Die Fischerei mit Grundschleppnetzen hat massive Folgen für das Leben am Boden der Tiefsee. Das zeigt eine Studie internationaler Forscher um Jacobo Martín vom Institut für Meereswissenschaften in Barcelona. In Gebieten, in denen diese Fangmethode regelmässig angewendet wird, gibt es demnach deutlich weniger organisches Material und kleinere Lebewesen auf dem Meeresgrund, auch die Artenvielfalt ist dort geringer.
Das Team untersuchte einen submarinen Canyon vor der Nordostküste Spaniens. Die Experten stellen ihre Studie in den «Proceedings» der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften («PNAS») vor. Die Fischerei mit Grundschleppnetzen ist ein weltweit verbreitetes Verfahren zum Fang von Meerestieren wie Schollen, Seezungen oder Garnelen. Die Methode hat viele Kritiker, da bei ihrem Einsatz Meeresboden zerstört und darauf lebende Wesen vernichtet werden.
Grundschleppnetze bestehen aus einem trichterförmigen Fangsack, der von einem oder mehreren Schiffen gezogen wird. Die maulartige Öffnung des Netzes wird über unten liegende Gewichte und oben befindliche Schwimmkörper erzeugt. Beim Typ der Scherbrett-Grundschleppnetze befindet sich auf der Unterseite des Eingangs ein Grundtau, das über den Meeresboden gezogen wird. Zwei seitliche Scherbretter ziehen das Netz auseinander. Diese Bretter sind extrem schwer und können Furchen in den Boden ziehen, wodurch Sediment aufgewirbelt wird.
In ihrer Studie untersuchten die Forscher den 40 Kilometer langen unterseeischen Canyon La Fonera. Fast täglich fahren hier Schiffe hinaus, um Afrikanische Tiefsee-Garnelen (Aristeus antennatus) zu erbeuten. Die Grundschleppnetz-Fischerei findet fast ausschliesslich entlang der Nordseite des Canyons statt, die Südseite wird nur teilweise derartig befischt. Die Wissenschaftler verglichen nun den Zustand des Meeresbodens der mit Grundschleppnetzen befischten Regionen mit dem der unbefischten Areale.
Die Analysen zeigten, dass das Sediment in den befischten Gebieten deutlich weniger organisches Material enthält und eine geringere Meiofauna – also kleine Bodenlebewesen – aufweist. Auch die Artenvielfalt war dort geringer. So kamen in den befischten Sedimenten etwa weniger Fadenwurm-Spezies vor. Nach Angaben der Forscher sind die Auswirkungen der Grundschleppnetz-Fischerei auf das Tiefsee-Ökosystem vergleichbar mit den «katastrophalen Effekten» der Bodenabtragung, die der Mensch beschleunigt. (dhr/sda/dpa)