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Schule in Birmensdorf will Kinder digital überwachen

Die Datenschutzbeauftragte des Kanton Zürich ist entsetzt. Sie kritisiert das Trackingprojekt eines Horts in Birmensdorf. TeleZüri konfrontiert die Schulleitung mit dieser Kritik – darauf folgt eine ü ...
Die Datenschutzbeauftragte des Kanton Zürich ist entsetzt. Sie kritisiert das Trackingprojekt eines Horts in Birmensdorf. TeleZüri konfrontiert die Schulleitung mit dieser Kritik – darauf folgt eine überraschende Wende.

Schule in Birmensdorf will Kinder digital überwachen

Die Primarschule Birmensdorf startet ein Projekt zur digitalen Überwachung der Kinder im Hort Letten. Pikant: Die dabei eingesetzten Armbänder kommen vom Hortleiter selbst. Die kantonale Datenschutzbehörde steht dem Projekt kritisch gegenüber.
05.06.2024, 08:0305.06.2024, 17:33
Oliver Schneider / ch media
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Die Primarschule Birmensdorf hat vor wenigen Tagen in einem Elternbrief über die Einführung einer neuen Lösung zur Betreuung der Kinder im Hort Letten informiert. Angesichts steigender Kinderzahlen soll dort ein Bluetooth-Armband zum Einsatz kommen, das es dem Betreuungspersonal ermöglicht, den Aufenthaltsort der Kinder auf dem Schulgelände jederzeit nachzuverfolgen. Die Armbänder informierten das Personal auch, wenn ein Kind unerlaubterweise den Hort oder die Schule verlässt.

Die Armbänder und die Technologie dahinter werden vom Hortleiter Joel Giger gleich selbst bereitgestellt. Dieser hat das Start-up Companion gegründet, das bereits Erfahrung mit Überwachungs-Technologie in Schulen hat. Das Signet der Firma ist auch auf der Mitteilung der Schule abgebildet, wie die «NZZ» berichtet.

Diese Verbindung von Interessen wird von der Schulpflege als unproblematisch angesehen. Laut Präsidentin Bettina Köhler bietet das Pilotprojekt beiden Seiten Vorteile: Die Schule gewinne neue Erkenntnisse, während Companion sein Produkt testen könne. Der Test beginnt am 10. Juni mit den dritten und vierten Klassen und soll nach den Sommerferien auf alle Klassen ausgeweitet werden. Es soll dem Personal ermöglichen, die Kinder in den Räumen zu orten und dazu wichtige Informationen, etwa Lebensmittelunverträglichkeiten, zu speichern. Eltern, die ihre Kinder nicht an dem Pilotversuch teilnehmen lassen wollen, müssen diese aktiv davon abmelden.

Tracking-Systeme für Kinder sind zwar keine Neuheit, doch die Anwendung in Schulen ist selten. Hortleiter Joel Giger betont, dass die Daten nur temporär gespeichert und keine Bewegungsprofile erstellt würden. Die Datenschutzbehörde des Kantons Zürich steht dem Projekt dennoch kritisch gegenüber. Sie fordert eine Prüfung der Verhältnismässigkeit und Eignung der Massnahme. Das kantonale Volksschulamt sieht keine Informationspflicht gegenüber dem Kanton. Die Ausgestaltung der Tagesstrukturen sei Sache der Gemeinden.

Der Pilotversuch mit den Tracking-Armbändern soll bis zu den Herbstferien laufen. Danach werte man den Test aus und entscheide über eine definitive Einführung des Systems. Die Schule zahlt nichts für das Projekt, es wird von Joel Giger privat finanziert. Die endgültige Entscheidung über eine dauerhafte Einführung erfolge nach Auswertung der Testphase.

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