Wissen
USA

USA beschäftigten in den 50er Jahren 1000 Ex-Nazis als Spione

FBI-Chef J. Edgar Hoover.
FBI-Chef J. Edgar Hoover.Bild: Anonymous/AP/KEYSTONE
Kalter Krieg

USA beschäftigten in den 50er Jahren 1000 Ex-Nazis als Spione

Polizei- und Geheimdienstleiter wie FBI-Chef J. Edgar Hoover und CIA-Direktor Allen Dulles sollen in den 50er Jahren «aggressiv einstige Nazis jeglichen Rangs rekrutiert» haben.
27.10.2014, 12:3528.10.2014, 10:08
Mehr «Wissen»

US-Geheimdienste haben während des Kalten Kriegs mindestens 1000 Ex-Nazis als Spione oder Informanten angeheuert. Zu diesem Ergebnis kam die Auswertung jüngst von der Regierung freigegebener Akten und Interviews, über die die Zeitung «New York Times» am Montag berichtete. Der Wert der Nationalsozialisten für die Arbeit gegen die Russen und Kommunisten habe für die Dienste höher gewogen als die «moralischen Fehltritte» bei ihrer Arbeit für das NS-Regime. 

Insgesamt hätten das US-Militär, die CIA, FBI und andere Geheimdienste mindestens 1000 Ex-Nazis und Kollaborateure nach dem Zweiten Weltkrieg angestellt, fasste der Holocaust-Experte Richard Breitman von der American University in Washington zusammen.

Kriegsverbrecher entgingen der Strafverfolgung

Die Geheimdienste schützten jene Agenten auch vor Strafverfolgung. So habe die CIA etwa einen SS-Offizier als Spion engagiert, obwohl er sich aus ihrer Sicht wahrscheinlich «geringerer Kriegsverbrechen» schuldig gemacht hatte. 1994 seien Behörden vom US-Geheimdienst bedrängt worden, Ermittlungen gegen einen ehemaligen Spion fallen zu lassen, der mit dem Massaker von Zehntausenden Juden in Litauen in Verbindung gebracht wurde.

Ein weiterer SS-Offizier, der für die CIA in Europa als Spion arbeitete, war in seinem früheren Leben Top-Gehilfe von Adolf Eichmann, dem Leiter des für die Organisation der Deportation der Juden zuständigen Referats im Reichssicherheitshauptamt. Ihn siedelte die CIA laut den Aufzeichnungen «als Belohnung für seinen loyalen Dienst nach dem Krieg» samt Familie 1954 in die USA um. (whr/sda/dpa)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
1 Kommentar
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
1
«Die 2000er waren toxisch und progressiv zugleich»
Low-Waist-Jeans, Serienstars und die Musik der 2000er sind wieder im Trend. Warum sind die Nullerjahre bei der Gen Z so beliebt? Ein Popkultur-Forscher ordnet ein.
Die 2000er erleben zurzeit ein Revival – in der Musik, der Mode, Serien. Warum kommen die Trends der Nullerjahre gerade jetzt zurück?
Moritz Ege:
Trends kommen meist in einem Abstand von zwanzig bis dreissig Jahren wieder zurück. Das hat viel mit persönlichen Erinnerungen in der Kindheit oder der frühen Jugendphase zu tun. Andererseits spricht die Idee der 2000er möglicherweise auch einen Zeitgeist an, ein schwer zu definierendes Gefühl.
Zur Story