Berner Forscherinnen und Forscher haben eine bisher unbekannte Schwachstelle von Prostata-Krebszellen identifizieren. Das ist laut Forschenden ein «Game-Changer» bei der Entwicklung von Krebstherapien.
Das entsprechende Patent haben die Wissenschaftler bereits angemeldet, wie die Universität Bern am Donnerstag mitteilte. Neue Therapien gegen Prostatakrebs sind demnach dringend erforderlich. Internationalen Schätzungen zufolge erkrankt einer von sechs Männern im Laufe seines Lebens an Prostatakrebs, und weltweit sterben jedes Jahr über 375'000 Patienten daran. Die Resistenz der Tumore gegen die gängigen Therapien spielt dabei eine wesentliche Rolle.
Um neue Therapieansätze zu finden, untersuchten die Forschenden das sogenannte Spleissosom. Eine molekulare Maschine in unseren Zellen, die die Bauanleitungen für Proteine in eine lesbare Form bringt.
Bei den meisten Genen kommt dazu das sogenannte Major-Spleissosom zum Einsatz. Bei einige wenigen Genen wird dieser Prozess aber vom Minor-Spleissosom durchgeführt. «Dennoch ist das Minor-Spleissosom von enormer Bedeutung, weil es vor allem Gene prozessiert, die für das Zellwachstum eine entscheidende Rolle spielen. Und ebendieses Zellwachstum gerät bei Krebs ausser Kontrolle», erklärte Studienautorin Anke Augspach in der Mitteilung.
Bei den Untersuchungen fanden die Forschenden heraus, dass ein spezifischer Bestandteil des Minor-Spleissosoms bei fortgeschrittenem Prostatakrebs deutlich vermehrt auftritt. Dies liess sie Forschenden vermuten, dass Krebszellen über diesen Bestandteil das Minor-Spleissosom aktivieren und damit ein unkontrolliertes Zellwachstum anregen.
Die Vermutungen konnten sie in Laborversuchen mit Zellkulturen bestätigen. Sie konnten zudem zeigen, dass die Hemmung des spezifischen Bestandteils zu einem stärkeren Rückgang des Wachstums von Prostatakrebs führte als die derzeitigen Standardtherapien. Das sei ein bedeutender Durchbruch im Kampf gegen Krebs, wie die Universität Bern schrieb.
Die Forschungsergebnisse wurden am Donnerstag im Fachjournal «Molecular Cell» publiziert. Neben der Universität Bern waren auch das Inselspital, das Universitätsspital Bern und die University of Connecticut (USA) beteiligt. (aeg/sda)
Für den Rest von uns, tolle Nachrichten. Zeigt einmal mehr, was die Forschung kann, wenn man es ihr ermöglicht. Ich hoffe es hilft in Zukunft (bin mir bewusst, dass es noch ein langer Weg ist) viel Leiden zu ersparen.