Digital
Review

Oppo Find X2 Pro im Test: Besser als iPhone 11, Galaxy S20 oder Huawei P40?

Das ist es also, das Oppo Find X2 Pro.
Das ist es also, das Oppo Find X2 Pro.Bild: watson.ch/oliver wietlisbach
Review

Auf der Suche nach einem Top-Smartphone? Wir haben da einen Geheimtipp

Oppos Find X2 Pro ist ein elegantes Smartphone mit einem stolzen Preisschild. Ob es nicht nur gut aussieht, sondern auch im Alltag überzeugt, verrät der Test.
16.05.2020, 20:0628.12.2020, 14:24
Mehr «Digital»

Jetzt, im Nachhinein, kann ich's ja sagen: Als mir der Oppo-Chef das neue Smartphone vor ein paar Monaten im Hinterzimmer eines Zürcher Hotels zum ersten Mal zeigte, war ich mässig beeindruckt. Zu sehr glich es auf den ersten Blick dem neuen Galaxy, das Samsung kurz zuvor präsentiert hatte. Ob Oppo damit den grossen Dreien – Apple, Samsung und Hauwei – das Wasser abgraben kann? Ich war skeptisch.

Seit Freitag steht das Find X2 Pro endlich in den Läden. Corona konnte den Start zwar verzögern, aber nicht verhindern. Zum Glück nicht, wie sich nun herausstellt. Denn mein erster Eindruck hat sich in den fünf Wochen, in denen ich das Gerät getestet habe, komplett gewandelt: Oppos Find X2 Pro ist ein Smartphone, das die Herzen von (gut betuchten) Design- und Technik-Fans erobern wird.

Warum?

Es ist schick, es ist schnell und es schiesst prächtige Fotos. Es hat mehr Speicherplatz und RAM als mein Computer, auf dem ich diesen Testbericht schreibe, und ich habe noch nie ein Smartphone gesehen, das den Akku derart fix lädt. Ganz ehrlich, ich weiss nicht, wann mir ein Testgerät zuletzt mehr Freude bereitet hat.

Hinweis: Das Testgerät wurde uns von Oppo Schweiz zur Verfügung gestellt. Wir haben es nach dem Test zurückgeschickt.
Hinweis: Das Testgerät wurde uns von Oppo Schweiz zur Verfügung gestellt. Wir haben es nach dem Test zurückgeschickt.Bild: watson/oppo

Die Schattenseite der Medaille: Mit einem empfohlenen Verkaufspreis von fast 1250 Franken ist es trotz geballter Technik und fulminanter Ausstattung teuer. Sehr teuer sogar. Dass das fast baugleiche Modell Find X2 ohne «Pro» im Namen «nur» 999 Franken kostet, ist ein schwacher Trost.

Wer kein kleines Vermögen für ein Handy ausgeben möchte, dem sei ein Blick auf die deutlich günstigeren Alternativen Find X2 Neo sowie Find X2 Lite empfohlen (bei Abschnitt 5 dieses Reviews zu finden).

Die folgende Tabelle zeigt zunächst die Unterschiede der beiden Top-Modelle.

Oppo Find X2 Pro Datenblatt
Das günstigere Modell hat eine leicht schwächere Kamera und «nur» 256 GB Speicher. Beide Smartphones unterstützen das 5G-Netz. Sie sind seit dem 15. Mai im Handel.Bild: watson

Pro und Contra Oppo Find X2 Pro

+ Hervorragende Performance
+ Edles Design
+ Top-Display
+ Grosser und schneller Speicher
+ Blitzschnell ladender Akku
+ Sehr gute, vielseitige Kamera
+ Gute Software
+ Wasser- und staubgeschützt (IP68)
+ Unterstützt 5G-Netz
- Sehr teurer Einführungspreis
- Speicher nicht erweiterbar
- Kein kabelloses Laden
- Kein Kopfhöreranschluss mehr
- Ziemlich schwer

Auf dem Papier kann es der chinesische Smartphone-Gigant Oppo problemlos mit der bei uns bekannteren Konkurrenz aufnehmen. Ob das Find X2 Pro auch im Alltag überzeugt, zeigt der ausführliche Testbericht.

Wie sieht es aus?

