Er kann es nicht lassen: Trump lässt es auf Twitter wieder krachen
Donald Trump bleibt sich treu: Nach seiner Wahl zum US-Präsidenten gab er sich zehn Tage lang grosse Mühe, staatsmännisch zu wirken. Dann trat ein, was seine Gegner erwartet oder vielmehr befürchtet haben: Der Republikaner holte wieder den virtuellen Knüppel heraus.
Anlass war ein Vorfall in einem Theater am New Yorker Broadway: Trumps Vize Mike Pence hatte am Freitagabend mit seiner Tochter eine Aufführung des Hitmusicals «Hamilton» besucht. Beim Schlussapplaus richtete sich einer der Darsteller mit einer Botschaft an den erzkonservativen und streng religiösen Ex-Gouverneur von Indiana.
«Wir sind das vielfältige Amerika – jene, die beunruhigt und ängstlich sind, dass Ihre neue Regierung uns, unseren Planeten, unsere Kinder und unsere Eltern nicht beschützen, uns nicht verteidigen und unsere unabänderlichen Rechte nicht aufrechterhalten wird», sagte der Schauspieler Brandon Dixon. «Wir hoffen, dass diese Aufführung Sie inspiriert hat, unsere amerikanischen Werte aufrechtzuerhalten und für uns alle zu arbeiten.»
Pence ist «nicht beleidigt»
Mike Pence blieb gelassen. Er fühle sich «nicht beleidigt», sagte er am Sonntag dem Sender Fox News. Er verwies auf die Trumps Siegesrede, in der dieser betont hatte, er wolle ein Präsident für alle Amerikaner sein. «Er meint dies aus tiefstem Herzen», sagte Pence.
Our wonderful future V.P. Mike Pence was harassed last night at the theater by the cast of Hamilton, cameras blazing.This should not happen!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 19. November 2016
Hatte Mike Pence da schon die Tweets seines künftigen Chefs gesehen? Am Samstag schimpfte Trump, der «wundervolle künftige Vizepräsident» sei im Theater «belästigt» worden. Tags darauf doppelte er nach: Die Darsteller seien «sehr unhöflich» gewesen. «Entschuldigt euch!», forderte Trump.
The Theater must always be a safe and special place.The cast of Hamilton was very rude last night to a very good man, Mike Pence. Apologize!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 19. November 2016
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Eine seltsame Forderung von einem Mann, der im Wahlkampf wie ein Schulhof-Rowdy um sich geschlagen hatte, insbesondere gegenüber seiner Rivalin Hillary Clinton. Doch Trump legte nach und forderte in einem weiteren Tweet erneut eine sofortige Entschuldigung für das «schreckliche Benehmen». Das Stück sei «total überbewertet», meinte Trump ausserdem.
The cast and producers of Hamilton, which I hear is highly overrated, should immediately apologize to Mike Pence for their terrible behavior
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 20. November 2016
Es braucht den künftigen Präsidenten nicht zu kümmern, dass «Hamilton», das die Gründungsgeschichte der USA mit rockigem Soundtrack und überwiegend schwarzen Darstellern zeigt, ein grosser Publikumserfolg ist, von der Kritik gefeiert wurde und nicht weniger als elf Tonys gewonnen hat, den wichtigsten amerikanischen Theaterpreis.
Donald Trump aber gefällt seine Rolle als Kulturkritiker. Am Sonntag knöpfte er sich die NBC-Show «Saturday Night Live» vor. Am Vortag war Hollywoodstar Alec Baldwin ein weiteres Mal in die Rolle des neue Präsidenten geschlüpft. Er machte sich darüber lustig, wie unvorbereitet Trump offenkundig auf das Amt ist.
I watched parts of @nbcsnl Saturday Night Live last night. It is a totally one-sided, biased show - nothing funny at all. Equal time for us?
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 20. November 2016
Trumps Reaktion auf Twitter: «Die Show ist total einseitig, voreingenommen – überhaupt nicht lustig. Gleich viel Zeit für uns?» Ausgewogene Satire? Bürgerrechtler reagierten alarmiert, denn bereits im Wahlkampf hatte der Republikaner angekündigt, er wolle die Gesetze ändern, damit er seine Kritiker einfacher verklagen könne.
...@realDonaldTrump
— ABFoundation (@ABFalecbaldwin) November 20, 2016
You know what I would do if I were Prez? I'd be focused on how to improve the lives of AS MANY AMERICANS AS POSSIBLE.
Alec Baldwin konterte auf Twitter, die Wahl sei vorbei. Er ermahnte den künftigen Staatschef, er solle sich «darauf konzentrieren, das Leben von so vielen Amerikanern wie möglich zu verbessern». Falls Trump mehr Ratschläge wolle, könne er ihn anrufen, meinte Baldwin weiter. (pbl)