Der wegen seiner ominösen Treffen mit Fifa-Boss Gianni Infantino angeschlagene Bundesanwalt Michael Lauber bringt sich in Stellung in seinem Kampf gegen die Abwahl. Im «Tages-Anzeiger» lancierte Lauber gestern seinen Gegenangriff auf Bundesstrafrichter Giorgio Bomio. Dieser war es, der Mitte Juni als Präsident eines Dreiergerichts entschied, dass Lauber in den Fifa-Verfahren der Bundesanwaltschaft (BA) wegen seinen nicht protokollierten Treffen mit Infantino seit 2016 befangen ist. Ein schwerer Rückschlag für Lauber, aber auch den Gang der Fifa-Verfahren.
Jetzt schiesst Lauber zurück. Richter Bomio, Mitglied der SP, Präsident der Beschwerdekammer des Bundesstrafgerichts, sei selbst befangen, so Lauber. Weil sich Bomio vor seinem Urteilsspruch unangemessen geäussert habe. Der Kronzeuge des Bundesanwalts ist dabei kein Geringerer als SP-Ständerat Claude Janiak (BL), Präsident der Geschäftsprüfungsdelegation des Bundesparlaments (GPDel).
Laut «Tages-Anzeiger» schrieb Janiak eine E-Mail an Lauber, in der er Aussagen wiedergab, die Richter Bomio ihm gegenüber am Rande des SP-Fraktionsausflugs vom 12. Juni gemacht habe. Bomio, so berichtete Janiak dem Bundesanwalt, habe ihm «zu verstehen gegeben», dass die Zustände in der Bundesanwaltschaft «unhaltbar» seien. Der Bundesanwalt sei «nicht wiederwählbar».
Ein Sprecher von Lauber bestätigt: Die Bundesanwaltschaft habe bei der Berufungskammer in Bellinzona «ein Ausstandsgesuch gegen den Präsidenten der Beschwerdekammer in Form eines Revisionsgesuchs eingereicht». Janiak wollte die Frage nicht beantworten, ob er Bomio auf die angeblich Unangemessenheit seiner Aussagen hingewiesen habe. «Ich habe nicht die Absicht, dem Bericht des Tages-Anzeigers etwas beizufügen», teilt er mit.
Die Aktion kommt im Bundeshaus nicht gut an. Ob es korrekt sei, wenn ein Ständerat einen Bundesrichter auf einem Fraktionsausflug «aushorche» und dies dann brühwarm dem Bundesanwalt weiterleite, fragt rhetorisch etwa BDP-Nationalrat Lorenz Hess, Mitglied der Gerichtskommission.
Nun taucht in dieser Geschichte noch ein weiterer bemerkenswerter Akteur auf. Gestern berichtete der «Tages-Anzeiger» auch, dass Lauber den Zürcher Star-Verteidiger Lorenz Erni angeheuert habe. Die Sache wird damit noch einmal eine Stufe abenteuerlicher: Denn Erni vertritt auch den ehemaligen Fifa-Boss Sepp Blatter, gegen den Laubers Behörde seit Jahren ermittelt. 2015 hatte die Bundesanwaltschaft ein Verfahren wegen des Verdachts auf ungetreue Geschäftsbesorgung und eventuell Veruntreuung eröffnet.
Erni reagierte bis Redaktionsschluss dieses Artikels nicht auf eine Mail-Anfrage. Die Bundesanwaltschaft beantwortete die Frage nicht, ob Ernis Mehrfachvertretung zulässig sei. Sie sagt auch nicht, ob Lauber den Anwalt selbst bezahlt.
Ein langjähriger Strafrichter sagt aber, Erni könne nicht gleichzeitig beide vertreten: «Das geht nicht.» Lauber sei in der Fifa-Sache zwar im Ausstand, aber er sei immer noch Chef der Bundesanwaltschaft, die gegen Blatter ermittelt. Der Zürcher Strafverteidiger Bruno Steiner sagt auf Anfrage: «Jetzt kann sich Lauber also in aller Ruhe mit Blatters Anwalt unterhalten.»
Lauber und Erni gelten seit langem als Vertraute. So soll Erni einer jener Anwälte sein, die direkten Zugang zum Bundesanwalt haben. Das sorgte innerhalb der Bundesanwaltschaft für Stirnrunzeln, da Erni auch Klienten vertritt, die im Visier der BA stehen. Erni vertrat auch Leute wie den russischen Oligarchen Viktor Vekselberg. Er verhalf einst dem Privatbankier Oskar Holenweger zum Freispruch vor Bundesstrafgericht – einer der drei urteilenden Richter war damals Daniel Kipfer. Derzeit vertritt Erni auch den ehemaligen Raiffeisen-Chef Pierin Vinzenz.
Im September soll das Parlament entscheiden, ob es Lauber wiederwählt.
"So soll Erni einer jener Anwälte sein, die direkten Zugang zum Bundesanwalt haben."
Erni vertrat Viktor Vekselberg, Oskar Holenweger, Sepp Blatter und Pierin Vinzenz.
Alles Personen, welche nicht gerade hochanständig, extrem ehrlich und mit hohen moralischen und ethischen Werten geglänzt haben...
Herr Lauber, es reicht endgültig! Das stinkt zum Himmel!