Selbstlosere Mutterliebe gibt's kaum: Bei einer israelischen Spinnenart serviert sich das Weibchen seinem Nachwuchs gleich selbst.
Die Weibchen der Art Stegodyphus lineatus, die ihre Netze an Dornenbüschen in der Negev-Wüste bauen, pflegen eine extreme Brutfürsorge, die Matriphagie genannt wird – das heisst, die Jungen fressen ihre eigene Mutter. Als wäre das nicht schon ausgefallen genug, konnten israelische Forscher nun nachweisen, dass die Mutter dabei noch nachhilft, indem sie sich innerlich selbst verdaut.
Schon während sie in einem Kokon in ihrem Nest ihre Eier legt, beginnen sich die Gedärme der Mutter durch Verdauungsenzyme zu verflüssigen. Sind die 70 bis 80 gelblichen Jungtiere dann geschlüpft, füttert das Muttertier sie mit hochgewürgtem, durchsichtigem Saft.
Ein Teil davon sind Überreste der Insekten, die sie zuvor gefressen hat, der Rest verflüssigtes Gedärm, wie ein Team um Mor Salomon vom israelischen Cohen Institute for Biological Control in der Aprilausgabe des «Journal of Arachnology» berichtet. Um 41 Prozent ihres Körpergewichts erleichtert sich das Weibchen so innert zwei Wochen.
Zu guter Letzt versenken die Jungtiere ihre Mundwerkzeuge in die noch lebende Mutter – die Forscher prüften dies, indem sie die Spinne am Bein berührten, die daraufhin zuckte. In ihr läuft der innere Verflüssigungsprozess ordentlich ab: Zunächst werden die nicht lebensnotwendigen Organe abgebaut, zuletzt das Herz.
Am Ende hat die Mutter 96 Prozent ihres Körpergewichts ihrem Nachwuchs vermacht, die in der Zeit auf die dreifache Grösse heranwachsen. (sda)