Sport

Turkmenischer Staatschef beschimpft seine Olympiateilnehmer

FILE - In this Saturday April 23, 2011 file photo, Turkmenistan's President Gurbanguli Berdymukhamedov smiles as he rides a horse with a dove on his shoulder at a ceremony in the capital Ashgabat ...
Gurbanguly Berdimuhamedow bei einem (für ihn gefährlichen) Hobby: reiten.Bild: Alexander Vershinin/AP/KEYSTONE

Raue Sitten in Turkmenistan: Staatschef nennt die Olympia-Teilnehmer «Verräter des Mutterlands»

Andere Länder, andere Sitten: Turkmenistans Staats- und Regierungschef Gurbanguly Berdimuhamedow lebt den olympischen Gedanken sehr streng vor und geht mit den neun Olympiateilnehmern des Landes hart ins Gericht. Sie haben mal wieder keine Medaille gewonnen.
24.08.2016, 17:2324.08.2016, 18:11
Donat Roduner
Donat Roduner
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Sämtliche ehemaligen Sowjetstaaten haben im Laufe ihrer Geschichte an Olympischen Spielen mindestens eine Medaille gewonnen. Sämtliche? Nein, natürlich gibt es eine Ausnahme, welche die Regel bestätigt: Turkmenistan.

2016 Rio Olympics - Opening ceremony - Maracana - Rio de Janeiro, Brazil - 05/08/2016. Flagbearer Merdan Atayev (TKM) of Turkmenistan leads his contingent during the opening ceremony. REUTERS/Stoyan N ...
Die Olympia-Delegation von Turkmenistan.Bild: STOYAN NENOV/REUTERS

Genau dieser Fakt ist es, der Gurbanguly Berdimuhamedow (die Mutigen sagen den Namen jetzt laut fünfmal hintereinander auf) auf die Palme bringt. «Es ist enttäuschend, dass ihr, trotz den zur Verfügung gestellten Mitteln, das Vertrauen des Mutterlands nicht rechtfertigen konntet», warf der turkmenische Machthaber den aus Rio zurückgekehrten Athleten vor.

Das sportliche Vorbild (nicht im Reiten)

Berdimuhamedow fügte in einem im Staatsfernsehen übertragenen Gespräch mit dem Sportminister Kakabai Seidow an, dass dessen Position in Gefahr sei, sofern in nächster Zeit kein Fortschritt zu erkennen sei. 

Turkmenistan war in Rio mit neun Athleten in fünf Disziplinen vertreten. Als Beste erreichte Gulnabat Kadyrowa im Gewichtheben bis 69 kg Rang 5. Ironischerweise holte Daniyar Ismayilov, gebürtiger Turkmene, in derselben Kategorie bei den Männern Silber. Er startet aber unterdessen unter türkischer Flagge.

2016 Rio Olympics - Weightlifting - Final - Women's 69kg - Riocentro - Pavilion 2 - Rio de Janeiro, Brazil - 10/08/2016. Gulnabat Kadyrova (TKM) of Turkmenistan falls as she fails a lift. REUTERS ...
Wird Gurbanguly Berdimuhamedow nicht gefallen haben: Gulnabat Kadyrowa musste nach einem Versuch zu Boden. Bild: ATHIT PERAWONGMETHA/REUTERS

Gurbanguly Berdimuhamedow ist der sportliche Erfolg seiner Landsleute derart wichtig, weil er selbst einen äusserst sportlichen Staatsmann darstellt. Er zeigt sich gern beim Velofahren, im Kraftraum oder bei anderen sportlichen Aktivitäten. So auch beim Reiten, wo er es 2013 fertigbrachte, ein Rennen zu gewinnen, dann aber nach dem Überqueren der Ziellinie fürchterlich vom Pferd zu fallen.

Berdimuhamedow bleibt nach dem Sturz bewusstlos liegen, soll aber durch den Sieg 11 Millionen Dollar gewonnen haben.YouTube/Alpha Centavra

Ob die krampfhaften Bemühungen von Berdimuhamedow Früchte tragen, werden wir in vier Jahren in Tokio sehen. Vielleicht werden die Turkmenen da ja ähnlich viele Medaillen holen wie die argwöhnisch beobachteten Nachbarn Kasachstan und Usbekistan, welche in Rio 17 respektive 13 Mal Edelmetall gewonnen haben.

Berdimuhamedow beim Velofahren.YouTube/SlackMick

Das iranische Gegenbeispiel

Im Gegensatz zu den Turkmenen wurden die iranischen Rio-Fahrer gelobt. Ajatollah Chamenei, der Oberste Religionsführer, bedankte sich in einem offenen Schreiben ausdrücklich bei den «Helden». Die Iraner holten immerhin dreimal Gold, einmal Silber und viermal Bronze.

Ätsch, so sehen (Schweizer) Medaillengewinner aus!

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Alle Schweizer Medaillengewinner in Rio
GOLD: Nino Schurter (Mountainbike, Crosscountry).
quelle: ap/ap / patrick semansky
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4 Kommentare
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Luca Brasi
24.08.2016 17:36registriert November 2015
Vielen Dank für diesen spannenden Artikel und den Einblick in eine zentralasiatische Diktatur und deren Sportpolitik.
PS: Beim letzten Untertitel hat sich ein Fehler eingeschlichen. Iranisch, nicht irakisch.
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