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Corona: So denken die Schweizer über das Krisenmanagement des Bundesrats

epa08336249 Consumers wearing face masks in a supermarket in Vienna, Austria, 01 April 2020. The Austrian government has announced additional measures slowing down the ongoing pandemic of the COVID-19 ...
In der Schweiz gilt keine Maskenpflicht, anders als etwa in Österreich beim Einkaufen.Bild: EPA

So denken die Schweizer über das Krisenmanagement des Bundesrats – und das Maskentragen

Jeder dritte Schweizer ist bereit, einen Mundschutz zu tragen und über die Hälfte der Bevölkerung arbeitet im Homeoffice. Das zeigen neue Umfragewerte.
11.04.2020, 07:23
Patrik Müller / schweiz am wochenende
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Noch vor einem Monat war das Tragen einer Schutzmaske hierzulande kaum vorstellbar. Nur 11 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer gaben an, dass sie «sehr wahrscheinlich oder wahrscheinlich» einen Mundschutz tragen werden.

Das Umfrageinstitut Link befragt die Bevölkerung im Wochentakt zur Coronapandemie, und in der jüngsten Studie, die der «Schweiz am Wochenende» vorab vorliegt, ist dieser Wert markant von 11 auf 34 Prozent gestiegen. Die Forscher interpretieren das so: «Rund ein Drittel der Bevölkerung ist bereit, einen Mundschutz zu tragen.» Im Tessin sind es sogar über 60 Prozent.

Unterstützung für den Notstand:

Was halten Sie davon, dass der Bundesrat den Notstand ausgerufen hat?

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daten: link-institut/grafik: stefan bogner

Folgen für eigene Finanzen:

Befürchten Sie negative Folgen für Ihre persönlichen Finanzen?

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daten: link-institut/grafik: stefan bogner

Tragen einer Maske:

Zustimmung zur Frage, ob man Mundschutz tragen wird.

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daten: LINK-Institut/Grafik: Stefan Bogner

Der hohe Anteil ist bemerkenswert, weil das Bundesamt für Gesundheit nach wie vor nicht empfiehlt, eine Maske zu tragen. In vielen Ländern ist das anders: In Österreich gilt beim Einkaufen sogar eine Maskenpflicht. Die Umfrage zeigt, dass die Schweizerinnen und Schweizer die Empfehlungen des Bundes sehr ernst nehmen.

Bereits 58 Prozent der Bevölkerung arbeiten im Homeoffice

98 Prozent geben an, sich regelmässig die Hände zu waschen, 97 Prozent verzichten aufs Händeschütteln und 58 Prozent arbeiten im Homeoffice (vor einem Monat waren es erst 31 Prozent). Das widerspiegelt den «Ruck», der gemäss Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga durchs Land gegangen ist.

Vor sechs Jahren empfahl der damalige Armeechef André Blattmann in einem Interview mit dieser Zeitung das Anlegen von Notvorräten – und erntete damals Spott und Hohn. Heute lacht niemand mehr über solche Ratschläge. Gemäss Link-Umfrage sagen 32 Prozent der Schweizer, dass sie einen Notvorrat anlegen. Zu Beginn der Coronakrise waren es nur 19 Prozent.

Diese Tendenzen sagen einiges darüber aus, wie sehr die Pandemie die Bevölkerung verunsichert – was die Gesundheit, aber auch, was die Wirtschaft angeht. Über 90 Prozent erwarten negative Folgen für die Schweizer Wirtschaft. Interessanter ist jedoch, wie die Befragten ihre eigene persönliche Situation einschätzen. Immerhin 45 Prozent glauben, dass sie selber nicht finanziell betroffen sein werden. 30 Prozent befürchten hingegen, dass sich ihre finanzielle Lage verschlechtern wird (im Tessin: 36 Prozent).

Anzunehmen ist, dass vor allem Selbstständige sowie von Kurzarbeit betroffene Arbeitnehmer dieser Ansicht sind – sie spüren die Krise inzwischen sehr direkt. Fast ein Viertel aller Erwerbstätigen ist zurzeit auf Kurzarbeit gesetzt; für viele bedeutet das Lohneinbussen bis zu 20 Prozent.

Die Bevölkerung steht nach wie vor hinter den Notstandsmassnahmen des Bundesrats. Nur 11 Prozent halten diese für übertrieben. Allerdings hat die Kritik leicht zugenommen: Vor einer Woche bezeichneten noch 8 Prozent die Massnahmen für übertrieben.

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66 Kommentare
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HugiHans
11.04.2020 08:25registriert Juli 2018
Wie das Händewaschen ist auch das richtige Masken tragen erlernbar. Und ich bin ziemlich sicher, dass das Maskentragen z.Z. in Ladenlokalen, im Taxi oder bei bestimmten Dienstleistungen wie Coiffeur, Podoligie, Physio usw. eine Rolle spielen wird bei der Teilaufhebung des Lockdowns.
Jetzt sind ja wieder welche verfügbar. Vorher hätte solche Massnahme gar nicht umgesetzt werden können, da schlichtwegs keine verfügbar waren.
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Hi D
11.04.2020 08:39registriert September 2017
Die Detaillisten sollten weg vom Offenverkauf. Habe diese Woche eine ältere Person beobachtet, die sich mit der Hand die schönsten Brötchen ausgegraben hat 😖 Obst und Gemüse kann ich wenigstens waschen.
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Reli
11.04.2020 08:20registriert Februar 2014
Die bisher getroffenen Massnahmen betrachte ich im Allgemeinen als angemessen. Sie sind aber sehr teuer und irgend jemand wird sie bezahlen. In der einen oder anderen Form werden wir wohl alle betroffen sein: Höhrere Steuern, höhere Beiträge zur Arbeitslosenkasse, allenfalls Inflation, Wertverlust von Immobilien und Aktien, dadurch mögliche Senkung der Umwandlungssätze bei der Pensionskasse, auch Bankguthaben könnten am Ende gefährdet sein... Man muss schon ein grosser Optimist sein, um zu glauben, die eigenen Finanzen seien da nicht betroffen. Hoffen wir, dass die Auswirkungen mild ausfallen.
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