International
Energie

Länder, die auch in Zukunft auf Atomenergie setzen

Länder, die auch in Zukunft auf Atomenergie setzen

10.11.2021, 18:16
Mehr «International»

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron kündigte am Dienstag in einer Fernsehansprache an, sein Land baue in Zukunft wieder neue Atomkraftwerke. Dies, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Frankreich setzt im internationalen Vergleich traditionell stark auf die Atomenergie und ist hinter den USA und China der drittgrösste Atomenergieproduzent.

Andere Länder gehen den umgekehrten Weg. Die Schweiz stimmte 2017 für die «Energiestrategie 2050». Das hat zur Folge, dass hierzulande der Bau von neuen Kernkraftwerken verboten wurde.

Weltweit stehen aktuell (Stand Oktober 2021) 441 Kernkraftwerke in 32 Ländern in Betrieb. Diese Anlagen produzieren rund 10 Prozent des weltweiten Stroms. Der grösste Produzent sind aktuell die USA. Mit 789'919 Gigawattstunden im Jahr 2020 produzierten die Nordamerikaner mehr als doppelt so viel Atomstrom wie China (344'748 GWh), das Frankreich als zweitgrössten Produzenten überholt hat (338'671 GWh). Die vier Schweizer Reaktoren produzierten in derselben Zeitspanne 21'537 GWh.

Wie unterschiedlich die Strategie verschiedener Länder im Umgang mit der Atomkraft ist, zeigt unsere Übersicht.

Länder mit Atomausstiegsstrategie

Von den 32 Ländern mit mindestens einem Kernkraftwerk in Betrieb hegen fünf konkrete Pläne, aus der Atomenergie auszusteigen. Dazu gehören die Schweiz, Deutschland, Belgien, Südkorea und Spanien. In Schweden und Japan herrscht seit Jahren ein Seilziehen zwischen Befürwortern und Gegnern. In Irland, Österreich, Italien und Dänemark haben sich die Gegner schon länger durchgesetzt.

Magenta eingefärbt sind Länder mit zivilen Kernkraftwerkanlagen. Die Länder mit konkreten Ausstiegsplänen sind blau eingefärbt.quelle: world nuclear association

Länder, in denen sich aktuell Kernkraftwerke im Bau befinden

China befindet sich in einer Energiekrise. Versorgungsengpässe mit Kohle haben dazu geführt, dass über 40 Prozent der chinesischen Industrie von der Stromknappheit betroffen waren. Das soll in Zukunft nicht mehr so sein. Die vielen Kohlekraftwerke belasten die Umweltbilanz des Landes. China baut deshalb wie kein anderes Land Kernkraftwerke. Aktuell befinden sich 18 Anlagen im Bau – geplant sind aber viele mehr.

China ist mit 18 sich im Bau befindenden Anlagen weltweiter Spitzenreiter vor Indien (7).quelle: world nuclear association

Ob sämtliche sich im Bau befindenden Anlagen jemals ans Netz gehen, ist indes unklar. So verhinderte eine Volksabstimmung mit hauchdünner Mehrheit (50,47 Prozent) 1978, dass das bereits fertiggestellte Kernkraftwerk Zwentendorf in Österreich den Betrieb aufnehmen konnte. Später führte Österreich ein Atomsperrgesetz ein. 1999 wurde es sogar in die Verfassung aufgenommen.

Geplante Kernkraftwerke

In noch fernerer Zukunft liegen geplante Kernkraftwerke. Weil der politische Wind je nach Regierungsbesetzung dreht, die Umsetzung der enormen Projekte aber Planungssicherheit bedarf, ist anzunehmen, dass in Ländern wie China und Russland die Realisierungsquote höher liegt als in westlichen Demokratien.

Auch bei den geplanten AKWs liegt China mit Abstand vorn. Laut einem Bericht von Bloomberg lässt sich China sein ziviles Nuklearprogramm in den nächsten 15 Jahren 440 Milliarden Dollar kosten. Damit sollen in derselben Zeitspanne über 150 neue Reaktoren gebaut werden. Das sind mehr Atomkraftwerke, als der Rest der Welt in den letzten 35 Jahren gebaut hat. Bereits 2025 will China so die USA als weltgrössten Atomenergiehersteller ablösen.

Die herzigste Solaranlage der Welt steht in China

Video: srf/Roberto Krone
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
«House of Gucci» Premiere in London
1 / 12
«House of Gucci» Premiere in London
bild: getty images
quelle: gettyimages
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Wir gingen Pilze sammeln – und erlebten eine böse Überraschung nach der anderen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
43 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
SBRUN
10.11.2021 18:51registriert September 2019
"Auch bei den geplanten AKWs liegt China mit Abstand vorn", Ich kann nur immer wiederholen, der beste Klimaschutz wäre, wieder seine Gebrauchsgüter selber zu produzieren und nicht nach China zu geben, die Gegenstände auf doppelte und dreifache Lebensdauer auszulegen und ja, sie wären teurer. Wir können das Atmen reduzieren, um CO2 zu sparen, wenn China weiter nur seine Vormachtstellung im Fokus hat, ist alles für die Katz.
2914
Melden
Zum Kommentar
43
Untersuchung entlastet UNRWA: Verändert sich so alles? Ein Überblick
Das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA sei von Hamas-Terroristen infiltriert, behauptete Israel im Januar. Viele Staaten, auch die Schweiz, setzten ihre Hilfszahlungen daraufhin aus. Nun hat eine unabhängige Untersuchung keine Belege für Israels Anschuldigungen finden können. Was bedeutet dieses Resultat? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Anfang Jahr forderte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, dass die Vereinten Nationen (UN) das Mandat des Palästinenserhilfswerks UNRWA beendet. Gemäss Israel sei die Organisation von Hamas-Terroristen unterwandert. Ihr Geheimdienst habe Belege, die beweisen würden, dass zwölf UNRWA-Mitarbeitenden sich aktiv am terroristischen Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023 beteiligt zu haben.

Zur Story