International
Israel

Israels Geheimdienst misshandelt offenbar Häftlinge im Verhör

Israels Geheimdienst misshandelt offenbar Häftlinge im Verhör

24.02.2016, 06:3424.02.2016, 06:50
Mehr «International»

Zwei israelische Bürgerrechtsorganisationen bezichtigen den Inlandsgeheimdienst Schin Bet, Häftlinge bei Verhören regelmässig zu misshandeln. Die Gruppen B'Tselem und Hamoked vermuten in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Bericht aufgrund der systematischen Anwendung eine Rückendeckung durch Regierungsstellen.

Moralkeule gegen Schlapphüte: Menschenrechtler sagen, Israels Geheimdienst schlage manchmal über die Stränge
Moralkeule gegen Schlapphüte: Menschenrechtler sagen, Israels Geheimdienst schlage manchmal über die Stränge
Bild: NIR ELIAS/REUTERS

Für den Report hatten die Menschenrechtsaktivisten 116 Palästinenser befragt, die 2013 und 2014 in einem Verhörzentrum des Schin Bet vernommen worden waren. Die dritte gemeinsame Untersuchung der beiden Gruppen bestätige die früheren Ergebnisse, heisst es in dem 70-seitigen Bericht mit dem Titel «Gedeckt vom System». Deshalb liege «die Schlussfolgerung nahe, dass dieses Verhalten die offizielle Verhörstrategie widerspiegelt».

Schlafentzug

Zu den üblichen Praktiken im Geheimdienst-Verhörzentrum des Schikma-Gefängnisses von Aschkelon in Südisrael gehören demnach, die Verdächtigen langzeitig des Schlafs zu berauben, sie stundenlang mit Händen und Füssen an Stühle zu fesseln sowie extremen Temperaturen auszusetzen. «Auch während Tagen oder Wochen die Kleidung nicht wechseln und nicht duschen zu dürfen sowie die Unterbringung in winzigen, übel riechenden Zellen sind Standardprozeduren», kritisieren die Organisationen in ihrem Bericht.

Um eine Stellungsnahme gebeten, erklärte der Schin Bet im Vorfeld der Veröffentlichung, die Angaben in dem Bericht seien «irreführend und verzerrt». Alle Verhöre würden «in Übereinstimmung mit dem Gesetz vorgenommen, um die Staatssicherheit zu bewahren». Der Geheimdienst unterliege dabei «permanenten Inspektionen durch interne und externe Aufsichtsorgane».

Vorwürfe von Palästinensern und Israelis

Bei allen von den Bürgerrechtsaktivisten Befragten handle es sich um palästinensische «Terrorverdächtige», erklärte der Schin Bet gegenüber AFP. In den vergangenen Monaten war dem Inlandsgeheimdienst von Anwälten rechtsextremistischer Israelis vorgeworfen worden, auch bei ihren unter Anschlagsverdacht stehenden Mandanten in Vernehmungen ähnliche Methoden anzuwenden.

Israel
AbonnierenAbonnieren

Der aktuelle Bericht merkt auch an, dass 39 der 116 Befragten vor ihrem Verhör durch den Schin Bet bereits vom Sicherheitsdienst der Palästinensischen Autonomiebehörde festgenommen und nach eigenen Angaben gefoltert worden waren. In einigen Fällen hätten die beiden Dienste offenbar ihre Informationen ausgetauscht.

(sda/afp)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
2 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
2
So unterschiedlich pendeln Schweizer und Amerikaner zur Arbeit
Wie pendeln Menschen weltweit zur Arbeit? Eine neue Studie bringt erstaunlich grosse Unterschiede zwischen Kontinenten, Regionen und einzelnen Städten zutage. Während vielerorts ein bunter Mobilitätsmix vorherrscht, setzen Amerikanerinnen und Amerikaner fast ausschliesslich aufs Auto.

Andere Länder, andere Sitten: Was hierzulande als «normal» angesehen wird, gilt andernorts als komplett exotisch. Kulturelle Unterschiede zwischen einzelnen Ländern oder Regionen gibt es in fast allen Bereichen des Lebens – auch beim Arbeitsweg.

Zur Story