Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigte am Dienstag in einer Fernsehansprache an, sein Land baue in Zukunft wieder neue Atomkraftwerke. Dies, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Frankreich setzt im internationalen Vergleich traditionell stark auf die Atomenergie und ist hinter den USA und China der drittgrösste Atomenergieproduzent.
Andere Länder gehen den umgekehrten Weg. Die Schweiz stimmte 2017 für die «Energiestrategie 2050». Das hat zur Folge, dass hierzulande der Bau von neuen Kernkraftwerken verboten wurde.
Weltweit stehen aktuell (Stand Oktober 2021) 441 Kernkraftwerke in 32 Ländern in Betrieb. Diese Anlagen produzieren rund 10 Prozent des weltweiten Stroms. Der grösste Produzent sind aktuell die USA. Mit 789'919 Gigawattstunden im Jahr 2020 produzierten die Nordamerikaner mehr als doppelt so viel Atomstrom wie China (344'748 GWh), das Frankreich als zweitgrössten Produzenten überholt hat (338'671 GWh). Die vier Schweizer Reaktoren produzierten in derselben Zeitspanne 21'537 GWh.
Wie unterschiedlich die Strategie verschiedener Länder im Umgang mit der Atomkraft ist, zeigt unsere Übersicht.
Von den 32 Ländern mit mindestens einem Kernkraftwerk in Betrieb hegen fünf konkrete Pläne, aus der Atomenergie auszusteigen. Dazu gehören die Schweiz, Deutschland, Belgien, Südkorea und Spanien. In Schweden und Japan herrscht seit Jahren ein Seilziehen zwischen Befürwortern und Gegnern. In Irland, Österreich, Italien und Dänemark haben sich die Gegner schon länger durchgesetzt.
China befindet sich in einer Energiekrise. Versorgungsengpässe mit Kohle haben dazu geführt, dass über 40 Prozent der chinesischen Industrie von der Stromknappheit betroffen waren. Das soll in Zukunft nicht mehr so sein. Die vielen Kohlekraftwerke belasten die Umweltbilanz des Landes. China baut deshalb wie kein anderes Land Kernkraftwerke. Aktuell befinden sich 18 Anlagen im Bau – geplant sind aber viele mehr.
Ob sämtliche sich im Bau befindenden Anlagen jemals ans Netz gehen, ist indes unklar. So verhinderte eine Volksabstimmung mit hauchdünner Mehrheit (50,47 Prozent) 1978, dass das bereits fertiggestellte Kernkraftwerk Zwentendorf in Österreich den Betrieb aufnehmen konnte. Später führte Österreich ein Atomsperrgesetz ein. 1999 wurde es sogar in die Verfassung aufgenommen.
In noch fernerer Zukunft liegen geplante Kernkraftwerke. Weil der politische Wind je nach Regierungsbesetzung dreht, die Umsetzung der enormen Projekte aber Planungssicherheit bedarf, ist anzunehmen, dass in Ländern wie China und Russland die Realisierungsquote höher liegt als in westlichen Demokratien.
Auch bei den geplanten AKWs liegt China mit Abstand vorn. Laut einem Bericht von Bloomberg lässt sich China sein ziviles Nuklearprogramm in den nächsten 15 Jahren 440 Milliarden Dollar kosten. Damit sollen in derselben Zeitspanne über 150 neue Reaktoren gebaut werden. Das sind mehr Atomkraftwerke, als der Rest der Welt in den letzten 35 Jahren gebaut hat. Bereits 2025 will China so die USA als weltgrössten Atomenergiehersteller ablösen.