Das Modell in Schwarz hat eine Rückseite aus Keramik. Bei meinem Testgerät (rechts) besteht sie aus einem Lederimitat.
Das Modell in Schwarz hat eine Rückseite aus Keramik. Bei meinem Testgerät (rechts) besteht sie aus einem Lederimitat. Bild: watson

Das Find X2 Pro ist in zwei Designvarianten erhältlich. Das schwarze Keramik-Modell kommt klassisch-zurückhaltend daher, während mein Testgerät mit seiner orangen Rückseite im Leder-Look ein echter Hingucker ist. Das vegane Leder, so nennt Oppo das Lederimitat aus Kunststoff, fühlt sich angenehm an und verleiht der Rückseite einen guten Halt, so dass das grosse Smartphone keine Sekunde aus der Hand zu rutschen droht. Auch Fingerabdrücke sucht man auf dem Kunstleder vergeblich, während die Keramik-Variante ein Fingerabdruck-Magnet ist.

Das Lederimitat ist genauso beständig wie Keramik oder Glas, wirkt edel und geht bei einem Sturz nicht gleich zu Bruch. Allerdings fühlt es sich eher wie Gummi als echtes Leder an. Unbegründet war meine anfängliche Sorge, dass die Rückseite nach einiger Zeit nicht mehr gepflegt aussehen könnte. Nach über einem Monat im Dauertest sind weder Kratzer, Flecken noch andere Abnutzungserscheinungen zu sehen. Im Nachhinein logisch: Es ist eben kein Leder. Persönlich gefällt mir die Rückseite sehr gut, aber zugegeben, das ungewohnte Design wird nicht jedem zusagen.

Sieht aus wie Leder, fühlt sich aber nicht so an: Die Rückseite aus einem Lederimitat (Kunststoff) ist gleichwohl ein Blickfang, elegant, griffig und bruchsicher.
Sieht aus wie Leder, fühlt sich aber nicht so an: Die Rückseite aus einem Lederimitat (Kunststoff) ist gleichwohl ein Blickfang, elegant, griffig und bruchsicher. Bild: watson
Das Find X2 Pro hat nur einen minimalen Rahmen, so dass mit 6,7 Zoll eine beachtliche Display-Diagonale resultiert.
Das Find X2 Pro hat nur einen minimalen Rahmen, so dass mit 6,7 Zoll eine beachtliche Display-Diagonale resultiert.Bild: watson

Vorne grüsst ein an den Rändern leicht abgerundetes Full-Front-Display. Das mag schick aussehen, ist aber halt nach wie vor eher unpraktisch. Im obigen Foto sind beispielsweise gut die Lichtreflexionen beim abgerundeten Display zu erkennen. Davon abgesehen ist das OLED-Display Spitzenklasse, aber dazu später mehr.

Ein mattes Orange in Kombination mit Roségold als Zweitfarbe für den Metallrahmen wirkt stimmig.
Ein mattes Orange in Kombination mit Roségold als Zweitfarbe für den Metallrahmen wirkt stimmig.Bild: watson
Auf der Unterseite befinden sich SIM-Einschub, USB-C-Port und der Lautsprecher. Einen separaten Kopfhörer-Anschluss oder eine Speichererweiterung gibt es nicht.
Auf der Unterseite befinden sich SIM-Einschub, USB-C-Port und der Lautsprecher. Einen separaten Kopfhörer-Anschluss oder eine Speichererweiterung gibt es nicht.Bild: watson
Die Kamera steht deutlich hervor. Alle Tasten sind gut erreichbar und haben einen angenehmen Druckpunkt.
Die Kamera steht deutlich hervor. Alle Tasten sind gut erreichbar und haben einen angenehmen Druckpunkt. Bild: watson

Wer das Handy oft vor sich auf den Tisch legt, um es zu bedienen, könnte sich an der hervorstehenden Kamera stören. Die nicht zentral positionierte Kamera führt dazu, dass das Gerät auffallend stark wackelt. Mit der mitgelieferten Schutzhülle lässt sich das etwas reduzieren.

Liegt es gut in der Hand?

Für kleine Hände ist das grosse Find X2 Pro nur bedingt zu empfehlen.
Für kleine Hände ist das grosse Find X2 Pro nur bedingt zu empfehlen. bild: oppo

Masse und Gewicht:

  • Länge: 16,52 cm
  • Breite: 7,44 cm
  • Dicke:
    - 0,88 cm (Schwarz/Keramik)
    - 0,95 cm (Orange/Veganes Leder)
  • Gewicht:
    - 207 g (Keramik)
    - 200 g (Veganes Leder)

Wer ein kleines Smartphone sucht, ist definitiv an der falschen Adresse. Immerhin liegt es trotz seiner Grösse überraschend angenehm in der Hand, was nicht zuletzt an der abgerundeten Rückseite liegt. Es gibt Handys, die wie ein Stück Seife aus der Hand gleiten, das ist hier nicht der Fall. Gleichwohl ist es mit rund 200 Gramm eher schwer und zumindest das Modell mit Kunstleder-Rückseite auch ein wenig klobig.

