist Soja aus zertifizierter Produktion. Daher sind die Wirkungen von Schweizer Käse oder Rindfleisch auf die Abholzung von Regenwald geringer als bei importierter Ware. Beim Rindfleisch schnitt das deutsche System betreffend Überdüngung und der Wasserbelastung besser ab als das schweizerische, jedoch schlechter in Bezug auf Pestizide an Land, den Wasserverbrauch und die Abholzung.

Fazit der Studie ist, dass die landwirtschaftliche Produktionsphase die Umweltwirkungen am stärksten beeinflusst. Deshalb sei auf eine standortangepasste Produktion zu achten – also dass Produkte erzeugt werden, die beim gegebenen Boden und Klima potenziell die höchsten Erträge einbringen. So einen systematischen Standortvorteil hat aus Umweltsicht die Schweizer Milchproduktion – weil das Land viel gutes Grasland besitzt. 

Nur bei Milch eindeutig ökologischer

Den ökologischen Leistungsnachweis einzuhalten sei allein keine Gewähr für ein deutlich günstigeres Umweltprofil im Vergleich zu anderen Ländern, betonen die Forscher. Denn andere Faktoren wie die Mechanisierung, die Auswahl von Pestiziden und die Flächenerträge spielten ebenfalls eine Rolle. Ihre Studie zeige Verbesserungspotenziale auf, mit denen noch bessere Ergebnisse bezüglich Nachhaltigkeit erzielt werden könnten.

Die Autoren schlagen vor, die agrarpolitischen Vorgaben je nach Region, Betriebstyp oder Ertragspotenzial des Standorts differenziert anzupassen. Solche Anstrengungen seien notwendig, damit Schweizer Agrarprodukte gegenüber Importen ihre ökologische Konkurrenzfähigkeit halten oder verbessern könnten. Diese werde bei den untersuchten Produkten nur bei der Milch eindeutig erreicht. (dhr/sda) 

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