Zürich
ZüriToday

Letzter englischer Buchladen verschwindet aus Zürich

Bild

Letzter englischer Buchladen verschwindet aus Zürich

Es ist der letzte auf englische Bücher spezialisierte Buchladen in Zürich. Daniel Nufer muss in den nächsten Monaten sein Pile of Books in Wiedikon schliessen. Von fast sechzig Buchhandlungen, wie vor dreissig Jahren, sind nur noch zwölf vorhanden.
24.08.2022, 16:4624.08.2022, 16:52
Angela Rosser / ch media
Mehr «Zürich»

Das Lädelisterben in Zürich geht weiter. Bei Buchläden, macht es sich besonders stark bemerkbar. Von fast sechzig Buchhandlungen, wie vor dreissig Jahren, sind heutzutage nur noch zwölf geöffnet. Auch der Buchladen Pile of Books, den Daniel Nufer seit 2007 führt, schliesst. Somit wird der noch einzig übrig gebliebene englische Buchladen in Zürich bald nur noch eine Erinnerung sein.

Warum will Nufer sein Herzensprojekt aufgeben, dass er vor 15 Jahren so liebevoll mit dem Geld aus einer Erbschaft aufgebaut hat? Daniel Nufer erzählt, dass nicht das Geld oder das Fehlen von ebendiesem das Kriterium war. «Geld hat mich mein Leben lang eigentlich nie interessiert», sagt der 66-Jährige. Es sei eigentlich ein ganz profaner Grund: «Ich bin jetzt 66 Jahre alt und will aufhören, solange es mir noch Freude macht und ich noch laufen kann».

Kunden wollen verhandeln

Er sagt, er sei etwas dünnhäutiger geworden mit der Zeit. Das merke er besonders, wenn ihn Kundinnen oder Kunden im Preis drücken wollen und billigere Angebote auf zum Beispiel Amazon erwähnen.

Seine Wunschvorstellung ist es natürlich, dass sein Lädeli von jemandem weitergeführt wird. Er habe auch schon Interessenten gehabt, die hätten sich aber wieder zurückgezogen. «Man muss halt etwas Geduld und Freude mitbringen und wissen, dass man mit Büchern nicht das grosse Geld macht», so Nufer.

Irland und Baustellen-Kino

Grosse Pläne habe er nicht. Er und seine Partnerin werden wohl eine etwas längere Irlandreise machen. Und sonst? «Was Pensionäre halt so machen. Baustellen anschauen und Gitarre spielen.»

Besonders geliebt hat Nufer den Kontakt mit den Kunden, von denen einige auch zu Freunden wurden. Das wünscht er sich auch der vielleicht nachfolgenden Geschäftsführung. «Ich gehe nicht mit Gram und Enttäuschung», sagt Nufer abschliessend.

Sexshops und Kiosken geht der Pfuus aus

Von 2009 bis 2019 verschwanden in der Schweiz über 32'000 Geschäfte. Viele mussten dem Onlinehandel Platz machen und besonders hart getroffen hat es Kleiderläden. Aber auch Kioske, und Blumenläden wurden reihenweise dicht gemacht. Ausserdem sind Sexshops beinahe ausgestorben.

Zürich gehört zu den Kantonen, in dem man die meisten Schliessungen verzeichnete. Obwohl am meisten Kleider- und Lebensmittelläden verschwinden, gehören diese Branchen auch zu denen, in denen immer mehr neue Läden eröffnen. Die Hoffnung stirbt also zuletzt.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!