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Gemeinderätinnen fordern spezialisierte Anzeigestelle für Sexualdelikte

Opfer von Sexualdelikten sollen die Möglichkeit erhalten, auf einer spezialisierten Wache mit sensibilisierten Polizisten und Polizisten Anzeige erstatten zu können. (Symbolbild)
Opfer von Sexualdelikten sollen die Möglichkeit erhalten, auf einer spezialisierten Wache mit sensibilisierten Polizisten und Polizisten Anzeige erstatten zu können. (Symbolbild)Bild: KEYSTONE/ENNIO LEANZA

Gemeinderätinnen fordern spezialisierte Anzeigestelle für Sexualdelikte

Will eine Person eine Anzeige wegen Vergewaltigung erstatten, muss sie dafür eine gewöhnliche Polizeiwache aufsuchen. Zwei SP-Gemeinderätinnen wollen dies ändern. Es soll eine spezialisierte Polizeiwache geben, die für solche Fälle sensibilisiert und geschult ist.
26.10.2022, 11:2326.10.2022, 11:48
Maarit Hapuoja / ch media
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Zwei SP-Gemeinderätinnen fordern eine städtische Polizeiwache mit einer spezifischen Annahmestelle für Anzeigen zur sexualisierten Gewalt. Auf einer gewöhnlichen Polizeiwache stehe nicht immer «eine Person zur Verfügung, die spezifisch geschult ist und die nötige Sensibilität aufbringt, um Anzeigen sexualisierter Gewalt entgegenzunehmen». So begründen Fanny de Weck und Natascha Wey ihre Forderung in einem Postulat.

«Das Gegenüber oder die Atmosphäre stimmten einfach nicht»

Auf einer regulären Polizeiwache sei nicht sichergestellt, dass ein Opfer eines Sexualdelikts beim ersten Behördenkontakt mit einer geleichgeschlechtlichen Person sprechen kann. So könne eine beliebige Polizeiwache für das Opfer abschreckend wirken. Alle Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner sollten wissen, dass es eine spezialisierte Polizeiwache für sexualisierte Gewalt gibt, die immer und zu jeder Uhrzeit zugänglich und für ihr Anliegen sensibilisiert ist, heisst es weiter in der Begründung.

Fanny de Weck habe von Opfern gehört, die sich auf einer gewöhnlichen Polizeiwache nicht richtig ernst genommen fühlten, sagt die SP-Gemeinderätin, die als Anwältin arbeitet und auch Opfer sexuellen Missbrauchs vertritt, gegenüber dem «Tages Anzeiger». Opfer hätten eine Wache auch gleich wieder verlassen. «Das Gegnüber oder die Atmosphäre stimmten einfach nicht», so de Weck.

Viele sexuell missbrauchte Frauen verzichten auf eine Anzeige

Etwa 90 Prozent der sexuell missbrauchten Frauen würden laut Studien auf eine Anzeige verzichten, sagt Corina Elmer, Leiterin der Zürcher Frauenberatungsstelle Sexuelle Gewalt, zum «Tages Anzeiger». Das liege auch an den grossen Vorbehalten, die es bei vielen Opfern gegenüber der Polizei gebe. «Eine fachkundige Aufnahme der Anzeige könnte diese Barrieren abbauen», so Elmer.

Andererseits könnte sich der Weg für Betroffene durch die Zentralisierung auf eine Wache verlängern. Zudem schliesse man andere Opfer aus, wenn man sich spezifisch an eine bestimmte Opfergruppe wendet – zum Beispiel jene homophober oder transphober Gewalt.

(hap)

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