Sport
Best of watson

Betrug im Schach? 19-jähriger Hans Niemann besiegt Superstar Carlsen

July 31, 2022, Chennai, Tamil Nadu, India: Grand Master Magnus Carlsen from Norway is seen during the round 3 of the 44th FIDE Chess Olympiad in Chennai. Chennai India - ZUMAl172 0163907496st Copyrigh ...
Magnus Carlsen wird den Sinquefield Cup in diesem Jahr nicht gewinnen. Bild: www.imago-images.de

Schach-Skandal – 19-Jähriger schlägt Superstar Carlsen, hat aber vielleicht betrogen

Hans Niemann besiegt beim Sinquefield Cup in St. Louis völlig überraschend mit Magnus Carlsen die Nummer 1 der Schach-Welt. Dass dem jungen Amerikaner nun Betrug vorgeworfen wird, kommt nicht von ungefähr.
08.09.2022, 13:3809.09.2022, 20:44
Mehr «Sport»

In der dritten Runde des Sinquefield Cup in St. Louis (USA) unterlag Magnus Carlsen, seines Zeichens seit 2013 ununterbrochener Schachweltmeister, dem erst 19-jährigen Hans Niemann. Eine Niederlage mit Folgen: Carlsen zieht sich erstmals überhaupt in seiner Karriere von einem Turnier zurück.

Der Rückzug des besten Schachspielers der Welt sorgt für Aufsehen in der Schachwelt. Carlsens Tweet, mit welchem er seinen Rückzug vom Turnier bekannt gab, hängte er eine Interviewsequenz von Fussball-Trainer José Mourinho an. In dieser sagte der Portugiese Folgendes: «Ich ziehe es vor, nicht zu sprechen. Wenn ich spreche, habe ich grosse Probleme. Und ich möchte keine grossen Probleme haben.»

Mit diesem Statement lässt Carlsen viel Raum für Spekulationen. Viele Schach-Fans sehen die Aussage Carlsens als Betrugsvorwurf gegenüber Niemanns. Auch Schach-Grossmeister Hikaru Nakamura sieht durchaus Anzeichen dafür, dass Carlsen in seiner Partie betrogen worden sei. Das geht unter anderen, indem man von einem versteckten Schachcomputer, der die Züge des Gegners in Echtzeit analysiert, Hinweise erhält, welche eigenen Züge die besten Optionen sind.

Die ehemalige Profi-Schachspielerin Anna Rudolf erklärt, wie sie einst mit Betrugsvorwürfen konfrontiert wurde.Video: YouTube/Anna Rudolf

Auffällig für Nakamura ist besonders, dass Niemann sich laut eigener Aussage besonders auf bestimmte Züge Carlsens aus der Vergangenheit vorbereitete. Die Schach-Datenbanken zeigen aber, dass Carlsen die besagten Züge noch nie zuvor gespielt hat. Dies erhärtet nicht unbedingt den Betrugsverdacht gegenüber Niemann, lässt allerdings Raum für Spekulationen offen.

FIDE Chess World Rapid & Blitz 2021 Hikaru Nakamura USA during the FIDE Chess World Rapid & Blitz 2021 in Warsaw, Poland, on December 28, 2021. Warsaw Poland PUBLICATIONxNOTxINxFRA Copyright:  ...
Hikaru Nakamura heizt die Spekulationen um Hans Niemann weiter an. Bild: www.imago-images.de

Besonders, da Niemann kein unbescholtenes Blatt in puncto Betrug ist. Der junge US-Amerikaner gestand bereits früher bei Online-Schachturnieren betrogen zu haben. «Ich habe bei zufälligen Partien auf Chess.com betrogen. Ich wurde damit konfrontiert. Ich habe gestanden. Und das war der grösste Fehler meines Lebens.»

Doch ob Niemann in alte Muster zurückgefallen ist oder ob er einfach eine gute Partie gespielt hat, daran scheiden sich die Geister in der Welt des Schachs weiterhin. Auf Social Media sieht sich der Amerikaner mit dänischen Wurzeln teils heftiger Kritik ausgesetzt. Jedoch sind sich die meisten Schach-Experten, welche die Partie gesehen und analysiert haben, einig, dass Niemann einfach eine gute Partie gespielt hat.

Entscheidend dürfte nun sein, wann Magnus Carlsen sich das nächste Mal zu Wort meldet. Denn ohne den Tweet und den Rückzug vom Turnier des Norwegers wäre der ganze Trubel um die Partie wohl nie entstanden und er dürfte auch der Einzige sein, der diesen beenden könnte. Indem er aufklärt, was er mit seinem Statement konkret aussagen wollte.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
22 fantastisch knappe Fotofinishs
1 / 27
25 fantastisch knappe Fotofinishs
NASCAR Cup Series, Atlanta, 2024: Daniel Suarez (unten) siegt drei Tausendstel vor Ryan Blaney (oben) und sieben Tausendstel vor Kyle Busch (Mitte).
quelle: tsn
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Siebenjähriger spielt Schach gegen Roboter – dann passiert es
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
102 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Grave
08.09.2022 15:09registriert April 2015
Ich fordere sofort die einführg des VAR beim Schach
12310
Melden
Zum Kommentar
avatar
Keller Baron
08.09.2022 14:12registriert Juni 2014
Der Typ verliert und zieht sich dann direkt vom Turnier zurück? Für mich sieht das eher nach einem schlechten Verlierer aus, als nach Betrug!
17464
Melden
Zum Kommentar
avatar
ganz gäbig
08.09.2022 14:25registriert Juni 2021
Alles was ich weiss ist, dass ein 19 jähriger den grossen Champion Magnus Carlsen mit den schwarzen Steinen besiegt hat. Es gibt Stand heute keine Hinweise auf Betrug.
Nun hat Carlsen eine Hexenjagt gestartet: Niemann wird von den Mächtigen (Nakamura; Chess.com) unter Druck gesetzt und vorverurteilt.
Der Rückzug und ein Tweet mit dieser Tragweite ohne weitere Informationen ist unsportliches Verhalten!
11622
Melden
Zum Kommentar
102
Die ZSC Lions finden immer eine Lösung – 9. Folge
So nah und doch so fern: Lausanne war beim Finalauftakt einer Sensation so nahe und doch war der Sieg so fern: Die ZSC Lions finden halt immer eine Lösung. Diesmal sorgte mit Yannick Weber einer für die Wende, der eigentlich Tore zu verhindern hat.

Yannick Weber (35) ist ein weitgereister Haudegen aus dem Bernbiet. Erfahren aus 14 Jahren Nordamerika, mehr als 500 NHL-Spielen und Auftritten auf der ganz grossen Bühne: 2017 verliert er an der Seite von Roman Josi mit Nashville den Stanley Cup-Final.

Zur Story