Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!
- watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
- Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
- Blick: 3 von 5 Sternchen
- 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen
Du willst nur das Beste? Voilà:
Mit ganzem Namen hiess der Mann, der viel von der Liebe zu verstehen glaubte, Publius Ovidius Naso. Wahrscheinlich wegen seiner sehr geräumigen Nase, aus der aber niemals nur ein einziges Härchen herausragte. Wenn er sich denn selbst strikt an seine Pflegetipps zu halten verstand.
Dieser römische Dichter verfasste seine «Liebeskunst» («Ars Amatoria») unter der Regentschaft von Augustus, dem ersten römischen Kaiser und Erben des grossen Caesar. Er war ein sehr sittlicher Kaiser, der die Römer mit strengen Heiratsgesetzen wieder auf den Pfad der Tugend zwingen wollte. Wer nicht heiratete, verlor seine ganze Erbschaft. Wer keine Kinder zeugte, die Hälfte davon.
Doch genützt hat das wenig. Die Römer hielten sich wohl lieber an die Spielregeln Ovids, der den nach Liebe hungernden Männern gar nicht mal so bescheiden versprach:
Nun denn. Lasst uns lernen, Netze zu knüpfen, durch deren Masche keine Dame zu schlüpfen vermag.
Du sollst nachlässig schön sein. Also so, dass man dir die Pflege nicht direkt anmerkt, du aber trotzdem rundum sauber auftrittst.
Fliesst der Alkohol bei der ersten Begegnung mit der Frau deiner Träume, macht dies «das Herz für die Glut der Leidenschaft bereit». Das ist gut. Aber es gibt auch einen Haken:
Also mach es wie Paris, der die Göttinnen bei Tageslicht und unter freiem Himmel geprüft hat, bevor er Aphrodite als die schönste Göttin erwählte. Und damit den Trojanischen Krieg auslöste.
Um deine Auserwählte von deiner Liebe zu überzeugen, musst du glaubwürdig sein. Lobe sie, mach ihr Komplimente für ihr Gesicht, ihr Haar, ihre Füsse. «Stirbt sie fast vor Magerkeit, sag ihr, sie sei schlank; nenne jede, die klein ist, handlich. Und die Dicke vollschlank.» Das sei nicht so schwierig, meint Ovid, weil:
Äh ja. Weil: Was ist, wenn sie Geschenke von dir erpresst? Und dafür sooft sie etwas braucht, Geburtstag feiert?!
Und wenn sie dann irgendwann genug hat, lässt sie dich nämlich sitzen. Das geht natürlich nicht. Deshalb versprich ihr ruhig etwas, gebe es ihr aber nicht. «Und rufe dafür nach Belieben Götter an.»
Wenn deine Auserwählte nicht auf dein Werben eingehen sollte, ja sogar deine Nachrichten abweist mit der Bitte, sie doch in Ruhe zu lassen, dann sollst du das Gegenteil tun, nämlich: Nicht locker lassen.
Mit der Beharrlichkeit darfst du es aber auch nicht übertreiben. Man müsse den Frauen nicht gleich die ganze Liebe gestehen. Mach dich ab und zu rar, denn: «Was flieht, begehren viele, sie verabscheuen, was zudringlich ist.»
Die Liebe ist eben eine regelrechte Gratwanderung.
Ovid predigt natürlich alles andere als Monogamie. Das halte sowieso kaum eine Verheiratete aus. Und letztlich sei es doch so:
Ovid ist der felsenfesten Überzeugung, dass es besser ist, wenn du dich mit deinen Nebenbuhlern anfreundest. Denn so kannst du dich ihr auch in dessen Beisein nähern. Wenn ihr alle gemeinsam speist und trinkt zum Beispiel. Wenn du also das Glas erhebst, sage:
Erfährt deine Geliebte allerdings, dass sie nicht die Einzige ist, so sei der Teufel los: Sofort werfe sie sich ins Schwert oder stürze sich in die Flammen, vergessen sei aller Anstand und wie eine Verrückte stürme sie dahin. Darum schweige um Himmels Willen über deine Liebschaften. Tröte deine Eroberungen niemals in die Welt hinaus.
Sollte die eine Geliebte dennoch von der Existenz der anderen erfahren, leugne es beharrlich. Selbst wenn es noch so offensichtlich ist.
Und sei nicht netter oder schmeichelnder als sonst, das verrät nämlich deine Schuld. Verführen sollst du sie auf der Stelle, um den Vorwurf, du hättest bei einer anderen geschlafen, mit deinen Lenden zu entkräften.
Du musst die Stellen finden, die der Frau beim Berühren Freude bereiten. Hast du sie gefunden, soll dich keine Scham davon abhalten, dies ordentlich auszunutzen.
Allerdings will Ovid keinerlei Pflichtübungen. Er will nichts als Laute der Lust hören:
Das mit der Knabenliebe sollte inzwischen klar sein. Was aber unbedingt zu beachten ist, ist dies: «Lass du nicht die Geliebte im Stich, indem du ihr mit volleren Segeln vorauseilst, und auch sie soll nicht deiner Fahrt voraus sein. Eilt gemeinsam zum Höhepunkt; dann ist die Lust vollkommen.»
Willst du deine Geliebte dauerhaft an dich binden, beachte folgende Punkte:
Und zu guter Letzt:
Dieser Artikel ist den watson-Usern Luca Brasi und Zerpheros gewidmet, die immer treu meinen alten Kram lesen und mit mir die Liebe zur Antike teilen. Und selbstverständlich sind die Zeilen auch für Ovid, der sicher gute Gründe hatte, sich einen so ehrenvollen User-Namen zuzulegen.