Während man bei uns längere Zeit das Gefühl hatte, dass die Bedrohung durch Corona vorbei ist, hat das Virus weltweit weiter an Fahrt aufgenommen. In der vergangenen Woche steckten sich an Spitzentagen über 180'000 Personen an.
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Die täglichen Meldungen unterliegen deutlichen Schwankungen. Es lohnt sich also, den Schnitt der täglichen Neuinfektionen über eine ganze Woche zu betrachten. Und dabei liegen folgende Länder* – natürlich im Verhältnis zur Einwohnerzahl – an der Spitze:
*nur Länder mit mindestens 3 Millionen Einwohnern berücksichtigt. Beachte, dass die Fälle auch in einem starken Zusammenhang mit dem Testvolumen eines Landes stehen.
Knapp fünf Millionen Menschen leben im Oman. Davon wurden fast 40'000 positiv auf das Coronavirus getestet. Tote vermeldet der Oman allerdings «nur» 169 – ein verhältnismässig tiefer Wert. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass in den Golfstaaten generell relativ intensiv getestet wird.
Bei den allermeisten Infizierten und Toten handelt es sich um Expats, die im Oman leben und arbeiten. Expats machen insgesamt rund einen Drittel der Bevölkerung aus.
Seit Mitte Mai verteilt die Polizei im Oman auch Geldbussen, werden die behördlichen Vorschriften nicht eingehalten. So zahlen beispielsweise Ladenbesitzer umgerechnet rund 7400 Franken, wenn sie ihr Geschäft trotz Lockdown öffnen. Wer keine Maske trägt im öffentlichen Raum wird mit rund 50 Franken gebüsst. Bisher wurden rund 70 Millionen Franken Bussgelder gesammelt. Sie fliessen in einen Fonds zur Bekämpfung der Pandemie im Oman.
Auch Kuwait und Saudi-Arabien verzeichnen zwar aktuell viele Neuinfektionen, jedoch eine verhältnismässig kleine Anzahl Toter. In Kuwait sind es rund 350, in Saudi-Arabien 1600. Gerade in Saudi-Arabien, wo die Zahlen immer noch stark ansteigen, wurden allerdings Ende Juni wieder erste Lockerungen angekündigt.
Zu dieser Gruppe dazu zählen müsste man im Prinzip auch Katar und Bahrain (welche allerdings beide weniger als drei Millionen Einwohner aufweisen): Mit rund 3600 Infektionen pro 100'000 Einwohner ist Katar einsame Spitze, Bahrain liegt mit 1760 Infektionen pro 100'000 Einwohner ebenfalls weit vorne.
Brasilien verzeichnet nach den USA die zweitmeisten Corona-Todesfälle. Seit Wochen wird Brasilien und insbesondere deren rechtspopulistischer Staatschef Jair Bolsonaro für den Umgang mit dem Virus kritisiert. Besonders leiden müssen die Menschen in den Armenvierteln in Rio de Janeiro und Sao Paulo: Die Gesundheitsversorgung ist schlecht und die Armut steigt noch stärker an.
Vor zwei Wochen haben Aktivisten am Strand von Copacabana symbolisch 100 «Gräber» ausgehoben – als Kritik an der brasilianischen Regierung.
In den Top 10 der Länder mit den meisten Neuinfektionen befinden sich aber auch weitere lateinamerikanische Länder wie Peru, Chile und Panama.
Schweden ist der Spezialfall unter den Hotspots. Hohe – und immer noch steigende – Fallzahlen katapultieren Schweden in vielen Statistiken nach vorne. Kürzlich bezeichnete auch die Weltgesundheitsorganisation Schweden als «Corona-Risikoland».
Diesen Vorwurf weist Schwedens Staatsepidemiologe Anders Tegnell aber vehement zurück. Die WHO habe die Daten «fehlinterpretiert», meint er. Der Anstieg der Fallzahlen sei einzig und allein dem ausgeweiteten Testvolumen zu verdanken. Sowohl die Anzahl Todesfälle als auch die Anzahl Patienten auf Intensivstationen seien rückläufig.
Update: Die WHO hat ihre Aussage zu Schweden teilweise überarbeitet und einige positive Trends im skandinavischen Land hevorgehoben.
Obwohl das erst mal gute Nachrichten sind, verzeichnet Schweden mit über 5300 Toten verhältnismässig viele Tote. Zum Vergleich: Schweden ist mit rund 10 Millionen Einwohnern nur rund 20% grösser, hat aber mehr als drei Mal so viele Tote wie die Schweiz.
Dementsprechend alarmierend sind auch die hohen Fallzahlen – und das führt dazu, dass für die Schweden diesen Sommer viele Grenzen ins Ausland gesperrt bleiben.
Über 2,5 Millionen Personen wurden in den USA positiv auf das Coronavirus getestet, mehr als 125'000 sind gestorben. Die schlechte Nachricht dabei ist: Nachdem die Zahlen deutlich gesunken sind bis Mitte Juni, sind sie in den letzten Tagen wieder auf Rekordniveau gestiegen.
Damit hebt sich die Kurve der USA deutlich von deren Europas oder Kanadas ab. Der folgende Tweet stammt aus dem Corona-Newsletter der «New York Times» und zeigt die bestätigten Fälle pro Million Einwohner der letzten sieben Tage.
This is a governance failure, not an inevitability of the disease. pic.twitter.com/A083PtNvD3
— Ezra Klein (@ezraklein) June 29, 2020
Besonders betroffen waren in den vergangenen 14 Tagen unter anderem die Staaten Florida, Texas, Arizona und Kalifornien. In einigen dieser Staaten wurden vergangene Lockerungen bereits wieder rückgängig gemacht. So mussten beispielsweise Bars in Texas nach starken Anstiegen von Corona-Fällen wieder schliessen.
Schuld am erneuten Anstieg sind teilweise zwar erhöhte Testvolumen – doch die ebenfalls deutlich angestiegenen Spitaleinlieferungen sprechen dafür, dass sich das Virus tatsächlich exponentiell ausbreitet. Gesundheitsexperten sehen die behördlichen Lockerungen als Ursache für den Wiederanstieg.
David Trasher, Arzt aus Montgomery, Alabama, bestätigte gegenüber dem Business Insider: «Die Spitäler sind am kämpfen. Wir sind am Limit, es ist ziemlich anspruchsvoll. Und das ist nicht passiert, weil wir mehr testen oder weil es einen Ausbruch in einem Altersheim gab. Es ist grösstenteils wegen der Verbreitung durch die Bevölkerung – und das wird zu einem Problem werden.»
Die Situation in Afrika ist angespannt: Angesichts der steigenden Fallzahlen könnte der Kontinent zum nächsten Epizentrum der Covid-19-Pandemie werden.
Obwohl Afrika – geprägt durch frühere Epidemien – schnell reagiert hat und anfangs weniger mit dem Coronavirus zu kämpfen hatte, steigen die Fälle nun deutlich an, vor allem im 58-Millionen-Land Südafrika.
Besonders auf den Tourismus in Südafrika kommt eine harte Zeit zu. Viele Menschen haben sich im Tourismusbereich über die Jahre in den Mittelstand hochgearbeitet und haben nun Mühe, über die Runden zu kommen. Viele Nationalpärke, darunter der Kruger-Nationalpark, haben Grossteile der Mitarbeiter entlassen.