International

Die erste Bilanz nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal – die Hilfe kommt kaum durch

1 / 17
Schweres Erdbeben in Nepal
Menschen suchen in den Trümmern nach Überlebenden. Die Chance schwinden mit jeder Stunde.
quelle: epa/epa / narendra shrestha
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Die erste Bilanz nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal – die Hilfe kommt kaum durch

Etwas mehr als eine Nacht und einen Tag nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal gilt es, eine traurige Bilanz zu ziehen. Doch die Hilfe aus aller Welt rollt an.
27.04.2015, 01:1927.04.2015, 13:53
Mehr «International»

Die Toten

Tote werden beim Bir Hospital in Kathmandu notdürftig aufgebahrt.
Tote werden beim Bir Hospital in Kathmandu notdürftig aufgebahrt.Bild: NARENDRA SHRESTHA/EPA/KEYSTONE

Allein in Nepal kamen beim stärksten Beben seit mehr als 80 Jahren über 3400 Personen ums Leben. Auch in Nordindien, Tibet und Bangladesch gab es Dutzende Tote. In Nordindien stieg die Zahl der Toten nach Behördenangaben auf 67, die chinesischen Behörden meldeten 18 Tote in Tibet und in Bangladesch kamen vier Personen ums Leben.

Am Mount Everest löste das Erdbeben eine Lawine aus. 18 Bergsteiger kamen bei ihrem Versuch, den höchsten Berg der Welt zu erklimmen, ums Leben. Unter ihnen befindet sich der Google-Ingenieur Dan Fredinburg, der an Kopfverletzungen starb.

Die Verletzten

Eine ältere Frau vor einem Spital in Kathmandu.
Eine ältere Frau vor einem Spital in Kathmandu.Bild: NARENDRA SHRESTHA/EPA/KEYSTONE

Zuletzt gab das Innenministerium am Sonntagabend (Ortszeit) an, in Nepal seien über 6500 Personen verletzt worden. Am Mount Everest sind laut dem Präsidenten des ansässigen Bergsteigerverbandes, Ang Thsering Sherpa, 61 Personen verletzt worden. Hunderte Kletterer befinden sich noch am Berg. 

Kennst du schon die watson-App?

Über 150'000 Menschen nutzen bereits watson für die Hosentasche. Unsere App hat den «Best of Swiss Apps»-Award gewonnen und wurde unter «Beste Apps 2014» gelistet. Willst auch du mit watson auf frische Weise informiert sein? Hol dir jetzt die kostenlose App für iPhone/iPad und Android.

Rettungsaktion am Mount Everest

Bergsteiger im zerstörten Basislager am Mount Everest.
Bergsteiger im zerstörten Basislager am Mount Everest.Bild: AZIM AFIF/EPA/KEYSTONE

Am höchsten Berg der Welt fing gerade die Hochsaison der Höhenbergsteiger an, als das Erdbeben eine Lawine auslöste und das Basiscamp zerstörte. Das nepalesische Tourismusministerium geht davon aus, dass sich möglicherweise noch Hunderte Bergsteiger, darunter 400 Ausländer, im Basislager aufhielten oder bereits die Besteigung des höchsten Berges der Welt gestartet hatten. Am Sonntag wurde die erste Gruppe Überlebender vom Mount Everest nach Kathmandu geflogen.

Zerstörte Kulturgüter

Der Dharahara-Turm fiel zusammen.
Der Dharahara-Turm fiel zusammen.Bild: Niranjan Shrestha/AP/KEYSTONE

Im Tal von Kathmandu befinden sich innerhalb weniger Kilometer sieben Weltkulturdenkmäler. Vier der sieben UNESCO-Stätten sind kunstvoll gebaute Tempel. Die drei anderen sind Paläste, die einst von Königsfamilien bewohnt wurden – auf dem Durbar-Platz in Kathmandu, dem Durbar-Platz in Bhaktapur und Durbar-Platz in Patan. Zu den Attraktionen in der nepalesischen Hauptstadt gehört der neunstöckige Dharahara-Turm. Der Turm fiel durch das Erdbeben in sich zusammen, nur noch wenige Meter ragt ein Gerüst in den Himmel. Auch auf dem Durbar-Platz in Kathmandu steht fast nichts mehr.

Hilfe rollt an

Israelische Soldaten fliegen nach Nepal. 
Israelische Soldaten fliegen nach Nepal. Bild: BAZ RATNER/REUTERS

Bereits am Samstag lief eine internationale Hilfswelle an. Sowohl umliegende Länder wie auch westliche Staaten, darunter die Schweiz, boten ihre Hilfe an und schickten erste Erkundungsteams in die Katastrophenregion. Mehrere Schweizer Hilfswerke stellten Geld für Nothilfe zur Verfügung. 

