Selbst wer die Pandemie in Privatgesprächen erwähne, könne festgenommen werden. Auch die Organisation «Reporter ohne Grenzen» kritisierte, die staatlich kontrollierten Medien dürften das Coronavirus nicht mehr erwähnen. «Die Weigerung, Informationen herauszugeben, gefährdet die Menschen in Turkmenistan», teilte die Organisation am Dienstag mit.
«Die Behörden machen ihrem Ruf alle Ehre.» Das passe ins Bild des autoritären Stils von Präsident Gurbanguly Berdymuchammedow. Er hatte erst vor mehr als zehn Jahren Unterrichtsverbot für Mathematik und Fremdsprachen an Schulen aufgehoben.
Trotz der Weigerung, das Coronavirus zu erwähnen, ergreifen die Behörden Vorsichtsmassnahmen. An Bahnhöfen und Bushaltestellen wird den Berichten zufolge die Temperatur gemessen. An gut besuchten Orten und in Bankfilialen werden Feuchttücher ausgeteilt. Dort müssten sich Menschen auch Desinfektionsspray in den Mund sprühen. Veranstaltungen sind nicht verboten.
Offiziell habe sich niemand mit dem Virus infiziert, hiess es in den Berichten. Es gebe aber bereits erste Fälle. In Turkmenistan am Kaspischen Meer leben rund sechs Millionen Menschen. Das abgeschottete Land liegt an der Grenze zu dem vom Sars-CoV-2-Virus besonders stark betroffenen Iran.
Turkmenistan belegte 2019 im weltweiten Index der Pressefreiheit laut «Reporter ohne Grenzen» den letzten Platz. Die Regierung kontrolliert sämtliche Medien in der früheren Teilrepublik der Sowjetunion, die wenigen Einwohner mit Internetanschluss können nur eine zensierte Version des Internets verwenden.
Russland hat die Massnahmen zur Eindämmung des Virus inzwischen hochgefahren. Dort drohen bei Verstössen gegen die Quarantäne bis zu sieben Jahre Haft. In Ost-Asien ist die erste Corona-Welle vorüber. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt jedoch davor, von einer Entspannung auszugehen. Die Epidemie dort sei «noch längst nicht vorbei», sagte der WHO-Vertreter Takeshi Kasai. (ram/sda/dpa)