Ovid hilft dir, die Frau deiner Träume zu erobern.bild: watson
10 saftige Liebes-Tipps frisch aus der Antike: So kannst du jede (!) Frau verführen
Der römische Dichter Ovid hat für seine Zeitgenossen eine Art Liebes-Führer geschrieben. Einiges davon ist noch heute sehr brauchbar. Anderes gehört wohl eher in die Chauvinisten-Ecke. Aber witzig ist es trotzdem.
Mit ganzem Namen hiess der Mann, der viel von der Liebe zu verstehen glaubte, Publius Ovidius Naso. Wahrscheinlich wegen seiner sehr geräumigen Nase, aus der aber niemals nur ein einziges Härchen herausragte. Wenn er sich denn selbst strikt an seine Pflegetipps zu halten verstand.
Dieser römische Dichter verfasste seine «Liebeskunst» («Ars Amatoria») unter der Regentschaft von Augustus, dem ersten römischen Kaiser und Erben des grossen Caesar. Er war ein sehr sittlicher Kaiser, der die Römer mit strengen Heiratsgesetzen wieder auf den Pfad der Tugend zwingen wollte. Wer nicht heiratete, verlor seine ganze Erbschaft. Wer keine Kinder zeugte, die Hälfte davon.
Doch genützt hat das wenig. Die Römer hielten sich wohl lieber an die Spielregeln Ovids, der den nach Liebe hungernden Männern gar nicht mal so bescheiden versprach:
«Es durchdringe dich die Zuversicht, dass alle Frauen erobert werden können. Du wirst sie fangen, spanne nur die Netze aus.»
Nun denn. Lasst uns lernen, Netze zu knüpfen, durch deren Masche keine Dame zu schlüpfen vermag.
Ein paar Pflegetipps für den erfolgreichen Mann
Lass dir die Haare schneiden, wenn du keine Ahnung davon hast. bild: imgur
«Finde keinen Gefallen daran, das Haar mit der Brennschere zu kräuseln, und reibe dir die Schenkel nicht mit rauem Bimsstein glatt. Überlass das den Eunuchen.»
Ovid, «Ars Amatoria»
Du sollst nachlässig schön sein. Also so, dass man dir die Pflege nicht direkt anmerkt, du aber trotzdem rundum sauber auftrittst.
Ein bisschen braun soll deine Haut sein.
Haare und Bart wollen von kundiger Hand geschnitten sein.
Keine Flecken sollen deine Toga dein Hemd verunstalten.
Fliesst der Alkohol bei der ersten Begegnung mit der Frau deiner Träume, macht dies «das Herz für die Glut der Leidenschaft bereit». Das ist gut. Aber es gibt auch einen Haken:
«Bei Nacht bleiben die Mängel verborgen, man ist nachsichtig gegenüber jeglichem Fehler, und die Dämmerstunde macht jede beliebige Frau schön.»
Ovid, «Ars Amatoria»
Also mach es wie Paris, der die Göttinnen bei Tageslicht und unter freiem Himmel geprüft hat, bevor er Aphrodite als die schönste Göttin erwählte. Und damit den Trojanischen Krieg auslöste.
Sei ein Schmeichel-Profi
Um deine Auserwählte von deiner Liebe zu überzeugen, musst du glaubwürdig sein. Lobe sie, mach ihr Komplimente für ihr Gesicht, ihr Haar, ihre Füsse. «Stirbt sie fast vor Magerkeit, sag ihr, sie sei schlank; nenne jede, die klein ist, handlich. Und die Dicke vollschlank.» Das sei nicht so schwierig, meint Ovid, weil:
«Jede hält sich für liebenswert; mag sie auch abgrundhässlich sein, jeder gefällt die eigene Gestalt.»
Und wenn sie dann irgendwann genug hat, lässt sie dich nämlich sitzen. Das geht natürlich nicht. Deshalb versprich ihr ruhig etwas, gebe es ihr aber nicht. «Und rufe dafür nach Belieben Götter an.»
Sei beharrlich, aber bedränge sie sanft
Wenn deine Auserwählte nicht auf dein Werben eingehen sollte, ja sogar deine Nachrichten abweist mit der Bitte, sie doch in Ruhe zu lassen, dann sollst du das Gegenteil tun, nämlich: Nicht locker lassen.
«Worum sie bittet, das befürchtet sie, worum sie nicht bittet, das wünscht sie: nämlich du mögest beharren.»
Ovid, «Ars Amatoria»
Allein zuhause schmachtet sie nämlich dahin.bild: giphy
Mit der Beharrlichkeit darfst du es aber auch nicht übertreiben. Man müsse den Frauen nicht gleich die ganze Liebe gestehen. Mach dich ab und zu rar, denn: «Was flieht, begehren viele, sie verabscheuen, was zudringlich ist.»
Die Liebe ist eben eine regelrechte Gratwanderung.
Du kannst ungeniert die Frau deines Nächsten begehren.
Ovid predigt natürlich alles andere als Monogamie. Das halte sowieso kaum eine Verheiratete aus. Und letztlich sei es doch so:
«Fruchtbarer ist die Saat stets auf fremden Äckern, und des Nachbarn Vieh hat ein pralleres Euter.»
Ovid, «Ars Amatoria»
Moses zerbricht im Zorn die Gesetzestafeln (Exodus 32, 19-20), gezeichnet von Gustave Doré. BILD: WATSON
Mach dir ihren Mann zum Freund.
