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Roman Abramowitsch verkauft den FC Chelsea und überrascht alle mit Erlös

Roman Abramowitsch will angeblich die ukrainischen Kriegsopfer unterstützen.
Roman Abramowitsch will angeblich die ukrainischen Kriegsopfer unterstützen. bild: imago

Abramowitsch bestätigt Chelsea-Verkauf – Erlös soll an Kriegsopfer in der Ukraine gehen

Roman Abramowitsch hat in einem Statement angekündigt, den FC Chelsea definitiv zu verkaufen. Mit dem Erlös will der 55-jährige Oligarch die Opfer des russischen Kriegs in der Ukraine unterstützen.
03.03.2022, 10:3009.03.2022, 15:16
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Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch hat nun auch ganz offiziell den Verkauf des Klubs angekündigt. Am Mittwochabend teilte der Besitzer der «Blues» in einem Statement mit, dass er sich dazu entschieden habe, den Klub nach fast 19 Jahren abzugeben. Grund dafür ist der Krieg Russlands in der Ukraine. Der 55-jährige Russe soll auch von den Sanktionen gegen sein Heimatland betroffen sein.

«Der Verkauf des Klubs erfolgt nicht übereilig, sondern wird gemäss dem üblichen Prozedere geschehen», erklärte Abramowitsch und fügte an: «Ich werde keine Rückzahlung von Krediten verlangen.» Das heisst konkret, dass Chelsea auf einen Schlag einen Schuldenberg von 1,5 Milliarden Pfund losgeworden ist. So viel hatte Abramowitsch dem Klub in 19 Jahren geliehen. «Chelsea war für mich nie ein Geschäft, das sich über das Geld definierte, sondern eines, das einzig auf meiner Leidenschaft für das Spiel und den Klub fusste», begründete Abramowitsch seinen Entscheid.

Abramowitsch 2021 mit dem Champions-League-Pokal.
Abramowitsch 2021 mit dem Champions-League-Pokal.bild: imago-images.de

Zudem habe er sein Team beauftragt, eine gemeinnützige Stiftung zu gründen, in die der gesamte Reinerlös aus dem Verkauf fliessen werde, erklärte der Noch-Chelsea-Boss weiter. «Die Stiftung wird allen Opfern des Krieges in der Ukraine zugutekommen. Dazu gehört die Bereitstellung wichtiger Mittel für die dringenden und unmittelbaren Bedürfnisse der Opfer sowie die Unterstützung der langfristigen Wiederaufbauarbeit», fügte Abramowitsch hinzu.

Dass er dabei das Wort «Krieg» offen in den Mund nahm, damit überraschte der russische Oligarch, der in der zerfallenden Sowjetunion der 1990er-Jahre mit Rohstoffgeschäften ein riesiges Vermögen erwirtschaftet hatte, viele. Schliesslich galt und gilt Abramowitsch, der neben der russischen auch die israelische und die portugiesische Staatsbürgerschaft besitzt, noch immer als enger Vertrauter von Russlands Präsident Wladimir Putin.

2005: Russland-Präsident Putin trifft sich mit Roman Abramowitsch, der damals Gouverneur der russischen Region Tschukotka war.
2005: Russland-Präsident Putin trifft sich mit Roman Abramowitsch, der damals Gouverneur der russischen Region Tschukotka war.bild: imago-images.de

2012 attestierte ihm ein britischer High-Court-Richter «sehr gute Beziehungen» zu Putin, er verfüge über einen «privilegierten Zugang». 2016 gab es Berichte über ein angebliches Geschenk, das Abramowitsch dem russischen Präsidenten gemacht habe: eine Yacht im Wert von 33,5 Millionen Dollar. Die Anwälte des Oligarchen taten dies allerdings als «Spekulation» ab. Im Dezember 2021 wehrte er sich gerichtlich erfolgreich gegen Unterstellungen, er habe Chelsea nur auf Anweisung von Putin gekauft.

Im Russland-Ukraine-Konflikt mischt Abramowitsch nun gar offen in der Politik mit. Sein Sprecher bestätigte zuletzt der Nachrichtenagentur PA, dass Abramowitsch von ukrainischer Seite um Unterstützung bei Friedensgesprächen mit Russland gebeten wurde und sich an diesen beteilige. Der ukrainische Filmproduzent Alexander Rodnyansky sagte laut RTE, Abramowitsch sei der einzige auf russischer Seite gewesen, der auf die Bitte der Ukraine zu helfen reagiert habe. Der russisch-jüdische Milliardär habe versucht, «Unterstützung für eine friedliche Lösung zu mobilisieren». Was Abramowitsch genau tut und für welche Seite er auftritt, ist jedoch nicht bekannt.

Bekannt ist dagegen, dass sich Abramowitschs Tochter Sofia auf Instagram offen gegen Putin gestellt hat. In einer Story teilte die 26-Jährige ein Foto von einem Schild mit der Aufschrift: «Russland will einen Krieg mit der Ukraine». Wobei das Wort «Russland» durchgestrichen und mit «Putin» ersetzt wurde. «Die grösste Lüge der Kreml-Propaganda ist, dass die meisten Russen hinter Putin stehen», schrieb sie dazu.

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bild: instagram/sofiaabramowich97

Noch einmal an die Stamford Bridge?

Aber zurück zum Fussball: Bereits vor wenigen Tagen hatte Abramowitsch bekannt gegeben, Chelsea den Treuhändern der wohltätigen Stiftung des Klubs zu überlassen. Nun wird also die endgültige Trennung folgen. «Bitte seid euch sicher, dass dies eine unfassbar schwere Entscheidung ist und es mich schmerzt, den Klub auf diese Weise zu verlassen», schrieb er in Richtung der Fans des Vereins. «Ich hoffe, dass ich in der Lage sein werde, die Stamford Bridge ein letztes Mal zu besuchen und mich von euch allen persönlich zu verabschieden.»

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Roman Abramowitsch mit seiner Tochter Sofia auf der Tribüne der Stamford Bridge.Bild: EPA/EPA

Unter Abramowitsch feierte Chelsea unter anderem fünf Meistertitel, zwei Champions-League-Titel, fünf Cup-Erfolge und zwei Europa-League-Siege. Ein möglicher Käufer könnte der Schweizer Milliardär Hansjörg Wyss sein. Im Interview mit dem «Blick» hatte der 86-Jährige Interesse an den «Blues» gezeigt, sich aufgrund einer möglichen Entschädigung an Abramowitsch jedoch eher defensiv geäussert. Diese Hürde ist nun aber weg, sodass ein Kauf wahrscheinlicher werden könnte. (pre)

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30 Kommentare
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Opossum2
03.03.2022 11:14registriert Januar 2022
Respekt. Gemessen daran, dass er in einer sehr exponierten Position ist, lehnt er sich sehr weit zum Fenster raus. Er hätte ganz sicher einen bequemeren und für ihn sichereren Weg wählen können.
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User03
03.03.2022 09:33registriert April 2017
Das ist.. irgendwie ziemlich grosszügig.

Das würde Jeff Bezos z.B. nie in den Sinn kommen.
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R10
03.03.2022 13:20registriert Juli 2016
Okay, ich muss sagen, Abramowitsch war mir aus den verschiedensten Gründen immer ein Dorn im Auge, aber diese Aktion verdient Respekt. Das müsste er nicht machen und tut es trotzdem.
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