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Fortnite: Richterin setzt Apple im Streit mit Epic Games Grenzen

epa08623374 A teenage girl plays the video game Fortnite, on an Apple iPhone X in Billerica, Massachusetts, USA, 24 August 2020. Epic Games Inc., the maker of the popular game Fortnite, is in a legal  ...
«Fortnite» lässt bei Epic Games und Apple die Kassen klingeln.Bild: keystone

Richterin setzt Apple im Streit mit Epic Games Grenzen

25.08.2020, 12:26
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Im Streit zwischen den Machern des Online-Spiels «Fortnite» und Apple hat eine Richterin in Kalifornien den iPhone-Konzern gebremst. Apple darf vorerst nicht die Grafik-Technologie Unreal Engine der Spiele-Firma Epic Games von seiner Entwickler-Plattform entfernen.

Das entschied die Richterin bereits am Montag (Ortszeit). Zugleich wies sie aber in ihrer Eil-Entscheidung den Antrag von Epic ab, den Rauswurf des Spiels «Fortnite» aus dem App Store rückgängig zu machen.

Bei dem Streit, den Epic auch gegen Google führt, geht es um die grundsätzliche Frage, wie Apps auf Smartphones vertrieben werden - und wie viel Geld vom Kaufpreis Plattformen wie der App Store von Apple oder der Google Play Store dabei einbehalten dürfen.

Epic wollte sich nicht mehr an die seit mehr als einem Jahrzehnt geltende Vorgabe halten, dass virtuelle Artikel in dem Spiel auf iPhones und iPads nur über das System der In-App-Käufe von Apple angeboten werden können, bei dem Apple 30 Prozent des Kaufpreises einbehält.

Nachdem der iPhone-Konzern Änderungen an den Geschäftsbedingungen ablehnte, bauten die Entwickler in der App die vertraglich verbotene Möglichkeit ein, die Artikel wahlweise auch günstiger direkt bei Epic zu kaufen. Dafür wurde eine versteckte Funktionalität in der Anwendung aktiviert, die Epic an den App-Prüfern des Konzerns vorbeigeschmuggelt hatte. Noch am selben Tag warf Apple «Fortnite» unter Verweis auf den Regelverstoss aus dem App Store.

Auch Microsoft und andere Game-Entwickler wären betroffen

Zudem sollte Epic Ende August den Zugang zu Apples Entwicklerprogramm verlieren. Das hätte unter anderem zur Folge, dass die Unreal Engine nicht mehr an neue Versionen von Apples iOS-Betriebssystem für iPhones und iPads angepasst werden könnte. Davon wären auch Apps anderer Anbieter wie unter anderem Microsoft betroffen, die auf die Unreal Engine zurückgreifen.

Die Richterin Yvonne Gonzalez Rogers schritt genau deswegen ein. Sie argumentierte, dass ein Rauswurf der Unreal Engine aus dem Entwicklerprogramm erheblichen Schaden für die Plattform und die gesamte Branche bedeuten würde. Zudem hilft der Spielefirma, dass die Unreal Engine bei der Schweizer Tochterfirma Epic International angesiedelt ist.

Die Richterin argumentierte, dass die Tochter im Gegensatz zu Epic Games nicht gegen ihre Vereinbarungen mit Apple verstossen habe. Im Fall von «Fortnite» entschied sie hingegen, dass Epic bewusst die Entscheidung getroffen habe, bei der App die Regeln zu verstossen und deswegen nicht geschützt werden müsse.

Die Richterin entschied zunächst über eine vorläufige einstweilige Verfügung, die Seiten sollen jetzt im September Argumente für das weitere Verfahren vorlegen.

App-Store-Modell unter Druck

Inzwischen haben sich mehrere prominente App-Entwicklerfirmen hinter Epic Games gestellt, da sie mit Apples App-Store-Bedingungen ebenfalls unzufrieden sind.

Schon seit einiger Zeit gibt es Kritik an der Höhe der Abgabe – und auch daran, dass die Entwickler bei In-App-Käufen keine alternativen Bezahlwege anbieten können. Der Musikdienst Spotify reichte deswegen gegen Apple Beschwerde bei den Wettbewerbshütern der EU-Kommission ein. Im Juni startete die EU zwei Kartellverfahren gegen Apple. Auch in den USA läuft eine Voruntersuchung gegen Apple. Der Verdacht: Apple nutze seine Marktmacht aus und verzerre so den Wettbewerb.

Apple verweist stets darauf, dass mit der Vorgabe, die In-App-Käufe über das System der Plattform abwickeln zu müssen, die Kunden vor Betrug geschützt würden. Zugleich ist es aber einigen Abo-Diensten wie etwa Netflix erlaubt, Verträge mit Nutzern auf ihren eigenen Websites abzuschliessen.

Epics Klage könnte weitreichende Folgen für App-Entwickler und iOS-Nutzer haben. Bis zu einer Entscheidung dürften allerdings Jahre verstreichen.

(oli/sda/awp/dpa)

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10 Kommentare
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JC Rappe
25.08.2020 16:51registriert Oktober 2018
Durch meine vielen Jahre im Telekommunikations-Support kann ich Apples Standpunkt sehr gut verstehen. Apple und Google stellen beide in ihren Stores sicher, dass betrügerische Apps kaum eine Chance haben. Einkäufe müssen klar deklariert und die Transaktion bestätigt werden. Lässt man die Apps nun direkt in-App eine Transaktion ausführen, geht jegliche Kontrolle verloren.

So intelligent wie ich den Durchschnittsuser kennengelernt habe, wäre das verheerend und viele User würden von Betrug zu Betrug rasseln. Siehe SMS-Abofallen oder Mehrwertdienste etc.
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Sapere Aude
25.08.2020 17:12registriert April 2015
Die 30% sind definitiv zu viel die Apple da einheimst. Mit der Gameindustrie habe ich da dennoch wenig Mitleid, mit ihren Loot Boxen und In App Käufen betreiben sie selbst massiv Abzocke.
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wuaatson
25.08.2020 13:53registriert August 2020
Wäre es möglich, hier einen Link zur Originalmeldung/ Gerichtsdokumenten zu setzten?
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