Die gute Nachricht: Es besitzt ein in die Länge gezogenes, fast rahmenloses OLED-Display im schlanken 20:9-Format. Mit diesem Kniff hat es ein sehr grosses Display und bleibt trotzdem einigermassen schmal, sprich handlich. Ein grosser Brummer ist es trotzdem, wie dieses Foto zeigt:

Oppo Find X2 Smartphone Smartphones Android iPhone
Apple iPhone 11 Pro Max, Samsung Galaxy S20 Plus, Oppo Find X2 Pro und Huawei P40 Pro mit den jeweiligen Ohrhörern. Bild: Jean-Claude Frick

Gut zu sehen: Oppos neues Spitzenmodell hat ähnliche Dimensionen wie die Top-Modelle der Konkurrenz.

Was taugt das Display?

Filme sehen auf dem OLED-Screen bestechend gut aus, allerdings führt das gebogene Display z.B. in der Netflix-App zu schwarzen Rändern.
Filme sehen auf dem OLED-Screen bestechend gut aus, allerdings führt das gebogene Display z.B. in der Netflix-App zu schwarzen Rändern.Bild: watson

Beim Display setzt Oppo ein erstes Ausrufezeichen. Das OLED-Display ist schlicht Spitzenklasse. Im renommierten Display-Test von DisplayMate erreicht es die höchste je erzielte Bewertung: A+. Der Preis des Smartphones ist happig, aber man kann Oppo definitiv nicht vorwerfen, sie würden minderwertige Komponenten verbauen.

Ein paar Eckwerte:

  • Gebogenes OLED-Display: 6,7 Zoll, HDR10
  • Sehr hohe Auflösung: 3168 x 1440 Pixel (3K QHD+)
  • Sehr hohe Pixeldichte: 513 PPI
  • Sehr hohe Bildwiederholfrequenz: 120 Hertz (Touch-Sampling-Rate 240 Hz)
  • Geschützt durch Gorilla Glass 6 (gilt aktuell als das stabilste Glas)
Animiertes GIFGIF abspielen
Neue Benachrichtigungen kann das Smartphone auf Wunsch mit einer Lichtanimation anzeigen.gif: watson

Das gestochen scharfe Display ist sehr hell (800 bis 1200 nits) und kann so auch bei direktem Sonnenlicht gut abgelesen werden.

Wie andere Hersteller schraubt auch Oppo die Bildwiederholfrequenz von den üblichen 60 Hertz auf 120 Hertz hoch. Das soll beispielsweise für butterweiches Scrollen sorgen. Ob so wirklich ein signifikant flüssigeres Bildschirmerlebnis entsteht, wird von Mensch zu Mensch völlig unterschiedlich wahrgenommen. Ich und andere Personen, denen ich das Handy in die Hand gedrückt habe, merken null Unterschied, andere schwören darauf. Hier hilft nur eins: Man muss es selbst ausprobieren.

Was hingegen wirklich praktisch ist: Das Display lässt sich weitgehend nach dem eigenen Geschmack konfigurieren: Nebst der gewünschten Farbintensität, Auflösung und Bildwiederholfrequenz (60 oder 120 Hz) gibt es beispielsweise einen augenschonenden Modus sowie die automatische Anpassung der Farbtemperatur an die Umgebung. Letztere Option ist zu empfehlen, wenn man oft und lange auf dem Handy liest.

Natürlich kann man auch alles dem Betriebssystem überlassen, das je nach Nutzungsverhalten die passenden Einstellungen wählt. Im Automatik-Modus wird beispielsweise die höchste Auflösung mit 120 Hz nur aktiviert, wenn es wirklich Sinn macht, was wiederum den Akku schont.

Hat es genug Power?

Sieht schick aus, aber ist es auch schnell?
Sieht schick aus, aber ist es auch schnell?Bild: watson

Die wichtigsten technischen Daten:

  • Neuster Qualcomm-Prozessor: Snapdragon 865
  • Reichlich Arbeitsspeicher: 12 GB (LPDDR5)
  • Sehr grosser interner Speicher: 512 GB (UFS 3.0), nicht erweiterbar
  • Zukunftssicher mit 5G, Wi-Fi 6, Bluetooth 5.1, NFC und USB-C 3.1

Die kurze Antwort: Ja, es hat mehr Leistung und Speicherplatz, als als du vermutlich je brauchen wirst.

