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Las Vegas hat alles, ausser ein grosses Sportteam – wird in der Gamblerstadt ab 2016 NHL-Eishockey gespielt?

So soll die neue Arena aussehen, die in eineinhalb Jahren in Las Vegas steht.
So soll die neue Arena aussehen, die in eineinhalb Jahren in Las Vegas steht.Bild: MGM
Projekt für eine neue Franchise

Las Vegas hat alles, ausser ein grosses Sportteam – wird in der Gamblerstadt ab 2016 NHL-Eishockey gespielt?

Wer in Las Vegas ist, soll in den Casinos Geld liegen lassen. Aus diesem Grund hatte «Sin City» mit ihren zwei Millionen Einwohnern noch nie ein Profiteam der vier grossen US-Sportarten. Pläne zur Ansiedlung gab es schon oft, doch nun scheinen sie konkret zu werden.
11.11.2014, 11:5512.11.2014, 10:41
Ralf Meile
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Sport in Las Vegas, das bedeutet: Boxen, Poker, Rodeo, Monstertruck. Es sind Einzel-Events, die in der «Sin City» die Sportfans von den Roulettetischen und den einarmigen Banditen weglocken.

Das ist durchaus gewollt: Die Besucher sollen ihr Geld in Las Vegas gefälligst in Casinos verpulvern und nicht stundenlang bei einem Spiel sitzen. Für den Bierkonsum, für Nachos und Hot Dogs gehen da zwar locker Dutzende Dollars weg. Doch mehr Kohle ziehen die Casino-Besitzer ihren Kunden beim Glücksspiel aus der Tasche.

Ausverkauftes Haus beim Monstertruck-WM-Final 2011 in Las Vegas.
Ausverkauftes Haus beim Monstertruck-WM-Final 2011 in Las Vegas.Bild: Ralf Meile

Zwei Giganten ihrer Branche bauen eine neue Arena

Die vielen Pläne, die es schon gab, ein Football-, Basketball-, Baseball-, oder Eishockeyteam in Las Vegas anzusiedeln, versandeten deshalb allesamt früher oder später. Nun ist die Idee wieder konkreter geworden, denn im Frühling 2016 eröffnet praktisch direkt am Strip, hinter dem «New York-New York»-Hotel eine neue Arena für 20'000 Besucher. Gebaut wird sie von den MGM Resorts und der Anschutz-Gruppe.

MGM ist der zweitgrösste Casinokonzern der Welt und betreibt in Las Vegas unter anderem das MGM Grand, das Bellagio, das Luxor, das Mirage und das Mandalay Bay. Der Anschutz-Gruppe gehören unter anderem die Los Angeles Kings, die Los Angeles Lakers und das Staples Center. Zwischenzeitlich gehörte auch der Hockeyclub Servette Genf zum Portefeuille.

NHL traf sich mit Investoren des Vegas-Projekts

«Wir würden ein NHL-Team in dieser neuen Arena begrüssen», sagte MGM-Finanzchef Dan D'Arrigo unlängst bei der Präsentation der Quartalszahlen. Eine Projektgruppe sei an sie herangetreten, verriet er: «Wir haben ein grosses Interesse daran.» Auf die Fragen, ob ein existierendes Team nach Las Vegas ziehen soll oder eine neu zu gründende Franchise, wollte D'Arrigo nicht eingehen.

NHL-Vize-Commissioner Bill Daly traf sich am Wochenende in Las Vegas ebenfalls mit den potenziellen Investoren. Über den Inhalt der Gespräche ist nichts bekannt. «Die Demografie des Marktes ist sehr gut», so Daly in der Minnesota Star Tribune. Er glaube, dass die Bevölkerung des Grossraums sportbegeistert sei. Das ist für Daly auch die grosse Frage: Gelingt es einem Team, eine genügend grosse Fanbasis zu etablieren? «Du brauchst den Rückhalt in der lokalen Bevölkerung», sagt Daly, «du kannst nicht einfach darauf setzen, dass dir Touristen das Stadion Spiel für Spiel füllen.»

NHL in Las Vegas: 1991 tragen die LA Kings und die NY Rangers in der Saisonvorbereitung auf dem Parkplatz des Caesars Palace ein Open-Air-Spiel aus – bei rund 30 Grad und mit einem römischen Gladiator als Fahrer der Eismaschine.Video: Youtube/gerald liguori jr

«Die Zuschauer kommen nur, wenn das Team gut spielt»

Zurzeit besteht die NHL aus 30 Teams, 14 in der Western und 16 in der Eastern Conference. Weil das Geschäft brummt – der Gesamtumsatz der Liga geht auf die Vier-Milliarden-Dollar-Grenze zu – dürfte die nächste Expansion bloss eine Frage der Zeit sein. Diese würde laut Daly eher im Westen stattfinden, um wieder ein Gleichgewicht herzustellen.

Eishockey mitten in der Wüste? Die NHL macht mit Teams aus dem Süden gemischte Erfahrungen. Im Grossraum Los Angeles klappt es, doch in Phoenix oder Miami sind Fanzuspruch und Erfolge bescheiden. «Die Zuschauer kommen nur, wenn das Team gut spielt», analysiert Professor John Vrooman von der Vanderbilt University. «In den nördlichen Märkten sind die Resultate weniger mitentscheidend, vor allem auf Kanada trifft das zu.»

Alle NHL-Teams seit 1917

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GIF: Vox-CDN

Wer würde nicht gerne in Las Vegas spielen?

Sein Kollege Professor Victor Matheson vom College of Holy Cross ergänzt, dass man auch in einer Nische gut wirtschaften könne – und letztlich geht es den NHL-Teambesitzern bloss darum. «Wer erfolgreich spielt, kann sehr profitabel sein», sagt Matheson.

Experte Vrooman sieht für ein neues Team in Seattle oder Quebec, wo es ebenfalls Projekte gibt, bessere Chancen. Pläne existieren auch in Kansas City und in Toronto, wo eine zweite Mannschaft neben den Maple Leafs installiert werden könnte.

Die Spieler muss man wohl nicht fragen, ob sie ein Team in Las Vegas begrüssen würden. NHL-Vize-Commissioner Daly spricht scherzhaft von einem Heimvorteil, den die Mannschaft hätte: «Die eigenen Spieler würden lernen, mit den Ablenkungen der Stadt zu leben, die Spieler des Gästeteams vielleicht weniger gut.»

Der Las Vegas Boulevard ist das Zentrum des Lichtermeers in der Wüste Nevadas.
Der Las Vegas Boulevard ist das Zentrum des Lichtermeers in der Wüste Nevadas.Bild: Shutterstock
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