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Macbooks: Apple startet Tastatur-Reparaturprogramm

Macbook Pro, 2016, 13 Zoll
Beim neuen Tastatur-Modell ist auf der Option-Taste das Symbol «⌥ » vorhanden. Siehe unten.Bild: watson
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Tastatur-Fail bei Macbooks – ist Apples Schlankheitswahn Schuld?

Alle Macbooks mit «Butterfly»-Tastatur sind fehleranfällig. Nun hat der Hersteller ein weltweites Reparatur-Programm lanciert. Reicht das?
25.06.2018, 09:3925.06.2018, 10:07
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Was ist das Problem?

Bei ab 2015 verkauften Macbooks treten Hardware-Probleme in Zusammenhang mit der Tastatur auf. Potenziell betroffen sind alle Geräte mit sogenanntem «Butterfly»-Mechanismus.

Selbst kleinste Verunreinigungen – wie ein Staubkorn – können offenbar die normale Tastenfunktion beeinträchtigen.

Ist das neu?

Berichte über gravierende Tastatur-Probleme gab es seit Jahren, doch jetzt erst hat sie Apple offiziell bestätigt.

Der Hersteller hat ein Reparatur-Programm gestartet, um betroffene Tastaturen kostenlos zu ersetzen (siehe unten).

In den USA wurden dieses Jahr Sammelklagen lanciert. Und der Musiker Jonathan Mann widmete dem Problem einen eigenen Song: «Ich drücke die Leertaste und nichts passiert».

Wie erkennt man, ob ein Macbook betroffen ist?

Es gibt verschiedene Symptome:

  • Buchstaben oder Zeichen werden unerwartet wiederholt, wenn die entsprechenden Tasten gedrückt werden.
  • Buchstaben oder Zeichen werden nicht angezeigt, wenn man die entsprechenden Tasten gedrückt hat. Man drückt zum Beispiel die Leertaste und nichts passiert.
  • Eine oder mehrere Tasten weisen einen zu hohen Druckwiderstand auf, hängen nach dem Anschlagen – das heisst sie fühlen sich «klebrig» an – oder reagieren uneinheitlich.

Besonders fies: Die Tastenprobleme treten «in vielen Fällen wiederkehrend aber nicht durchgängig» auf, wie «Mac & i» bereits Ende Oktober 2017 berichtete. Wie will man im Apple Store oder beim Händler belegen, dass das Gerät einen Hardwarefehler hat, wenn sich dieser nicht reproduzieren lässt?

Welche Macbook-Modelle sind betroffen?

Alle mit sogenannter «Schmetterlingstastatur», das ist das neue, flachere Keyboard, das seit Anfang 2015 verbaut wird und durch einen direkteren Tastenanschlag zu erkennen ist.

  • MacBook (Retina, 12 Zoll, 2015)
  • MacBook (Retina, 12­ ", 2016)
  • MacBook (Retina, 12 ", 2017)
  • MacBook Pro (13­ ", 2016, 2 Thunderbolt 3 Anschlüsse)
  • MacBook Pro (13 ", 2017, 2 Thunderbolt 3 Anschlüsse)
  • MacBook Pro (13 ", 2016, 4 Thunderbolt 3 Anschlüsse)
  • MacBook Pro (13 ", 2017, 4 Thunderbolt 3 Anschlüsse)
  • MacBook Pro (15 ", 2016)
  • MacBook Pro (15 ", 2017)

Das 2016er MacBook Pro hat gemäss Apple die «zweite Generation» der Butterfly-Tastatur erhalten. Es wurde spekuliert, dass sie bereits leicht modifiziert wurde, um sie weniger fehleranfällig zu machen. Dazu äusserte sich der Hersteller nicht.

«Die Tastatur basiert auf unserem Butterfly-Mechanismus der zweiten Generation – für viermal bessere Tastenstabilität als bei herkömmlicher Scherenmechanik, ein noch angenehmeres Gefühl und eine noch schnellere Reaktion.»
Werbung fürs Macbook Proquelle: apple.com

Gemäss dem nun lancierten Reparatur-Programm sind auch Geräte mit der zweiten Generation fehleranfällig.

Im März wurde berichtet, dass Apple bei Reparaturen ein erneut technisch leicht modifiziertes Tastaturmodell einbaue.

Wer ein repariertes MacBook Pro zurückerhält, kann dies leicht überprüfen. Auf der Option-Taste ist beim neuen Modell wieder das Symbol ⌥ vorhanden. Beim alten Modell stand dort neben «Option» nur «alt».
quelle: maclife.de

Was sollen Besitzer jetzt tun?

Wenn Tastatur-Problemen auftreten, wendet man sich an Apple oder einen vom Hersteller anerkannten Reparaturdienst.