Die ausführliche Antwort: Das Find X2 Pro zählt aktuell zu den besten Smartphones und es ist das schnellste, das ich je in den Händen hielt. Was als erstes auffällt: Apps starten auch dank des schnellen Universal Flash Storage (UFS 3.0) ohne geringste Verzögerung. Der interne Flash-Speicher ist also mit 512 GB nicht nur üppig bemessen, sondern auch sehr flink. Davon profitieren primär aufwändige 3D-Games, aber auch ganz normale Apps starten noch einen Zacken schneller. Dass sich der interne Speicher nicht erweitern lässt, dürfte angesichts seiner Grösse verschmerzbar sein.

Die Frage ist natürlich, ob man derart viel Leistung überhaupt braucht. Der Prozessor (Snapdragon 865) ist vermutlich schneller als sein Pendant in meinem Arbeits-Laptop. Und warum ein Handy 12 GB RAM braucht, wissen die Götter. Allenfalls abgesehen von sehr aufwändigen Games kommt mir keine Anwendung in den Sinn.

«Das Find X2 Pro ist der Lamborghini unter den Smartphones. Es macht verdammt viel Spass, ist aber im Alltag für die allermeisten Handy-Nutzer überpowert.»

Ähnlich wie neuere iPhones oder Samsung Galaxys hat es brachial viel Leistung und ist vollgepackt mit der neusten Technologie, um irgendwie einen Preis jenseits der 1000-Franken-Grenze zu rechtfertigen. Klar, in einem gesättigten Markt (die Kunden kaufen seltener neue Geräte) versuchen die Hersteller die Preise zu erhöhen, sprich die Zitrone auszupressen. Das ist legitim. Aber als Konsument muss man ja nicht mitspielen.

Gibt es eine günstigere Version?

Da die Preise der beiden Top-Modelle heftig sind, hat Oppo für preisbewusstere Konsumenten zwei günstigere Alternativen in der Hinterhand.

X2 Neo und X2 Lite: Die «vernünftigeren» Alternativen zum Pro-Modell:

Das Find X2 Neo für 699 Franken (links) und das Find X2 Lite für 499 Franken.
Das Find X2 Neo für 699 Franken (links) und das Find X2 Lite für 499 Franken.bild: oppo
Auch X2 Neo und X2 Lite kommen mit schnellen Prozessoren, reichlich Speicherplatz und 5G-Unterstützung.
Auch X2 Neo und X2 Lite kommen mit schnellen Prozessoren, reichlich Speicherplatz und 5G-Unterstützung.

Die beiden günstigeren Modelle sind kleiner, leichter und technisch absolut konkurrenzfähig, sprich für viele Kunden wohl das attraktivere Angebot.

Was soll am Akku speziell sein?

Mein persönliches Highlight ist der Akku: Nicht weil er ausdauernder als andere Akkus wäre. Im Gegenteil. Eigentlich ist die Laufzeit angesichts der beachtlichen Kapazität von 4260 mAh nur durchschnittlich. Aktiviert man alle stromfressenden Features (höchste Auflösung, 120-Hz-Display etc.), ist der Akku am Abend bei intensiver Nutzung im roten Bereich oder leer. Bei mässiger Nutzung im Energiesparmodus komme ich auf 1,5 bis 2 Tage.

Das ist aber alles zweitrangig, da das Find X2 Pro viel schneller lädt als jedes andere Smartphone, das ich bisher gesehen habe. Oppo gibt die volle Ladezeit mit 38 Minuten an, im Test ging es sogar noch etwas zügiger.

Gemessene Akku-Ladezeit (Kapazität 4260 mAh):

  • 45% geladen nach 10 Minuten am Ladegerät
  • 80% nach 20 Minuten
  • 100% nach 34 Minuten

Wie üblich bei der Schnellladetechnik erfolgt das Laden zunächst rasant und wird dann stetig verlangsamt, um den Akku zu schonen.

Animiertes GIFGIF abspielen
Der Akku war im Test nach 34 Minuten von null auf 100 Prozent geladen. Ein neuer Rekord.gif: watson

Oppos eigene Schnellladefunktion SuperVOOC 2.0 ist blitzschnell und im Alltag für mich mit die nützlichste Funktion des Smartphones. Das Gerät am Morgen 10 bis 15 Minuten laden reicht in der Regel, um durch den Tag zu kommen.

Das schnelle Laden wird laut Oppo mit einem Bi-Cell-Akku erreicht. Das heisst aber auch, dass kabelloses Laden nicht unterstützt wird. Beides zusammen sei nicht möglich, darum habe man sich für die Schnellladefunktion mit 65 Watt entschieden. Das hierzu notwendige 65W-Ladegerät liefert Oppo mit.

Was kann die Software?

