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Cadieux folgt auf Fischer als Natitrainer – das sagt Eismeister Zaugg

Jan Cadieux, left, assistant coach of Switzerland national ice hockey team, talks to Switzerland's forward Tyler Moy, right, during a Switzerland team training session at the IIHF 2025 World Cham ...
Jan Cadieux an der WM 2025 als Assistent.Bild: keystone
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Der «Anti-Fischer» Cadieux ist die einzig mögliche – und deshalb richtige – Lösung

Patrick Fischer (50) geht nach zehn Jahren als Schweizer Nationaltrainer. Jan Cadieux (45) wird nach der Heim-WM 2026 sein Nachfolger. Gegensätzlichere Trainerpersönlichkeiten sind nicht denkbar. Gerade deshalb ist es die einzig mögliche Lösung.
03.12.2025, 11:0103.12.2025, 12:35

Es gibt keinen «nächsten Patrick Fischer». Der Versuch, eine ähnliche Trainerpersönlichkeit zu finden, wäre schon im Ansatz gescheitert. Erstens, weil es keinen zweiten Patrick Fischer gibt. Zweitens, weil niemand die Kopie des erfolgreichsten und charismatischsten Nationaltrainers unserer Geschichte ernst genommen hätte.

Fischer ist eine Ausnahmegestalt. «Charismatisch» – ein Begriff, der oft inflationär verwendet wird – meint eine Ausstrahlung, die andere Menschen auf natürliche Weise beeindruckt, fasziniert, berührt und mitreisst.

Charisma hat nichts mit Lautstärke oder Dominanz zu tun. Viele charismatische Persönlichkeiten – und Patrick Fischer zählt dazu – sind leise und ruhig. Doch sie füllen Räume wie von selbst. Auch Ralph Krueger, Nationaltrainer-Rekordhalter mit zwölf Jahren im Amt, war charismatisch. Allerdings nüchterner, berechenbarer und er baute das Fundament, das die Basis für drei WM-Finals werden sollte. Fischer als ein intuitiver, instinktiver, emotionaler Visionär war sein perfekter Nachfolger.

Patrick Fischer, Cheftrainer der Schweizer Eishockey Nationalmannschaft, rechts, verkuendet seinen Ruecktritt nach der WM 2026 mit seinem Nachfolger Jan Cadieux, , links, an der Medienkonferenz der Sw ...
Der neue und der alte Nationaltrainer: Patrick Fischer (rechts) übergibt an Jan Cadieux.Bild: keystone

Ein ganz anderer Typ

Und nun kommt mit Jan Cadieux sozusagen der «Anti-Fischer». Die grossen Auftritte meidet er. Medienkonferenzen dürften für ihn ungefähr den Reiz eines Zahnarzttermins haben. Fischer war ein begnadeter Verkäufer seiner Ideen, seiner Visionen – und seiner selbst. Er hat eine ganze Spielergeneration inspiriert und ihr das Selbstvertrauen vermittelt, das uns dreimal bis in den WM-Final gebracht hat.

Cadieux hingegen steht für eine andere Art von Führung. Eine Integrationsfigur, die Menschen um sich zu scharen vermag. Doch er tut es stiller, systematischer. Er denkt in Prozessen, arbeitet mit noch grösserer taktischer Präzision, verfügt über ein feines Gespür für Spieler und Situationen. Mit dieser Kombination aus Struktur und Intuition gibt er dem Team Stabilität. Ein Trainer, der zuerst beobachtet, analysiert und versteht, bevor er entscheidet.

Jan Cadieux
Geboren am 17. März 1980 – Sohn der Spieler- und Trainerlegende Paul-André Cadieux – Kanadisch-schweizerischer Doppelbürger.

Karriere als Spieler: Als Junior bei Gottéron (bis 1995) und auf höchster nordamerikanischer Junioren-Stufe (bis 2000). Als Profi bei Lugano (bis 2003), Servette (bis 2011) und Gottéron (2013).

Karriere als Trainer: Nachwuchs bei Gottéron (bis 2017), Cheftrainer Ticino Rockets (bis 2019), Assistent bei Servette (bis 10. November 2021), Cheftrainer bei Servette (bis 28. Dezember 2024). Seither U20-Nationaltrainer und 2025 bei der WM Assistent von Patrick Fischer.

Erfolge als Spieler: Nordamerikanischer Junioren-Meister (Memorial Cup 2000). – Meister mit Lugano. – Als Trainer: Meister (2023) und Sieger Champions League (2024) mit Servette.

In einer Eishockeywelt, die oft im Takt des Adrenalins pulsiert, kann diese ruhige, unaufgeregte, analytische Art von unschätzbarem Wert sein. Sie schafft Vertrauen, glättet emotionale Ausschläge und erlaubt den Spielern, sich auf ihre Leistung zu konzentrieren. Seine eher introvertierte Art wird ihm auch helfen, Kritik von aussen zu ignorieren, die kein Nachfolger eines so erfolgreichen Vorgängers vermeiden kann – es sei denn, er werde Weltmeister.

Fachlich über jeden Zweifel erhaben

Mit Servette hat Jan Cadieux historisches vollbracht: den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte und die Champions League gewonnen. Auch fachlich ist er über jeden Zweifel erhaben, und er geniesst den Respekt aller. Auch der NHL-Stars.

Seine Berufung an die nationale Bande ist auch politisch klug. Das einst von Raëto Raffainer initiierte Projekt «Swissness» ist ein durchschlagend erfolgreiches und hat mehr zur Entwicklung und zum Selbstvertrauen unseres Hockeys beigetragen, als alle ausländischen Taktiklehrer zusammengezählt.

Le coach Jan Cadieux brandit le troph
2023 führte Cadieux Servette zum Meistertitel.Bild: keystone

Und was bei einem Sportverband nicht unterschätzt werden sollte, der zwischen Romandie und Deutschschweiz balanciert: Jan Cadieux spricht – wie Fischer – alle drei Landessprachen und ist ein Vertreter der frankophonen Hockeykultur, die nun erstmals seit Gaston Pelletier (1969 bis 1972 im Amt) den Nationaltrainer stellt.

Und irgendwann Paterlini?

Hätte es eine bessere Lösung gegeben? Nein. Thierry Paterlini (50) hat zweifellos das Format zum Nationaltrainer. Aber es wäre politisch unverantwortlich gewesen, einem Klub einen Trainer auszuspannen, der bei der Entwicklung des Teams und der ganzen Organisation eine zentrale Rolle spielt. Wenn die Hockeygötter gnädig sind, wird Paterlini dereinst der perfekte Nachfolger von Cadieux sein. Aber vorher hat er in Langnau eine Mission zu erfüllen.

PS: Der Chronist ist beruhigt. Seine Gewährsleute hatten recht: Patrick Fischer ist zurückgetreten und Jan Cadieux sein Nachfolger geworden.

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Die beliebtesten Kommentare
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vicious circle
03.12.2025 12:26registriert November 2019
Alle drei Landessprachen? Wir haben immer noch vier!
Chars salüds;)
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Zum Kommentar
29
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