Hat Absinthe wirklich halluzinogene Qualitäten? Und Wodka ist aus Kartoffeln, oder? Hmm ... so sicher sind wir nun auch wieder nicht. Wenn man's sich mal genau überlegt: Stimmen diese gern zitierten Behauptungen überhaupt?
Wahr oder falsch?
In grossen Mengen konsumiert, verhindert Alkohol zwar den Wachstum von neuen Hirnzellen, er tötet aber keine ab. Bei moderaten Alkoholmengen schadet Alkohol deinen Hirnzellen also nicht.
Wahr oder falsch?
Bis heute hält sich der Absinthe-Mythos hartnäckig. Schliesslich schnitt sich Van Gogh im Absinthe-Rausch doch das Ohr ab? Nun, Thujon, das für die halluzinogene und gesundheitsschädliche Wirkung des Absinths verantwortlich sein soll, ist in unterschiedlichen, eher kleinen Mengen vorhanden: Der Durchschnitt liegt bei rund 25 mg pro Liter und damit unterhalb des heute geltenden europäischen Grenzwertes von 35 mg. Der Gehalt an Thujon in Absinthe ist also nicht ausreichend für den immer wieder beschworenen besonderen psychotropischen Rausch.
Und das mit Van Goghs Ohr war ohnehin ganz anders (nein, Gaugin mit dem Schwert stimmt ebenfalls nicht).
Wahr oder falsch?
Stimmt. Es ist ein Tennessean. Es steht sogar auf der Flasche.
Wahr oder falsch?
Okay, 95% aller hergestellten Bourbons stammt tatsächlich aus dem Bluegrass State. Aber: Was sich Bourbon nennen darf und was nicht, bestimmt das US-Gesetz. Demnach muss Bourbon in den USA hergestellt werden, wobei die Getreidemaische einen Korn-Anteil von mindesten 51% aufweisen muss. Bourbon muss zudem in neuen Fässern aus angekohlter amerikanischer Weiss-Eiche gelagert werden. Und letztlich, um die Bezeichnung Bourbon zu erlangen, muss die Flüssigkeit bei nicht mehr als 160 proof (= 80 Volumenprozent Alkoholgehalt) destilliert werden und in das Fass abgefüllt werden bei nicht mehr als 125 proof (= 62,5 Volumenprozent).
Und deshalb gibt es vorzüglichen Bourbon etwa aus New York State, Arkansas oder Illinois.
Wahr oder falsch?
Wie viele Aspekte der grünen Insel, die gerne mal (von Ausländern) simplifiziert in die Schablone «nord-süd-protestantisch-katholisch» gedrückt werden, könnte dies nicht entfernter der Wahrheit sein. Ja, die Old Bushmills Distillery (gegründet 1608) liegt in County Antrim in Nordirland, während Jamesons Bow Street Distillery (Übernahme 1786) in Dublin ist. Doch Herr John Jameson war Schotte – und Protestant. Derweil hält gegenwärtig Colum Egan – ein Katholik – die Position des Bushmills' Master Distiller inne. Und wisst ihr was? Die beiden Brennereien tauschen regelmässig untereinander Fässer aus, also ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass deine Flasche Bushmills etwas Jameson enthält – und umgekehrt.
Wahr oder falsch?
Na, zumindest nicht ursprünglich: Es hiess ja nicht umsonst Dutch courage – holländischer Mut.
Die ältesten Quellen führen in die Niederlande des 17. Jahrhunderts und berichten von einem Wacholderschnaps namens Genever. Als Wilhelm III. von Oranien 1689 als Folge der Glorious Revolution den englischen Thron bestieg, soll er den Genever aus seiner Heimat mitgebracht haben. Auch englische Soldaten, welche die Holländer im Holländisch-Spanischen Krieg (1568 bis 1648) unterstützten, brachten diesen Schnaps auf die Britische Insel, wo er den Namen Gin erhielt. Die Verbreitung im britischen Empire beruht darauf, dass König Wilhelm die Produktion von Wacholder-Schnaps steuerfrei machte, gleichzeitig den Import französischer Alkoholika mit hohen Steuern belegte.
Oder doch nicht?
In der Tat entstand Rum im 17. Jahrhundert als Beiprodukt der Zuckerrohrfeldern der Karibik. Doch vor der amerikanischen Revolution existierten Dutzende Rum-Destillerien in Neuengland. Und heute ist Rum – zumindest numerisch – erneut grösstenteils ein nordamerikanisches Produkt mit unzähligen kleinen Destillerien von Hawaii bis Boston.
Wahr oder falsch?
Nein, es gibt keine allgemein gültigen Regeln für die Herstellung von Wodka. Traditionell wird zwar Wodka aus Kartoffeln oder Getreide hergestellt – mit Betonung auf «oder» (und Getreide ist häufiger als Kartoffeln, imfall). Es geht aber mit jedem fermentierbaren Zucker ebensogut. Trauben, Ahornsirup, Sojabohnen … klappt alles! Hey, es gibt gar einen Wodka auf Milch-Basis. Dementsprechend sind durchaus Geschmacksnuancen feststellbar, obwohl diese Spirituose gemeinhin als farb-, geruch- und geschmacksfrei gilt.
Ach ja: Wodka ist auch nicht an ein Herkunftsland gebunden. Traditionell verbindet man zwar Wodka mit Ländern wie Russland, Polen oder Finnland, doch diverse Länder wie zum Beispiel Frankreich und die USA sind grosse Wodka-Hersteller – und ebenso grosse Wodka-Konsumenten. In den USA etwa wird mehr Wodka getrunken als Gin, Scotch, Rum und Tequila zusammengezählt.
Wahr oder falsch?
Nööö, Tequila wird aus Agaven gewonnen. Die Agave mag zwar scharfe Blätter und spitzige Nadeln besitzen, gehören tut sie zu einer komplett anderen botanischen Ordnung, die der Asparagales nämlich, der spargelartigen Gewächse – womit sie nicht nur mit der Yucca und dem Joshua Tree verwandt ist, sondern auch mit der Speisespargel. Einen Shot Spargelsaft gefällig, Amigo?
Und nun, mit diesem alkoholischen Trivialwissen bereichert, kannst du an die örtliche Bar etwas klugscheissern gehen!