Bild
Bild: watson

Das Find X2 Pro läuft mit Android 10 und der Oppo eigenen Benutzeroberfläche Color OS in der aktuellen Version 7.1. Während Oppo bei der Hardware schon letztes Jahr mit Samsung und Huawei schritthalten konnte, ist neu auch die Software auf Augenhöhe. Diese läuft flüssig und stabil und muss sich weder optisch noch beim Funktionsumfang vor den Mitbewerbern verstecken.

Die Benutzeroberfläche ist übersichtlich und leicht zu bedienen. Wirkte das Design bei meinen letzten Oppo-Testgeräten teils noch etwas altbacken, kommt inzwischen alles modern und aus einem Guss daher, inklusive Dark-Mode. Das Betriebssystem lässt sich Android-typisch stark personalisieren und bietet dank Android 10 eine deutlich verbesserte Navigation rein per Wischgesten (die klassische Steuerung über die drei Navi-Buttons ist noch immer die Voreinstellung).

Einen Eindruck von der Benutzeroberfläche vermittelt das folgende Video.

Oppo Find X2 Pro: So sieht die Benutzeroberfläche aus

Video: watson

Auch meine letztjährige Kritik, zu viele überflüssige, vorinstalliert Apps und die fehlende Update-Garantie, hat Oppo teilweise ausgemerzt: Es gibt nun deutlich weniger Bloatware und wie andere Android-Hersteller sichert Oppo zu, dass das Betriebssystem in den nächsten zwei Jahren weiter aktualisiert wird. Auch die Sicherheits-Patches sollen monatlich verfügbar sein. Danach ist man wie immer vom Goodwill des Herstellers abhängig, da ein griffiges Gesetz fehlt, das Geräte-Hersteller zu einer nachhaltigen Update-Politik verpflichten würde.

Meines Wissens ist es der erste Mal, dass sich Oppo zumindest zu einer zweijährigen Update-Garantie verpflichtet. An dieser Ankündigung wird sich die künftige Update-Politik messen müssen. Persönlich halte ich es für wahrscheinlich, dass den Chinesen die höhere Erwartungshaltung europäischer Kunden an Updates nicht entgangen ist und sie entsprechend handeln werden. Oppos Ziel ist es, sich in den nächsten Jahren in Europa zu etablieren, regelmässige Software-Aktualisierungen würden dabei helfen.

Hält die Kamera mit iPhone, Galaxy und Co. mit?

Bild
Bild: watson

Die Dreifach-Kamera bietet:

  • Hauptlinse: 48 Megapixel, optische Bildstabilisierung
  • Ultraweitwinkellinse: 48 MP, 120° Blickwinkel
  • Periskop-Telekamera: 13 MP, Zoom (5x optisch, 10x hybrid, 60x digital), optische Bildstabilisierung
  • Video mit Hauptkamera: Max. 4K/60fps (30-facher stufenloser Zoom)
  • Frontkamera: 32 MP, Video: Max. 1080p/30fps
  • Diverses: Portraitmodus, Nachtmodus und Makromodus für extreme Nahaufnahmen

Mit dem Find X2 Pro hübsche Fotos zu knipsen, ist selbst für absolute Kamera-Laien ein Kinderspiel. Die allermeisten Fotos im Automatikmodus gelingen, egal ob bei Tag oder in der Nacht. Die Kamera erkennt beispielsweise, ob man ein Portrait, eine Landschaftsaufnahme oder eine Nahaufnahme machen möchte und wechselt in den entsprechenden Modus. Ambitioniertere Fotografen können die Automatik im Profi-Modus übersteuern. Dieser bietet für ein Handy ziemlich viele Möglichkeiten (einige Details dazu findet man in diesem Artikel).

Erfreulich ist, dass die Kamera-App und vor allem der Autofokus extrem schnell arbeiten. Warum das wichtig ist? Weil es bei einen Schnappschuss manchmal auf Sekundenbruchteile ankommt. Während andere Kamera-Apps noch laden, hat hier der Autofokus das Motiv bereits scharf gestellt.

Ist das Oppo Find X2 Pro der Meister aller Schnappschüsse?

1 / 28
Ist das Oppo Find X2 Pro der Meister aller Schnappschüsse?
Bei Tageslicht sind die Fotos für ein Smartphone exzellent. Die kommenden Aufnahmen wurde alle im Automatikmodus geschossen (ausser der Nachtaufnahme).
quelle: watson
Auf Facebook teilenAuf X teilen

Das Fazit zur Kamera

Die Fotos fallen durch ihren hohen Detailreichtum und guten Kontrast positiv auf. Insgesamt sind sie meist gut belichtet und sie zeigen vor allem realistische Farben. Wer sie zu blass findet, kann in der Kamera-App mit einem Tippen gesättigtere Farben aktivieren.

