Grossbritannien hat gestern das Vermögen von sieben russischen Geschäftsleuten eingefroren. Darunter befindet sich auch Roman Abramowitsch, der Besitzer des Fussballklubs und amtierenden Champions-League-Siegers Chelsea FC. Das Vermögen des russischen Oligarchen wurde eingefroren, zudem wurde er mit einem Reiseverbot belegt.
Grossbritannien reagierte damit auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. «Es darf keine sicheren Häfen geben für die, die Putins bösartigen Angriff auf die Ukraine unterstützt haben», wurde der britische Premierminister Boris Johnson zitiert. Abramowitsch wird eine Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin nachgesagt, was er allerdings bestreitet.
Die Londoner dürfen den Spielbetrieb dank einer Sonderlizenz der britischen Regierung aufrechterhalten, es sind aber nur «fussballbezogene Aktivitäten» gestattet. Während Spieler, Trainer und alle anderen Angestellten weiterhin bezahlt werden dürfen, darf Abramowitsch mit Chelsea derzeit keinen Profit machen.
Das hat zur Folge, dass die «Blues» den Verkauf von Tagestickets und Fanartikeln einstellen mussten. Saisonkarteninhaber können weiterhin an die Spiele des Premier-League-Spitzenklubs gehen.
Auch Transfers, Leihgeschäfte und Vertragsverlängerungen sind für den Moment vom Tisch. Chelsea darf mit dem Verkauf von Spielern derzeit kein Geld einnehmen und auch keine neuen Verträge abschliessen. Dauern diese Einschränkungen bis im Sommer an, wären auch Verlängerungen der auslaufenden Verträge von Antonio Rüdiger, Andreas Christensen und César Azpilicueta unmöglich. Gleiches gilt für Ann-Katrin Berger, Maren Mjelde, Jonna Andersson, Ji So-yun und Drew Spence vom Frauen-Team.
Ferner werden auch Auswärtsreisen für den Klub zu einer Herausforderung. Die Sanktionen der Regierung sehen vor, dass Chelsea für Reise und Unterkunft bei Auswärtsspielen nur noch 20'000 Pfund (rund 24'000 Schweizer Franken) pro Partie ausgeben kann. Derzeit ist nicht klar, ob die «Blues» unter diesen Umständen nächste Woche die Auswärtsreise in der Champions League nach Lille antreten können.
Das ist noch unklar. Die britische Regierung hat angekündigt, die Sanktionen gegen Russland im Mai ein erstes Mal neu zu beurteilen.
Nicht vollständig. Roman Abramowitsch hat letzte Woche angekündigt, dass er Chelsea verkaufen möchte. Das ist nun aber deutlich komplizierter geworden. Ein Verkauf kann nur über die Bühne gehen, wenn ihn die britische Regierung bewilligt und Abramowitsch keinen Rappen daran verdient.
If Abramovich is serious about acting in the best interests of Chelsea, the only choice is to walk away ASAP & hand control over any sale to the UK Government. Launching a lengthy legal challenge would only serve his personal interests to the detriment of the club #CFC
— Liam Twomey (@liam_twomey) March 10, 2022
Ein Sprecher von Premierminister Boris Johnson sagt: «Die Regierung ist offen für einen Verkauf des Klubs. Im Moment würde das aber eine zusätzliche Bewilligung benötigen. Das wiederum bedeutet weitere Diskussionen mit dem Finanzministerium und anderen Departementen.»
Die Klubführung zeigt sich insofern dankbar, als dass sie den Spielbetrieb für den Moment aufrechterhalten kann. Gleichzeitig erklärt sie in einer Mitteilung, dass sie das Gespräch mit der Liga und der Regierung sucht, um die Speziallizenz so auszuweiten, dass ein «relativ normaler Spielbetrieb» gewährleistet ist.
Statement from Chelsea Football Club.
— Chelsea FC (@ChelseaFC) March 10, 2022
Wie der «Guardian» berichtet, sei bei den Spielern die Verunsicherung und Nervosität nach Bekanntgabe der Sanktionen gross gewesen. Es sei Chaos ausgebrochen, weil niemand gewusst habe, wie die unmittelbare Zukunft aussehe. Gestern Abend siegten die «Blues» 3:1 in Norwich.
Wenn die Sanktionen noch länger andauern, könnte Chelsea in arge finanzielle Schieflage geraten. Es wurde gar über eine mögliche Insolvenz spekuliert. Wenn ein Klub im englischen Fussball seine Schulden nicht mehr bezahlen kann, übernimmt eine unabhängige Administration die Führung, um die Probleme zu lösen. Sollte Chelsea das passieren, droht ein Punktabzug von bis zu neun Punkten.
Die finanziellen Probleme Chelseas werden noch verstärkt, weil gestern bekannt wurde, dass das britische Mobilfunkunternehmen «Three» die Partnerschaft mit dem amtierenden Champions-League-Sieger ausgesetzt hat.
Das bestätigte ein «Three»-Sprecher dem Onlineportal «The Athletic». Begründet wurde die Entscheidung mit der Verbindung zwischen Chelseas Eigentümer Abramowitsch und dem russischen Machthaber Putin.
In light of the government’s recently announced sanctions, we have requested Chelsea Football Club temporarily suspend our sponsorship of the club, including the removal of our brand from shirts and around the stadium until further notice. 1/2
— Three UK (@ThreeUK) March 10, 2022
Durch das Wegbrechen des Deals mit «Three» wird es für die «Blues» immer schwieriger, die laufenden Kosten, wie etwa Stadionbetrieb und Personalkosten, zu decken. «The Athletic» zufolge war angedacht, dass «Three» dem FC Chelsea bis 2023 jährlich 40 Millionen Pfund (fast 49 Millionen Franken) für das Sponsoring zahlt. Die Kosten für die Aufrechterhaltung des Betriebs im Klub belaufen sich aber auf 50 Millionen Pfund pro Monat.
Neben «Three» hat auch der Autohersteller «Hyundai» angekündigt, dass man die weitere Zusammenarbeit mit Chelsea derzeit überprüfe.
Ein grosser Teil der Chelsea-Fans ist verunsichert und enttäuscht über die Sanktionen, die den Klub betreffen. Beim Auswärtsspiel in Norwich gestern gab es vor dem Anpfiff und während einer Applausminute für die Ukraine «Roman Abramowitsch»-Gesänge von mitgereisten Fans der «Blues».
Chelseas Trainer Thomas Tuchel verurteilte die Aktion der Fans nach dem Spiel sofort: «Das ist nicht der Moment für andere Botschaften. Es ist der Moment, um Respekt zu zeigen. Wir machen das für die Ukraine, da gibt es keine zweite Meinung. Wir sollten als Klub zusammenstehen.»
Auf die Sanktionen angesprochen sagte der Deutsche: «So lange wir genügend Trikots und einen Bus haben, werden wir die Spiele bestreiten. Natürlich ist es eine grosse Ablenkung, wir wissen noch nicht, wie gross die Auswirkungen sein werden. Aber ich als Trainer oder die Spieler können die Lage auch nicht beeinflussen.»
Mit Material der Nachrichtenagentur keystone-sda.