Ovid ist der felsenfesten Überzeugung, dass es besser ist, wenn du dich mit deinen Nebenbuhlern anfreundest. Denn so kannst du dich ihr auch in dessen Beisein nähern. Wenn ihr alle gemeinsam speist und trinkt zum Beispiel. Wenn du also das Glas erhebst, sage:
«‹Auf das Wohl der Dame, auf das Wohl dessen, mit dem sie schläft.› Doch in der Stille wünsche den Mann zum Henker.»
Verleugne andere Liebschaften – auch wenn du aufgeflogen bist.
Erfährt deine Geliebte allerdings, dass sie nicht die Einzige ist, so sei der Teufel los: Sofort werfe sie sich ins Schwert oder stürze sich in die Flammen, vergessen sei aller Anstand und wie eine Verrückte stürme sie dahin. Darum schweige um Himmels Willen über deine Liebschaften. Tröte deine Eroberungen niemals in die Welt hinaus.
«Ein Ruhm auf Grund eigener Sünden ist nicht erstrebenswert.»
Ovid, «Ars Amatoria»
Sollte die eine Geliebte dennoch von der Existenz der anderen erfahren, leugne es beharrlich. Selbst wenn es noch so offensichtlich ist.
Einfach alles abstreiten. Ausser du wirst in flagranti erwischt, dann wird's schwierig.gif: photobucket
Und sei nicht netter oder schmeichelnder als sonst, das verrät nämlich deine Schuld. Verführen sollst du sie auf der Stelle, um den Vorwurf, du hättest bei einer anderen geschlafen, mit deinen Lenden zu entkräften.
Das Wichtigste beim Liebesspiel.
Du musst die Stellen finden, die der Frau beim Berühren Freude bereiten. Hast du sie gefunden, soll dich keine Scham davon abhalten, dies ordentlich auszunutzen.
Allerdings will Ovid keinerlei Pflichtübungen. Er will nichts als Laute der Lust hören:
«Ich verabscheue ein Liebeslager, das nicht beide hinschmelzen lässt; das ist der Grund, warum mich Knabenliebe weniger anspricht.»
Ovid, «Ars Amatoria»
Das mit der Knabenliebe sollte inzwischen klar sein. Was aber unbedingt zu beachten ist, ist dies: «Lass du nicht die Geliebte im Stich, indem du ihr mit volleren Segeln vorauseilst, und auch sie soll nicht deiner Fahrt voraus sein. Eilt gemeinsam zum Höhepunkt; dann ist die Lust vollkommen.»
So bleibt die Liebe dauerhaft.
«Liebe ist eine Art Kriegsdienst: Hinweg mit euch, ihr Faulen: ängstliche Leute dürfen nicht unter dieser Standarte kämpfen.»
Willst du deine Geliebte dauerhaft an dich binden, beachte folgende Punkte:
«Besitze etwas, das mehr ist als der Leib.» Denn wenn die Jahre sich an deiner Schönheit vergehen, bleiben dir allein die Geistesgaben.
Leg deinen Hochmut ab.
Mach ihr kleine, aber wohl ausgesuchte Geschenke.
Sag ihr: «Du setzt mich in Flammen!» und zwar ganz egal, was sie trägt. Bewundere sie beim Tanzen, beim Singen. Aber sieh zu, dass du dich nicht als Heuchler entlarvst, wenn dein Gesicht eine andere Sprache spricht.
Dieser Artikel ist den watson-Usern Luca Brasi und Zerpheros gewidmet, die immer treu meinen alten Kram lesen und mit mir die Liebe zur Antike teilen. Und selbstverständlich sind die Zeilen auch für Ovid, der sicher gute Gründe hatte, sich einen so ehrenvollen User-Namen zuzulegen.
Ovids Verbannung
Ovid wurde im Jahre 8 n. Chr. von Augustus nach Tomi am Schwarzen Meer verbannt. Die Gründe sind bis heute nicht ganz klar. Ovid selbst gibt einerseits sein Gedicht an, womit er wohl seine «Ars Amatoria» meinte. Denn diese muss dem sittenstrengen Augustus zutiefst zuwider gewesen sein. Der zweite Grund sei, dass er Zeuge von etwas wurde, das er nicht habe sehen dürfen. Damit spielt er wahrscheinlich auf den Ehebruch von Augustus Enkelin Iulia an. In Tomi verfasste der Dichter vornehmlich weinerliche Klagelieder («Tristia»), weil er an der steinigen Küste unter «Barbaren» seine zarte Dichterseele verkümmern sah. Seiner Frau schrieb er in einem Brief, was auf seinem Grabstein stehen sollte:« Ich, der ich hier liege, Naso, der Dichter, Spieler zärtlicher Liebesgeschichten, bin an meinem eigenen Talent zugrunde gegangen. Aber dir, der du vorbeigehst, soll es, wenn du je geliebt hast, nicht schwerfallen zu sagen: Mögen Nasos Gebeine weich ruhen!»
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Die beliebtesten Kommentare
Süffu
30.05.2016 10:14registriert Februar 2016
Sein Metrosexuellen-bashing bei Punkt 1 hatte mich sofort am Haken!
Oh, eine Widmung! Jetzt bin ich ja ganz verlegen (siehe gif). Spannender Artikel (vor allem die Machotipps mit mehreren Frauen und dem Abstreiten muss ich mir merken ;)).
PS: Warum sind eigentlich die Namen der Götter alle in hellenistischer Auffassung geschrieben? Beim Jupiter! Die Römer haben doch nicht die Griechen erobert um deren fremde Götternamen zu übernehmen, bei den Sitten der Väter! *Cato der Ältere-Modus aus* ;)
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