Was mich im Alltag immer mal wieder genervt hat: Bei meinem Samsung-Handy kann ich die Kamera durch zweimaliges Drücken des Power-Buttons auch bei gesperrtem Bildschirm sofort starten, bei Oppo geht dies nur langsamer über den Touchscreen.

Animiertes GIFGIF abspielen
Oppo hat das Zoomen per virtuellem Drehrad ziemlich elegant gelöst.

Der für ein Handy ausgezeichnete Zoom (siehe oben stehende Slideshow) bietet im Alltag einen echten Mehrwert. Bei guten Lichtbedingungen ist die Qualitätseinbusse bis zu einer zehnfachen Vergrösserung vernachlässigbar. Das wäre vor wenigen Jahren unvorstellbar gewesen.

Ebenfalls nützlich ist der Ultraweitwinkel-Modus der sekundären Kamera. Wie bei vielen anderen Smartphones fällt die Fotoqualität im Ultraweitwinkel-Modus gegenüber der Hauptkamera bei schwierigen Lichtverhältnissen leicht ab.

Die Ultraweitwinkel-Linse dient zusätzlich als Makro-Kamera. Der Makro-Modus aktiviert sich, wenn man die Linse näher als etwa 10 Zentimeter ans Motiv hält (sofern die Automatik aktiviert ist). Dieser Modus ermöglicht für ein Handy ansehnliche Nahaufnahmen.

image after
image before
Schiebe den Regler nach links und rechts, um beide Bilder ganz zu sehen.

Bei Tageslicht ist die Dreifach-Kamera exzellent. Wird es dunkel, verlieren die im Automatik-Modus geschossenen Fotos merklich an Details, Kontrast und Schärfe. Wer nun hofft, dass der Nachtmodus die Nacht quasi zum Tag macht, dürfte enttäuscht werden. Bei sehr wenig Licht helfen alle Software-Tricks der Welt nichts. Ist jedoch etwas Restlicht vorhanden, etwa von einer Strassenlampe, gelingen auch nachts sehr ansprechende Fotos.

Die Selfie-Kamera kann erwartungsgemäss nicht ganz mit der Hauptkamera mithalten, hübsche Potrait-Fotos mit Tiefenunschärfe sind aber auch so möglich. Auch für Videoanrufe reicht die Bildqualität (Full-HD-Auflösung) locker aus.

Video:
Die Videoqualität der Haupt-Kamera (4K-Videos mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde) ist für ein Smartphone top. Der schnelle Autofokus, die gute Bildstabilisierung und ein stufenloser Zoom (theoretisch bis 30-fache Vergrösserung) machen das Handy für Hobbyfilmer zu einer guten Wahl. Auf gewisse Gimmicks wie Ultra-Slwomotion muss man indes verzichten.

Kurz gesagt: Oppos Kamera macht enorm Spass, da sie sehr vielseitig nutzbar ist und kaum Schwächen hat. Das Find X2 Pro hält bei der Foto- und Videoqualität laut den Kamera-Experten von DxOMark problemlos mit Apple, Samsung, Huawei und Co. mit, es ist aber auch ähnlich teuer.

Wie gut sind Gesichtserkennung und In-Display-Scanner?

Der optische Fingerabdrucksensor ist direkt unter dem Display verbaut. Er funktioniert sehr schnell und zuverlässig.

Alternativ lässt sich das Gerät noch bequemer per Gesichtserkennung via Front-Kamera entsperren. Dies klappt mit und ohne Brille und auch im Dunkeln zügig und zuverlässig. Oppo nutzt hierzu Sensoren, welche die Gesichts-Erkennung automatisch aktivieren, wenn man das Smartphone hochhebt.

Leider kommt kein 3D-Scan des Gesichts zum Einsatz, der die biometrische Entsperrmethode deutlich sicherer gemacht hätte. Das mag etwas erstaunen, da Oppo bereits 2018 beim Vorgänger Find X auf den 3D-Scan setzte. Meine Vermutung: Oppo bringt die 3D-Gesichtsentsperrung aus Designgründen erst zurück, wenn der hierfür notwendige Sensor (sowie die Front-Kamera) unter dem Display verbaut werden können – was schon sehr bald der Fall sein könnte.

Welches Zubehör gibt's?

