International
Coronavirus

Totschweigen? Wie Turkmenistan angeblich mit dem Coronavirus umgeht

FILE - In this Saturday April 23, 2011 file photo, Turkmenistan's President Gurbanguli Berdymukhamedov smiles as he rides a horse with a dove on his shoulder at a ceremony in the capital Ashgabat ...
Präsident Gurbanguly Berdymuchammedow gilt als Pferdenarr.archivBild: AP

Totschweigen? Wie Turkmenistan angeblich mit dem Coronavirus umgeht

Das autoritär geführte Turkmenistan in Zentralasien will Medienberichten zufolge das Coronavirus aus dem täglichen Sprachgebrauch verdrängen – notfalls auch mit Staatsgewalt. Das Wort sei bereits aus Informationsbroschüren der Behörden über die Krankheit gestrichen worden, berichteten unabhängige lokale Medien in der Hauptstadt Aschchabad.
31.03.2020, 20:5103.04.2020, 08:54
Mehr «International»

Selbst wer die Pandemie in Privatgesprächen erwähne, könne festgenommen werden. Auch die Organisation «Reporter ohne Grenzen» kritisierte, die staatlich kontrollierten Medien dürften das Coronavirus nicht mehr erwähnen. «Die Weigerung, Informationen herauszugeben, gefährdet die Menschen in Turkmenistan», teilte die Organisation am Dienstag mit.

«Die Behörden machen ihrem Ruf alle Ehre.» Das passe ins Bild des autoritären Stils von Präsident Gurbanguly Berdymuchammedow. Er hatte erst vor mehr als zehn Jahren Unterrichtsverbot für Mathematik und Fremdsprachen an Schulen aufgehoben.

Desinfektionsspray in den Mund?

Trotz der Weigerung, das Coronavirus zu erwähnen, ergreifen die Behörden Vorsichtsmassnahmen. An Bahnhöfen und Bushaltestellen wird den Berichten zufolge die Temperatur gemessen. An gut besuchten Orten und in Bankfilialen werden Feuchttücher ausgeteilt. Dort müssten sich Menschen auch Desinfektionsspray in den Mund sprühen. Veranstaltungen sind nicht verboten.

Offiziell habe sich niemand mit dem Virus infiziert, hiess es in den Berichten. Es gebe aber bereits erste Fälle. In Turkmenistan am Kaspischen Meer leben rund sechs Millionen Menschen. Das abgeschottete Land liegt an der Grenze zu dem vom Sars-CoV-2-Virus besonders stark betroffenen Iran.

Sieben Jahre Haft in Russland

Turkmenistan belegte 2019 im weltweiten Index der Pressefreiheit laut «Reporter ohne Grenzen» den letzten Platz. Die Regierung kontrolliert sämtliche Medien in der früheren Teilrepublik der Sowjetunion, die wenigen Einwohner mit Internetanschluss können nur eine zensierte Version des Internets verwenden.

Russland hat die Massnahmen zur Eindämmung des Virus inzwischen hochgefahren. Dort drohen bei Verstössen gegen die Quarantäne bis zu sieben Jahre Haft. In Ost-Asien ist die erste Corona-Welle vorüber. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt jedoch davor, von einer Entspannung auszugehen. Die Epidemie dort sei «noch längst nicht vorbei», sagte der WHO-Vertreter Takeshi Kasai. (ram/sda/dpa)

Update vom 3. April:
Die Organisation «Reporter ohne Grenzen» hat ihre ursprüngliche Meldung in der Zwischenzeit revidiert. Neu heisst es, das Wort «Coronavirus» sei nicht verboten. Die turkmenischen Behörden würden es bloss so weit wie möglich vermeiden, das Wort zu verwenden.
DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
So kam das Coronavirus in die Schweiz – eine Chronologie
1 / 59
Das Coronavirus in der Schweiz – eine Chronologie
31. Dezember 2019: Erste Meldungen über eine mysteriöse Lungenkrankheit, die in der zentralchinesischen Metropole Wuhan ausgebrochen ist, werden publiziert. 27 Erkrankte sind identifiziert.
quelle: keystone
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Du bist erledigt, Covid-19!»
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
16 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Glenn Quagmire
31.03.2020 20:58registriert Juli 2015
...und darum liebe Kinder, gibt es dieses Land nicht mehr.
1828
Melden
Zum Kommentar
avatar
Güx
31.03.2020 21:19registriert März 2020
John Oliver hat sich diesem Herrn Präsidenten in seiner Show gewidmet: Ein durchaus sehenswerter Beitrag 😀
1575
Melden
Zum Kommentar
avatar
Bitsundbites
31.03.2020 21:31registriert Juli 2019
Spannender Ansatz. Wird bei der Aufarbeitung der Krise ein guter Benchmark werden.
1103
Melden
Zum Kommentar
16
Heftige Sturmböen erfassen Sessel in Cervinia (IT) bei Zermatt

Wer den Gründonnerstag im Wintersportgebiet Cervinia (IT) verbrachte, wird den Skitag so schnell wohl nicht vergessen. Im italienischen Skigebiet, das an Zermatt angrenzt, wechselte das Wetter am Donnerstagnachmittag abrupt, sodass der Sessellift geschlossen werden musste.

Zur Story