Die Bombenanschläge in New York City von vergangener Samstagnacht forderten 29 Verletzte. Explodiert ist die in einem Mülleimer versteckte Bombe im belebten Stadtteil Chelsea. Im selben Viertel wurden weitere Sprengsätze gefunden, nur einige Blocks von der Unfallstelle entfernt.
Auf dem sozialen Netzwerk Tumblr erschien kurz darauf ein anonymer Blog mit der Überschrift: «Ich bin der NY-Bomber. Und das ist mein Manifest.» In diesem Posting bekennt sich ein Unbekannter zu den Anschlägen und erklärt seine angeblichen Beweggründe:
Nachdem der Eintrag an Aufmerksamkeit gewonnen hat, wurde er von Tumblr gelöscht. Die Echtheit des Postings wurde bisher noch nicht bestätigt. Ob es sich hierbei um einen schlechten Scherz handelt oder ob wir es mit einem ernstzunehmenden Terror-Manifest zu tun haben, steht noch offen.
Das städtische Polizei-Departement sagt gegenüber The New York Daily News, dass sie die Drohungen des Schreibens ernst nehmen und dessen Inhalt als Subjekt für Ermittlungen sehen.
Laut Andrew Cuomo, dem Gouverneur der Stadt NYC, ist eine Fahndung der verantwortlichen Täter im Gange. Bei den Explosionen handle es sich ihm zufolge zweifellos um einen terroristischen Akt, wobei keine Verbindung zum internationalen Terrorismus bestehe.
Auch wenn es sich bei dem Posting um einen Fake handelt, löst es eine äusserst brisante Debatte aus.
Hat die Frustration der amerikanischen Regenbogen-Community nach dem Attentat von Orlando ein solches Ausmass angenommen, dass queere Aktionäre sich terroristische Instrumente zu eigen machen?
Das trendige Szenequartier Chelsea, in dem die Bombe um 20:30 Uhr Ortszeit in die Luft ging, besticht mit zahlreichen Gallerien und einem pulsierenden Nachtleben. 2011 titelte der New Yorker Blogger und Aktivist Michael Carosone in der Huffington Post: «Chelsea: The Death of a Gay Neighborhood, Murdered by Neo-Hetero-Homophobes»
In diesem Artikel wettert Carosone über die Gentrifizierung des einst schwul dominierten Stadtteils. Die Schwulen-Community habe während mehreren Jahrzehnten Chelsea zu einem attraktiven Stadtteil mit hippen Läden und süssen Restaurants aufgemotzt. «Bis die ‹neohomophoben Heterosexisten› Chelsea allmählich einnahmen, lebte man in diesem Viertel in Respekt und Toleranz», behauptet der Blogger. Im Sommer 2010 wurde er drei Mal als «Schwuchtel» beschimpft. In seinem eigenen Viertel. Dann zog er um.
Hinter dem Posting könnten aber auch homophobe Fundamentalisten stecken, welche die neusten Anschläge instrumentalisieren wollen, um die steigende Akzeptanz von homosexuellen Menschen abzuschwächen. Während die Gay-Szene jeweils mit friedlichen Mitteln auf ihre Anliegen aufmerksam macht, kommt es auf der Gegenseite immer wieder zu Gewaltübergriffen.