Herr Näpflin, die Bilder aus Adelboden, ausgelassenes Feiern, oft ohne Maske: Wie haben Sie die betrachtet?
Grundsätzlich ist man sich sicher nicht mehr an solche Bilder gewohnt nach zwei Jahren Pandemie. Aber die Veranstalter der Weltcuprennen – die in Adelboden und auch wir in Wengen – haben eine Bewilligung, die zwar 3G voraussetzt, aber im Freien keine Maskenpflicht.
Also ist eine generelle Maskenpflicht für die Rennen am Lauberhorn kein Thema?
Wir setzen auf eine Maskenempfehlung und auf die Eigenverantwortung der Zuschauer. Bei uns ist die Situation auch anders als in Adelboden, wir haben keine grosse Tribüne im Zielraum, wo die Leute eng zusammenstehen.
Dafür gibt es weiter oben beim Girmschbiel eine natürliche Tribüne, von der aus man auf Canadian Corner und Hundschopf sieht.
Ja, aber dort haben die Leute genug Platz, um sich zu verteilen. Wir werden zudem das Publikum über die Lautsprecher dazu auffordern, eine Maske anzuziehen, wenn die Abstände nicht eingehalten werden können. Es wird am Lauberhorn keine Maskenpflicht geben, aber eine enge Begleitung der Leute.
Wie genau wird das aussehen?
Es ist unser Ziel, das Publikum zum Maskentragen zu animieren, auf eine positive Art. Wir haben einen Ordnungsdienst, aber diese Leute sollen keine Polizisten sein. Wir überlegen beispielsweise, einen Wettbewerb zu machen, bei dem man etwas gewinnen kann, wenn man eine Maske trägt.
Mit Verlaub: Reicht das wirklich? Adelboden hat doch gezeigt, dass das mit der Eigenverantwortung nicht funktioniert.
Das ist so.
Und trotzdem wollen sie keine Maskenpflicht.
Als Veranstalter halten wir uns an die Vorgaben der Behörden. Die Leute müssen lernen, Verantwortung zu übernehmen. Wir werden sie dazu anhalten, das zu tun, aktiv, aber ohne Pflicht.
Haben Sie Angst, mit einer Maskenpflicht die Zuschauer – also Ihre Kunden – zu vergraulen?
Nein, absolut nicht. Wie gesagt: Wir halten uns an die Vorgaben der Bewilligungsbehörden. Drinnen gilt überall Maskenpflicht und auch 2G. Draussen 3G und eine Maskenempfehlung. Wir stellen das nicht in Frage, gehen aber auch nicht selbst weiter. Ich bin kein Virologe, sondern halte mich daran, was die Spezialisten uns sagen.
Hand aufs Herz: Wäre es nicht klüger, ganz auf Zuschauer zu verzichten?
Nein, wir müssen lernen, eigenverantwortlich mit dem Virus umzugehen. Klar, wenn man die Fallzahlen anschaut, erschrickt man. Aber die Belegung der Spitäler zeigt ein anderes Bild.
Der Berner Gesundheitsdirektor Pierre-Alain Schnegg plädierte zuletzt auch für Eigenverantwortung und sagte, er plane keine Verschärfungen. Was haben sie für Signale?
Die gleichen: Wir haben keine Signale, dass eine Verschärfung geben wird.
In Wengen ist es sehr eng, im Dorf, auch im Zug, der Athleten, Touristen und Skifans auf den Berg bringt. Wie gehen Sie damit um?
Es ist unsere Pflicht, für die Gesundheit von allen zu schauen. Am wichtigsten sind die Athleten, deshalb müssen wir sie sehr gut schützen. In den Hotels wurden alle Angestellten nochmals durchgetestet. Wenn sich dennoch jemand infiziert, können wir sofort den ganzen 500-köpfigen Weltcup-Tross durchtesten. Am Berg schauen wir, dass es keine Durchmischung gibt. Kein Tourist darf mit einem Rennfahrer auf dem Sessel sitzen. Denn man darf eines nicht vergessen.
Was?
Es reden jetzt zwar alle über die Skifans, die keine Maske getragen haben, weil diese Bilder gerade sehr präsent sind. Aber im Skigebiet darf man ohne irgendwelche Zertifikate unterwegs sein, ungeimpft, ohne Test oder Genesenen-Status. Hier gelten die gleichen Regeln wie für alle anderen ÖV-Betrieben auch.
Als Veranstalter bringen die Zuschauer zwar Farbe und Stimmung, aber dieses Jahr auch einen riesigen Aufwand.
Natürlich, aber wir sind von den Zuschauereinnahmen abhängig, wir brauchen sie, um unsere Kosten zu decken.
Was passiert, wenn jetzt noch eine kurzfristige Absage kommt?
Dann käme der Schutzschirm für Grossveranstaltungen zum Tragen. Es würde für uns also nicht existenzbedrohend, aber wir müssten einen Selbstbehalt von zehn Prozent tragen – bei unseren fünf Millionen Budget wäre das eine halbe Million Franken.
Letzteres ist vielleicht aber auch nicht so schlimm… 😉