Die Armee beim Aufräumen.
Die Armee beim Aufräumen.Bild: Bernat Armangue/AP/KEYSTONE
  • Helvetas sprach für Nothilfe und Wiederaufbau 750‘000 Franken. Mitarbeitende in Nepal klärten derzeit ab, wo die Hilfe am dringendsten sei, teilte Helvetas mit.
  • Caritas Schweiz engagiert sich mit 500'000 Franken. Die Schwesternorganisation Caritas Nepal sei in der Katastrophenregion aktiv, teilte das Hilfswerk mit. Sie organisiere Rettungshilfe und Notunterkünfte für Obdachlose. 
  • World Vision stellte Soforthilfe im Umfang von 200'000 Franken bereit, wie das Kinderhilfswerk mitteilte. 
  • Handicap International eilte der betroffenen Bevölkerung ebenfalls zur Hilfe. Mitarbeiter hätten beispielsweise Spitäler mit Material versorgt, teilte die Organisation mit. 
  • Die Glückskette rief zu Spenden für die versehrte Bevölkerung auf. Die Gelder fliessen sowohl in Nothilfe wie später auch in den Wiederaufbau. Das Spendenkonto lautet 10-15000-6, wie die Glückskette mitteilte.

Die USA kündigten an, es sollten Hilfsgelder in Höhe von einer Million Dollar für Nepal bereitgestellt werden. Die US-Entwicklungshilfebehörde USAID wolle ein Such- und Rettungsteam entsenden. US-Aussenminister John Kerry sagte, die Regierungen der USA und Nepals arbeiteten eng zusammen, um Abhilfe zu schaffen. 

Die EU sagte 3 Millionen Euro Hilfsgelder zu.

Die Regierung des nepalesischen Nachbarstaates Indien bereitete unterdessen bereits Hilfsflüge vor: Die indische Luftwaffe will mehrere Flugzeuge mit Nahrungsmitteln und Rettungsausrüstung nach Nepal schicken. Auch Spürhunde und Ärzte seien an Bord. 

Auch das pakistanische Militär wolle vier Transportflugzeuge mit Hilfsmitteln entsenden, teilte die Armee mit. An Bord der Maschinen seien ein Feldlazarett mit 30 Betten sowie Ärzte. Ausserdem werde ein Team des Militärs geschickt, das auf die Bergung von Opfern von Naturkatastrophen spezialisiert sei und Spürhunde mit sich führe.

Israel sandte medizinisches Personal, Erdbeben-Suchtrupps sowie 95 Tonnen Hilfsgüter.

Koordiniert wird die Hilfe für Nepal vom UNO-Büro zur Nothilfe-Koordinierung (OCHA). Hilfsflugzeuge aus aller Welt erreichten die Hauptstadt Kathmandu, unter anderem mit Nahrungsmitteln, Medikamenten und Kommunikationsgeräten.

Doch die Rettungs-Arbeiten sind schwierig: Nepal liegt eingequetscht zwischen Indien und China mitten im Himalaya - wegen der geografischen Lage kommt Hilfe nach dem Erdbeben nur schwer an. Derzeit nutzen viele Organisationen und Regierungen zwei Strassen aus Indien.

Eigentlich gebe es sieben Verbindungen zwischen den beiden Ländern, aber die meisten seien wegen des Bebens geschlossen worden, sagte ein Sprecher der zuständigen Transportbehörde. Die einzige Strasse nach China über den Zham-Pass sei durch einen Erdrutsch blockiert, berichtete die chinesische Agentur Xinhua.

Nepals einziger internationaler Flughafen wurde wegen der vielen Nachbeben in den vergangenen Tagen mehrfach geschlossen. Auch hatten Hilfsflüge und militärische Flüge Vorrang - deswegen mussten Linienflüge oft zahlreiche Schleifen fliegen, ehe sie landen durften.

Dieses Video eines deutschen Kletterers zeigt, wie eine Lawine das Basecamp erfasst.youtube

(egg mit Material der sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Iran verschärft Kontrollen gegen Kopftuchverstösse

Irans berüchtigte Sittenwächter gehen wieder verschärft gegen Kopftuchverstösse vor. Nach Beginn der landesweiten Polizeiaktion am vergangenen Samstag berichteten zahlreiche Frauen von verstärkten Kontrollen in den Metropolen.

Zur Story