Bild
Bild: watson
  • Sehr starkes Schnellladegerät (65 Watt)
  • Gute Ohrhörer inklusive USB-C-Adapter
  • Billige, transparente Plastikschutzhülle
  • Displayschutzfolie
Oppo Enco Free: Wer das Find X2 Pro vorbestellt hat, bekam diese kabellosen Ohrhörer geschenkt.
Oppo Enco Free: Wer das Find X2 Pro vorbestellt hat, bekam diese kabellosen Ohrhörer geschenkt.Bild: watson

Als Zubehör verkauft Oppo die kabellosen Ohrhörer Enco Free. Die Soundqualität ist solide, sie liegen bequem im Ohr und die Bedienung ist äusserst komfortabel. Beim Öffnen verbinden sich die Enco Free mit dem Smartphone, nimmt man einen Ohrhörer aus dem Ohr, pausiert die Musik. Die Touchsteuerung für Lautstärke, Anrufe beantworten etc. ist intuitiv und funktioniert überraschend gut – und zwar auch mit Handys anderer Hersteller. Nicht geeignet sind die Ohrhörer in lärmiger Umgebung, da es keine In-Ear-Ohrhörer sind und Active Noise Cancelling fehlt.

Oppo gibt die Laufzeit mit 5 Stunden an, was ich nicht nachgemessen habe. Das Ladecase mit USB-C-Anschluss ist sehr kompakt und ermöglicht laut Oppo 20 zusätzliche Stunden Musikwiedergabe. Wie bei all diesen Wireless-Ohrhörern gilt, dass der Akku nicht ausgetauscht werden kann und sie sich somit bei intensiver Nutzung nach zwei, drei Jahren in Elektroschrott verwandeln dürften.

Im Handel kosten die Enco Free in mattem Schwarz oder Weiss 120 bis 150 Franken, was mir ein angemessener Preis scheint.

Okay, wer soll sich das kaufen?

Bild
Bild: watson

Persönlich sehe ich fünf Zielgruppen:

  1. Absolute Heavy-User, da der Akku rekordverdächtig schnell lädt.
  2. Hobbyfotografen und -Filmer, die eine möglichst gute und vielseitige Handy-Kamera suchen.
  3. Ambitionierte Smartphone-Gamer, die aus dem aktuell schnellsten Prozessor für Android-Handys, 12 GB RAM, einem 120-Hz-Display und einer Abtastrate von 240 Hz einen Nutzen ziehen können.
  4. Zeitgenossen, die ansonsten ein iPhone Pro oder Galaxy Ultra erworben hätten und neugierig auf eine neue Marke sind.
  5. Menschen, die Huaweis neustes Top-Smartphone P40 Pro kaufen wollten, aber wegen der fehlenden Google-Dienste nach einer gleichwertigen Alternative suchen.

Das Fazit

Das Gerät ist top, der Preis eher 🤷
Das Gerät ist top, der Preis eher 🤷 Bild: watson

Oppo expandiert erst seit rund einem Jahr in den Schweizer Markt und geht nun mit dem Flaggschiff Find X2 Pro preislich ganz oben rein. Die Chinesen liefern aber auch: Display, Geschwindigkeit, Kamera, Software, alles top. Manchmal bin ich nach einem mehrwöchigen Test froh, ein Gerät retournieren zu können. Dieses Handy hätte ich liebend gerne adoptiert. Nicht weil es besonders innovativ wäre. Aber es kann fast alles, was man von einem modernen Smartphone erwartet und es leistet sich keine gravierende Schwäche.

Mit Huaweis anhaltenden Problemen (neue Smartphones kommen wegen des verlängerten US-Embargos bis mindestens Mai 2021 ohne Google-Dienste) könnte das Timing für Oppos Schweiz- und Europa-Offensive nicht besser sein. Und das Find X2 Pro entspricht ziemlich genau dem, was Kunden von einem Top-Modell von Huawei (oder auch Samsung und Apple) erwarten: ansprechendes Design, neuste Technik, gepfefferter Preis.

«Oppo spielt inzwischen bei der Qualität, aber auch beim Preis in der Champions League der Smartphone-Hersteller.»

Vergleichbare Smartphones im Preisvergleich:

  • Apple iPhone 11 Pro Max (256 / 512 GB): CHF 1'489 / 1'719 (ohne 5G)
  • Samsung Galaxy S20 Ultra 5G (256 / 512 GB): CHF 1349 / 1549
  • Oppo Find X2 Pro 5G (512 GB): CHF 1249
  • Huawei P40 Pro 5G (256 GB): CHF 999 (ohne Google-Dienste)

Im direkten Vergleich mit den Top-Modellen der Mitbewerber wirkt das Find X2 Pro nicht überteuert. Doch angesichts der Tatsache, dass inzwischen alle Anbieter gute Smartphones für unter 500 Franken anbieten – selbst Apple mit dem neuen iPhone SE – macht ein mehr als 1000 Franken teures Modell in meinen Augen wenig Sinn. Wer ein edles Smartphone mit dem allerneusten technischen Schnickschnack sucht, wird das Find X2 Pro vermutlich trotzdem lieben. In der Schweiz leisten sich besonders viele Menschen teure Smartphones, insofern könnte auch das Find X2 Pro seine Abnehmer finden.

