Die Band aus New York liess vieles vermuten. Aber für die Mehrheit des Publikums war sie noch einunbeschriebenes Blatt. Doch Überraschungen sind in Muri nicht unerwünscht, wie ein regelmässigerBesucher bestätigte: «Solange der Funken überspringt ist alles gut.» Umso mehr hörte das Publikum ganz genau hin, als der Auftritt begann. Die international zusammengesetzte Gruppe konnte vonAnfang an überzeugen. Die verschiedenen Kulturen der Künstler spiegelten sich in ihren Stücken wieder.
Die Musik besitzt aufbrausende südamerikanische Rhythmen. Der Gesang, der sein Ursprung in der ungarischen Volksmusik wiederfindet, weckt Emotionen. So entstand etwas ganz Besonderes,das auf angenehme Art überraschte. Aber der Jazz ist nicht nur abwechslungsreich, sondern auch einfach gut gemacht. Die Band stellte ihr Können unter Beweis, indem sie jeden Takt und jede eingeflochtene Stilrichtung fliessend wechselte.
Plötzlich rückte die Musik in den Hintergrund und Boncz begann seine Gedichte in einer Art und Weise vorzutragen, dass es einen richtig packte. Alle lauschten gespannt, während er seiner fiktiven Liebe seine Probleme gestand. Seine Mimik passte zu jedem einzelnen gesprochenen Wort. Es war unglaublich, wie sich die sieben Kollegen abwechselnd Platz für Solos liessen, um dann wieder gemeinsam den perfekten Einstieg in die nächste Phase des Liedes zu finden. Was dazu führte, dass die Jazzfanatiker in jeder einzelnen Pause applaudierten, bis das nächste Stück begann.
Die Diashow rechts von der Bühne zeigte eindrückliche Aufnahmen des Fotografen André Kertész. Nicht selten fiel der Blick des Publikums auf die schwarz-weissen Fotos, die immer wiederungewohnte Motive zeigten. Die Bilder haben für die Sängerin eine besondere Bedeutung. Nicht zuletzt weil sie und der Fotograf Leben führten, die durchaus Parallelen aufweisen.
Wie Kertész stammt auch sie aus Ungarn und lebte später in New York. Von beiden Orten schoss der Mann Fotos aus dem trostlosen Alltag, der Pankovits durchaus vertraut sein dürfte. Die Bilder passen genau zu der Nachricht, die die Künstlerin vermitteln will. Angefangen hat das ganze damit, als sie mit ihren Freunden angefangen hat ungarische Musik zu analysieren.
Ihnen fiel auf, dass die Songtexte oft traurig sind, aber vor allem Gefühlslagen genau auf den Punkt bringen. Diese Eigenschaft kann man nun auch bei ihren Liedern erkennen. So entstand der passende Name «Traurig aber wahr». Mit ihren Texten will Pankovits auf verschiedene politische und gesellschaftliche Probleme aufmerksam machen. Rassismus und die ewige Waffenproblematik in den USA sind zwei Beispiele von vielen.
Nach dem Konzert zeigten sich die Bandmitglieder sehr zufrieden. Ebenso die Zuschauer. Auf die Frage, wie sie den Auftritt kurz zusammenfassen würden, antwortete jeder anders. Doch die Aussage «Kann man in keine Schublade tun», trifft wahrscheinlich am besten zu. Bei dem befragten Mann ist der Funken auf jeden Fall übergesprungen. Mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht und der neuen CD in der Hand verlässt er das Pflegidach.