Es kommt selten vor, dass einem Schweizer Fussballer in der gleichen Champions-League-Partie zwei Tore gelingen. Kubilay Türkyilmaz schaffte das zwei Mal, Stéphane Chapuisat ebenso, Alex Frei bei einem legendären 3:3 des FC Basel auswärts bei Manchester United.
Der kleine Noah Okafor war damals elf Jahre alt, bereits ebenfalls beim FCB, und bestimmt träumte er davon, eines Abends auch die wunderbare Champions-League-Hymne auf dem Rasen stehend zu erleben und in der Königsklasse zu treffen. Gestern erfüllte sich dieser Bubentraum in Salzburg.
2 – Noah Okafor erzielt den ersten Champions-League-Doppelpack eines Schweizers seit Dimitri Oberlin am 27. September 2017 für Basel gegen Benfica (5-0). Angekommen. #SALWOB #UCL pic.twitter.com/QFXouU6fBd
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Okafor wirbelte auf Linksaussen, sorgte mit seinem Tempo immer wieder für Gefahr vor dem Wolfsburger Tor. Die «Kronen-Zeitung» gab ihm die Bestnote 6 und schrieb, er habe «ohne Zweifel das Spiel seines bisherigen Lebens» bestritten. Der junge Schweizer habe «die Wölfe-Abwehr aufgemischt, dass ihr Hören und Sehen verging». Und eben: Okafor schoss seine ersten beiden Treffer in der Champions League. Sowohl beim 2:1 wie beim 3:1 stand er nach einem Corner goldrichtig, um den Ball ins Netz zu drücken.
«Hervorragend!», sagte Okafor danach mit der Auszeichnung für den «Mann des Spiels» im Arm. «Mir fehlen die Worte. Ich bin sehr glücklich über meine ersten Champions-League-Tore.» Pflichtbewusst fügte er an, dass er noch glücklicher darüber sei, dass man drei Punkte gewonnen habe: «Jetzt stehen wir auf dem ersten Platz. Ich bin sehr, sehr stolz auf die Mannschaftsleistung, den gesamten Trainerstab, es ist einfach hervorragend.»
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Salzburg winkt der erstmalige Einzug in die Champions-League-Achtelfinals. Bei Halbzeit der Gruppenphase haben die «Bullen» sieben Punkte – und vor allem einen schönen Vorsprung auf die Gegner. Lille und Sevilla trennten sich gestern torlos.
Er sei extrem stolz auf sein Team, sagte Salzburgs Trainer Matthias Jaissle. «Das ist beeindruckend. In der Vergangenheit hatte Salzburg oft Pech. Jetzt kann man die Champions-League-Spiele geniessen, weil auch die Ergebnisse stimmen.» Es sei eine reife Leistung seiner Mannschaft gewesen, die «nahe an den 100 Prozent» gewesen sei.
Ein Sonderlob gab es natürlich für Matchwinner Okafor. «Er belohnt sich für seine harte Arbeit», sagte Jaissle. Der Trainer beschrieb seinen Basler Offensivspieler als «sehr bescheiden und wissbegierig.» Nach einer schwierigen ersten Saison nach dem Wechsel für 11 Millionen Euro vom FC Basel ist er nun endlich angekommen.
«Der Rekordtransfer wacht auf», titelten die «Salzburger Nachrichten» bereits vor drei Wochen. In der österreichischen Liga traf Okafor schon vier Mal in neun Einsätzen, im Schnitt alle 81 Einsatzminuten. Ein starker Wert, wobei Salzburg das dominierende Team der Bundesliga ist, mit 31 Punkten aus 11 Spielen. Der neunte Titelgewinn in Folge ist das Ziel.
Auch in der U21-Nati überzeugte Okafor zuletzt, er schoss in der EM-Qualifikation beide Schweizer Treffer beim 2:2 gegen die Niederlande. Vielleicht kommt es bald zur Rückkehr in die A-Nati: Für die lief er bislang ein Mal auf, für sieben Minuten im (verlorenen) Spiel um Platz 3 der Nations League gegen England im Sommer 2019.
Das Nationalteam ist aber Zukunftsmusik. Schon gestern dachte Noah Okafor an den Sonntag, wenn das Duell mit Sturm Graz ansteht. Der einzige verbliebene Verfolger in der Bundesliga hat bereits acht Punkte Rückstand, alle anderen Teams liegen schon sagenhafte 16 Zähler und mehr zurück.
Okafor sagte nach seiner Gala, was fast jeder Fussballer sagt nämlich, dass man dieses Spiel nun analysieren müsse und dann «Tag für Tag weitermachen, Spiel für Spiel nehmen, genau so weiterspielen, unser Spiel durchziehen.» Dann, so denke er, habe Red Bull Salzburg sehr gute Chancen, auch die nächsten Spiele zu gewinnen. Egal ob in der Bundesliga oder in der Champions League.