Für Otto Normalverbraucher sind jedoch die beiden günstigeren Find-Modelle X2 Neo und X2 Lite (siehe Abschnitt 5) oder das ebenfalls noch fast neue Oppo Reno 2 (Testbericht) für unter 500 Franken die vernünftigere Wahl.

Bleibt festzuhalten: Oppo verkauft zwar auch in der Schweiz Budget-Smartphones für unter 200 Franken, positioniert sich aber als Premium-Marke, die primär in der Preisspanne von 500 bis über 1000 Franken angesiedelt ist. Oppo wildert also in Apples und Samsungs Revier. Dass es der Herausforderer in weiten Teilen mit der Konkurrenz aufnehmen kann, wird niemand bezweifeln. Die Frage ist vielmehr, ob und wie rasch die Kunden die hierzulande noch relativ unbekannte Marke annehmen werden. Oppo wird einen langen Atem brauchen, aber den haben die Chinesen.

War dieser Testbericht für dich hilfreich?

Das Find X2 Pro im Videoreview von SwagTab

Das weit günstigere, aber ebenfalls gute Oppo Reno 2 im Test:

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die Kamera im Reno 5G im Vergleich mit anderen Smartphones
1 / 27
Die Kamera im Reno 5G im Vergleich mit anderen Smartphones
Oppo spielt in einer Liga mit den aktuell besten Smartphone-Kameras. Hier ein Beispielfoto mit dem Reno 5G und zum Vergleich ...
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Reno 5G im Speed-Test: So schnell ist das 5G-Netz wirklich
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
47 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Steasy
16.05.2020 20:33registriert Dezember 2019
Was ich mittlerweile amüsant finde: Die meisten technisch versierten Leute in meinem Umfeld (mich eingeschlossen) kaufen mittlerweile nur Smartphones für unter 500.- und benutzen dies mehrere Jahre während die "normalen" Benutzer den Flagschiffen für 1200.- und mehr jedes Jahr aus Neue hinterher rennen und dir dann nicht sagen können wofür genau sie jetzt 100fachen Zoom und 12GB RAM benötigen. Ich besitze seit einem Jahr ein Motorola-Phone, das mich 300.- gekostet hat. Und obwohl ich mich als Power-User bezeichnen würde, hat mir die Leistung dieses Teils noch immer längstens gereicht.
28722
Melden
Zum Kommentar
avatar
ursus3000
16.05.2020 20:19registriert Juni 2015
Was ist veganes Leder ? War das früher Kunstleder ?
2326
Melden
Zum Kommentar
avatar
Felix Meyer
16.05.2020 22:03registriert September 2019
Hobbyfotografen und -filmer kaufen sich eine Kamera.
Eine halb so teure Kamera macht x-mal bessere Bilder wie dieses Handy und mit dem restlichen Geld erhält man ein mehr als anständiges Handy dazu.
Wer sich ein Handy wegen der Kamera kauft um die Bilder danach auf Snapchat zu verschicken, der ist kein Hobbyfotograf.
14130
Melden
Zum Kommentar
47
Tesla plant Massenentlassung – angeblich trifft es jeden 10. Angestellten
Tesla hat laut Medienberichten vor, im grossen Stil Stellen zu streichen. Weltweit soll die Belegschaft radikal reduziert werden.

Der E-Autohersteller Tesla plant offenbar, weltweit mehr als 10 Prozent aller Stellen zu streichen. Das berichtet das «Handelsblatt» unter Berufung auf ein internes Schreiben des Autobauers. Von dem Abbau sollen insgesamt 14'000 Mitarbeiter betroffen sein. «Das wird uns schlank, innovativ und hungrig für die nächste Wachstumsphase machen», schrieb Tesla-Chef Elon Musk demnach an die Belegschaft.

Das Unternehmen sei schnell gewachsen und habe sich durch den Bau zahlreicher Fabriken weltweit immer weiter vergrössert. «Aufgrund dieses schnellen Wachstums kam es in bestimmten Bereichen zu einer Dopplung von Rollen und Aufgaben», erklärt der Konzernchef. Tesla antwortete zunächst nicht auf die Bitte um Stellungnahme.

Tesla hatte zuvor für das erste Quartal 2024 einen Rückgang bei den Verkaufszahlen von 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr vermeldet. Bei Branchenbeobachtern erregte insbesondere der erhebliche Anstieg des Lagerbestands für Aufsehen.

Zur Story