Liebesbrief an Anna Fenninger: «Liebe Anna, komm doch zu uns. Wir werden dir die Welt zu Füssen legen»

Liebesbrief an Anna Fenninger: «Liebe Anna, komm doch zu uns. Wir werden dir die Welt zu Füssen legen»

Anna Fenninger liegt im Clinch mit dem österreichischen Skiverband und droht mit einem Abgang. Wir hätten da eine Idee, wem sich die Olympiasiegerin, dreifache Weltmeisterin und zweifache Gesamtweltcupsiegerin anschliessen könnte.

Philipp Reich

Liebe Anna, mit Bestürzung mit versteckter Freude habe ich von deinem Knatsch mit dem ÖSV gehört. Der Verband hat dich aufgefordert, dich von deinem deutscher Manager Klaus Kärcher zu trennen, weil er vor allem im Marketingbereich zu viel Einfluss auf dich nimmt. Du hast gedroht, dass du eher deine Karriere beim ÖSV mit sofortiger Wirkung beenden wirst, als diesem Wunsch zu entsprechen.

Recht so, Anna! Trenn dich vom ÖSV, von den kontrollwütigen Ignoranten. Du bist Olympiasiegerin im Super-G, dreifache Weltmeisterin und zweimal hast du zuletzt den Gesamtweltcup gewonnen. Und auch neben der Skipiste hast du deine Vorzüge. Deine grazile Erscheinung, dein sonniges Gemüt, deine Liebe zu Tieren und deine bodenständige Art: Du bist die Beste! Jeder Verband der Welt würde dich sofort aufnehmen. 

Mit einem solchen Gesicht wollen wir dich nicht mehr sehen: Komm doch zu uns!Bild: GEORGI LICOVSKI/EPA/KEYSTONE

Doch – so glaube ich – nur einer passt perfekt zu dir. Nämlich Swiss Ski. Lass mich ein paar Punkte aufführen, um dir das genauer zu erklären:

• Unsere letzte Gesamtweltcupsiegerin bei den Frauen war Vreni Schneider. Doch das ist schon über 20 Jahre her. Wir brauchen eine neue Skikönigin, du könntest unsere «Gold-Anna» werden. Wir würden dir die Welt zu Füssen legen.
• Du denkst sicher, dass du in einem kleinen Team besser aufgehoben wärst als bei uns. Aber das stimmt nicht. Nimm dir das Beispiel von Marc Girardelli zu Herzen. Der startete ja damals für Luxemburg und musste alles mit seinem Vater alleine organisieren. Aber das geht heute doch nicht, das würde dir den Fokus auf das Wesentliche rauben.
• Dennoch: Ein Privatteam ist bei uns kein Problem. Wir gestatten ja auch Lara Gut ihre Extra-Würste – und sie will nicht einmal das neue Skischätzchen der Nation sein. Egal ob Manager, Trainer oder Servicemann, bei uns redet dir niemand in die deine Angelegenheit. Dazu hat die Verbandsspitze auch gar keine Zeit. Die ist mit internen Streitereien zur Genüge beschäftigt.

Lara und du: Ein Herz und seine Seele.Bild: EPA/KEYSTONE

• Du hast es sicher gehört: Dein Landsmann Rudi Huber, der bei uns kurz Alpinchef war, hat uns Ausländerfeindlichkeit vorgeworfen. Das ist natürlich völliger Blödsinn und das wollen wir beweisen. Und mit wem könnte das besser klappen als mit dir?
• Du wärst der unumstrittene Star. Fast die Hälfte der Damenmannschaft ist zurückgetreten. Unser junges Team um Wendy Holdener ist frisch, fröhlich und herzlich. Klar. Lara Gut kann manchmal etwas kratzbürstig sein, aber wie ich gehört habe, verträgst du dich ja ganz gut mit ihr. Ihr wart ja sogar schon zusammen in der Türkei in den Ferien.
• Mit den Männern geht die Post ab: Der Beat (Feuz) und der Patrick (Küng) sind sympathische Partyhengste. Der Beat hat mit Katrin ja bereits eine österreichische Freundin. Ich weiss, dass du mit deinem Freund Manuel Veith glücklich bist, aber Weltmeister King Küng würdest du doch nicht von der Bettkante stossen, oder etwa doch?

Ist doch auch ein fescher Kerl, unser Patrick ...Bild: Giovanni Auletta/AP/KEYSTONE

Tja, liebe Anna, wer soll nun dein Herzblatt sein? Ist es Kandidat A, der ÖSV, bei dem du zwar gross geworden bist, der dich mit seiner Kontrollsucht aber zur Weissglut treibt? Oder ist es Kandidat B, der Exotenstaat, bei dem du zwar völlige Freiheiten geniesst, du aber alle Last auf deinen eigenen Schultern tragen musst? Oder entscheidest du dich für Kandidat C, für Swiss Ski und seine Fans, für die du sofort die Nummer 1 wärst, die «Gold-Anna», der Star am bewölkten Sternenhimmel?

So schwierig kann's nicht sein, liebe Anna! Deshalb habe ich für dich das Kreuzchen schon gesetzt. Einfach ausschneiden, eure österreichische Roger-Federer-Briefmarke draufkleben und an unseren (Urs) Lehmann schicken. Adresse: «Abfahrtsweltmeister 1993, Schweiz» sollte reichen.

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