«Apple oder autorisierte Apple Service Provider leisten kostenlos Service für Tastaturen der qualifizierten MacBook- und MacBook Pro-Modelle. Die Art der Serviceleistung wird nach Untersuchung der Tastatur bestimmt und kann den Austausch einer oder mehrerer Tasten oder der gesamten Tastatur umfassen.»

In der Regel dürfte die gesamte Oberseite des Macbook-Gehäuses mitsamt der Tastatur ersetzt werden.

Wie lange hat man Zeit?

Das Reparatur-Programm ist zeitlich befristet: Man muss sich bis spätestens vier Jahre nach dem Kauf bei Apple melden.

«Dieses Programm ist für qualifizierte MacBook- und MacBook Pro-Modelle vier Jahre nach dem ersten Verkauf des Geräts im Einzelhandel gültig.»
quelle: apple.com

Gibt's Geld zurück?

Ja. Zumindest für Macbook-Besitzer, die bereits auf eigene Kosten eine Tastatur-Reparatur durchführen liessen.

«Wenn Sie der Meinung sind, dass Ihr MacBook oder MacBook Pro von diesem Problem betroffen war, und Sie für die Reparatur der Tastatur bezahlt haben, können Sie Apple kontaktieren und eine Rückerstattung beantragen.»
quelle: apple.com

Wo erfahre ich mehr?

Apple hat auf seiner Website Informationen zu dem sogenannten «Serviceprogramm» für Macbook-Käufer veröffentlicht:

Erste Hilfe: Apple rät Betroffenen, das Gerät mit Druckluft zu reinigen, falls eine Taste des MacBooks oder MacBook Pro nicht mehr reagiert oder der Widerstand einer Taste beim Drücken anders ist als bei anderen Tasten. Die Details gibt's hier.

Eine Druckluftdose mit Sprühröhrchen soll vorübergehend helfen.
Eine Druckluftdose mit Sprühröhrchen soll vorübergehend helfen.bild: apple.com

Reicht das?

Nein, kommentiert der Techblog 9to5Mac. Die Reparaturen seien zwar zu begrüssen, lösten aber das Problem nicht:

«Das Problem mit dem Reparaturprogramm ist (...), dass Apple einfach die defekte Tastatur gegen eine Tastatur mit dem gleichen Butterfly-Design austauscht. Dieses Design führt vermutlich zu den Problemen, mit denen viele Anwender konfrontiert sind.»
quelle: 9to5Mac

Dahinter verbirgt sich die problematische Design-Strategie, die Apple unter seinem Chef-Designer Jony Ive verfolgt. Geräte müssen immer dünner werden. Der watson-Redaktor hat entsprechende Bemühungen, die sich über alle Hardware-Kategorieren erstrecken, schon als «Schlankheitswahn» bezeichnet.

Um Geräte möglichst dünn zu bauen, verzichten die Kalifornier auch bewusst auf leistungsfähigere Akkus, wie ich Anfang 2017 nach dem Testen des Macbook Pro (13 Zoll) schrieb.

«Dünner ist nicht besser, wenn die Gewichts- und Umfangsreduktion zulasten der Akkuleistung geht. Apple hat sich bei Smartphones (dank iPhone) und Notebooks (Macbook Air und Pro) eine Top-Position erkämpft. Diese setzt man wegen ein paar Millimetern Durchmesser aufs Spiel.»
quelle: watson.ch

Für Apple könne das Reparaturprogramm sehr teuer werden, kommentiert 9to5Mac: Wenn ausfallende Tastaturen durch solche ersetzt werden, die ihrerseits wieder ausfallen ...

Wobei dem Hersteller derzeit wohl nichts anderes übrig bleibt, auch wenn es sich um einen Design-Fail handelt.

Wann neue Macbooks mit einer verbesserten Tastatur lanciert werden, ist nicht bekannt.

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28 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Loe
25.06.2018 11:04registriert Juni 2017
Es geht nichts über eine echte mechanische Tastatur 😊
7112
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B-Arche
25.06.2018 13:13registriert Februar 2016
Wieso immer dünner und noch dünner? Wer kann auf die Schwachsinnsidee, dass Laptops und Telefone immer dünner sein müssen obwohl das zu Lasten der Usability geht?
Wieviele Benutzer hätten gerne 2mm mehr Dicke wenn dadurch der Akku doppelt so lange hält? Viele!
Aber da wird lieber die Kopfhörerbuchse abgeschafft, um nochmal einen halben Millimeter zu gewinnen.
Woher kommt dieser Dünn-Wahn?
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Alnothur
25.06.2018 09:54registriert April 2014
So dermassen fürchterlich, wie sich diese Tastatur schon nur anfühlt, überrascht mich das kein bisschen...
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