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«An manchen Tagen gehen über 200 ungewollte Anrufe ein»

Smartphones und Smartwatches können im Notfall eine grosse Hilfe sein. Momentan machen sie allerdings der kantonalen Notrufzentrale das Leben schwer. Jeden Tag gehen mind. 200 ungewollte Notrufe ein u ...
Smartphones und Smartwatches können im Notfall eine grosse Hilfe sein. Momentan machen sie allerdings der kantonalen Notrufzentrale das Leben schwer. Jeden Tag gehen mind. 200 ungewollte Notrufe ein und blockieren die Notrufnummern für echte Alarme:

«An manchen Tagen gehen über 200 ungewollte Anrufe ein»

Bei Schutz und Rettung Zürich gehen immer häufiger Notrufe ein, letztes Jahr waren es bis zu 500 pro Tag. Davon ist die Hälfte falscher Alarm, der versehentlich ausgelöst wurde und die Mitarbeitenden an ihre Grenzen bringt.
18.07.2023, 17:2018.07.2023, 17:20
Nina Burri / ch media
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Notrufe werden immer öfter ungewollt ausgelöst. Viele Male durch Smartphones und Smartwatches, die eigentlich das Leben leichter machen sollten – vor allem, wenn jede Sekunde zählt. Ein Notruf kann hierbei schnell abgesetzt werden, wenn eine Taste für längere Zeit oder mehrmals hintereinander gedrückt wird.

Die Einsatzleitzentrale von Schutz und Rettung Zürich nimmt die Notrufe 118 aus dem Kanton Zürich und die Notrufe 144 aus den Kantonen Zürich, Schaffhausen, Schwyz und Zug entgegen. Dort gehen täglich viele unbeabsichtigte Notrufe ein. An manchen Tagen seien es über 200, sagt Karin Broger, Leiterin Kommunikation von Schutz und Rettung Zürich. «Konkret bedeutet das, dass man dann lediglich Geräusche zu hören bekommt und niemand am Telefon antwortet.»

Zusatzbelastung für Mitarbeitende

Sowohl bei der Feuerwehr als auch beim Rettungsdienst habe man in den letzten Monaten einen deutlichen Anstieg bei den ungewollten Notrufen festgestellt, so Broger. «Die Zahl variiert stark und ist von Tag zu Tag unterschiedlich.» Dies stellt für die Mitarbeitenden in der Einsatzleitzentrale eine grosse Zusatzbelastung dar.

Wenn kein Kontakt zur anrufenden Person hergestellt werden kann, wird diese wann immer möglich zurückgerufen. Es sei nicht immer sofort klar erkennbar, ob es sich um einen bewussten oder unbewussten Notruf handelt. Auch wenn keine Wortmeldungen zu hören sind. «Entsprechend werden die personellen Ressourcen dadurch sehr stark beansprucht», sagt Karin Broger.

Fehlanrufe durch Smartphones mit Sturzanalyse nehmen zu

Marc Surber, Mediensprecher der Stadtpolizei Zürich bestätigt: «Ungewollte Notrufe gibt es schon seit der Verbreitung von Handys. In der letzten Zeit nahmen die Fehlanrufe zu.» Einer der Gründe dafür könne sein, dass die modernen Smartphones unter anderem über eine «Sturzanalyse» verfügen.

Darüber, wie häufig das tatsächlich vorkommt, führe die Stadtpolizei keine Statistik. «Sicher ist aber, dass ein grosser Teil dieser Anrufe den internationalen Notruf 112 betreffen», sagt Surber auf Anfrage von ZüriToday. Dass die Polizei dann aber auch wirklich ausrücke, käme sehr selten bis gar nie vor.

Notrufe geschehen oft unbemerkt

Beim Eingang eines Notrufes wird jeweils geklärt, wo sich die anrufende Person befindet und was vorgefallen ist. «Ohne diese Angaben können wir unter Umständen keine nötigen Sofortmassnahmen einleiten. Die Anrufe müssen aber in jedem Fall entgegengenommen werden», erklärt Marc Surber.

Ob es sich schlussendlich um einen «echten» oder eben einen «falschen» Notruf handelt, kann nur mit einem Gespräch mit der anrufenden Person geklärt werden. Viele Smartphone-Besitzerinnen und -Besitzer merken oft gar nicht, dass der Notruf ausgelöst wurde. Im Hintergrund kann mitgehört werden, dass die Person am Gehen oder allenfalls Joggen ist und keine Antwort auf eine Frage der Notrufmitarbeitenden erfolgt.

Klärung der Situation bedeutet massiven Mehraufwand

«In den vergangenen Monaten gab es eine Zunahme der Notrufe», sagt Noëlle Fivaz von der Stadtpolizei Winterthur auf Anfrage. Wie häufig ungewollte Notrufe eingehen, werde auch hier nicht statistisch erfasst. Diese unbeabsichtigten Notrufe stellten zweifellos ein Problem dar, «da sie erheblichen Aufwand erfordern, um die jeweilige Situation zu klären.»

Die Kantonspolizei Zürich stellt ebenfalls eine derzeitige Zunahme der Notrufe fest. Ihre Einsatzfähigkeit und Erreichbarkeit sei durch die unbeabsichtigten Anrufe auf die Notrufnummern nicht beeinträchtigt, hält Florian Frei vom Mediendienst fest.

Was tun bei ungewollten Notrufen?

Wer einen ungewollten Notruf absendet, sollte sofort erneut den Notfall anrufen und Entwarnung geben. Sonst kann es sein, dass Einsatzkräfte ausrücken müssen, die es eigentlich für richtige Notfälle braucht. Kosten fallen übrigens nur dann an, wenn es ein bewusst falsch abgesetzter Notruf ist – ein versehentlich abgegangener Notruf ist nicht strafbar.

«Uns hilft, wenn alle Smartphone-Besitzerinnen und -Besitzer ihre Updates regelmässig vornehmen, damit weniger solcher fehlerhaften Anrufe erfolgen», empfiehlt Schutz und Rettung Zürich. Ebenfalls wird empfohlen, in den Einstellungen des Geräts den Notruf so zu konfigurieren, dass der nicht von selbst ausgelöst wird, sondern erst noch bestätigt werden muss.

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