Schon die ersten Primaten vor fast 70 Millionen Jahren haben vermutlich in Paaren gelebt. Das zeigten Forschende der Universität Zürich in einer neuen Studie. Die Sozialstruktur unserer Vorfahren war uns damit ähnlicher, als bisher angenommen.
«Es wurde oft behauptet, dass die Vorfahren der Primaten Einzelgänger waren und dass sich andere Formen der sozialen Organisation erst später entwickelten», schrieben die Forscherinnen und Forscher in der Studie im Fachblatt Pnas. Frühere Studien versuchten deshalb zu erklären, wie und wann in der Evolution der Primaten das Paarleben entstanden ist.
Jüngste Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass viele der nachtaktiven und daher schwer zu untersuchenden Primatenarten, von denen man bisher annahm, dass sie Einzelgänger sind, in Wirklichkeit in Paaren leben. Dazu gehören etwa Lemuren und andere sogenannte Feuchtnasen-Primaten, wie die Universität Zürich (UZH) in einer Mitteilung vom Mittwoch schrieb.
Was bedeutet das aber für die vorfahren aller Primaten? Dieser Frage gingen die Forschenden der Universitäten Zürich und Strassburg in der Studie nach. Dafür sammelten sie Informationen zur Zusammensetzung wilder Primatengruppen.
Mit einer statistischen Analyse errechneten die Forscherinnen und Forscher aus Daten wie der Körpergrösse, der Ernährung und dem Lebensraum, die Wahrscheinlichkeit einzelner sozialer Organisationsformen.
Um die soziale Organisationsform unserer Vorfahren vor fast 70 Millionen Jahren zu rekonstruieren, stützten sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gemäss der Mitteilung der UZH auf Fossilfunde. Diese zeigten, dass die ersten Primaten kleiner als viele der heute lebenden Arten waren und in Bäumen lebten.
Das Ergebnis der Analyse: Die ersten Primaten lebten höchstwahrscheinlich in unterschiedlichen sozialen Organisationsformen. Die meisten in Paaren, nur zehn bis 20 Prozent der Individuen waren Einzelgänger, wie es in der Studie hiess. «Auch wir leben oft - aber längst nicht immer - als Paare, sind zugleich eingebettet in Grossfamilien und grössere Gruppen und Gesellschaften», sagte Studienautor Adrian Jäggi in der Mitteilung der UZH. (sda)